Anzeige
Anzeige
Anzeige

Getöteter 4-Jähriger: Kein Essen und kein Geschenk zu Weihnachten

Malgorzata W. (l.) und Daniel G. auf der Anklagebank.

Anzeige
Anzeige

Hannover. Am heutigen Montag, 18. September, wurde der Prozess zum getöteten Vierjährigen aus Barsinghausen fortgeführt. Für den Vormittag hatte die Jugendkammer des Landgerichts Hannover Familienmitglieder des Angeklagten Daniel G. geladen. Die Erinnerungslücken waren groß.

Anzeige

Gleich zu Beginn des Prozesstages wurden die Schwester (37) und die Mutter (57) von Daniel G. getrennt voneinander als Zeugen geladen. Aufgrund ihres Verwandtschaftsverhältnisses zu G. nahmen sie ihr Recht in Anspruch die Aussage zu verweigern. Auch ihre bei der Polizei gemachten Aussagen ließen sich nicht zu. Beide verließen weinend den Gerichtssaal, G. schaute, wenn, nur verstohlen zu seiner Mutter und der Schwester. Weite Teile des Prozesses verbrachte er mit dem Blick auf den Boden gerichtet. Malgorzata W., die Mutter des verstorbenen vierjährigen Fabian, erwiderte einen der seltenen Blicke von G. nicht. Auch sie schaute stets zu Boden.

Regelmäßige Treffen – Über Auffälligkeiten wurde nicht gesprochen

Am Vormittag wurde auch noch der Freund der Schwester von G. gehört. Da die beiden nicht verheiratet sind, konnte der 44-Jährige die Aussage nicht verweigern. Eine Dolmetscherin übersetzte für den Polen. G. kenne er seit Juli 2021, W. und ihre Kinder habe er im Mai 2022 kennengelernt. Es habe regelmäßige Treffen der Familie gegeben, ein bis zwei Mal im Monat. Einen größeren Umgang mit den Kindern will der 44-Jährige in der Zeit nicht gehabt haben. Der Umgang von Daniel G. und Malgorzata W. mit den Kindern sei normal gewesen. Strafen, oder Gewalt, habe er nicht beobachtet. Vor dem Kennenlernen von Malgorzata W. habe G. unter der Trennung seiner damaligen Frau gelitten, auch ein Mal geweint, da er seine beiden Söhne nicht mehr regelmäßig sehen durfte. Auf die Nachfrage des Gerichts, warum die Frau sich von Daniel G. trennte – Gewalt und Flucht in ein Frauenhaus – wusste der Zeuge nichts davon. Es wurde nie darüber gesprochen.

Das Geschenk für Fabian verschwand sofort

Immer wieder musste die Richterin dem Zeugen Aussagen aus seiner Polizeiaussage vorhalten, da sich der Zeuge nicht genau erinnerte. Die Weihnachtstage 2022 wurden näher beleuchtet, denn der Zeuge sagte aus, dass ihm zu der Zeit auffiel, dass Fabian stark abgenommen habe. Der Junge soll auch eine Wunde gehabt haben, die an Stirn und Schläfe mit Schorf bedeckt war. Nachfragen, warum der Junge verletzt war, habe es seines Wissens nicht gegeben. Auffällig war auch, dass nachdem G. und W. erst spät mit den Kindern am 24. Dezember zur Familienfeier eintrafen, Fabian nichts mehr essen durfte, die Schwester (7) hingegen schon. Erklärt wurde dies damit, dass der Junge sich ansonsten nachts einmache, wenn er zu spät esse. Zwischen Malgorzata W. und der Mutter und der Schwester von G. soll es dann zu einer Diskussion gekommen sein, dass der Junge etwas essen müsse. G. Habe sich nicht eingemischt. Daraufhin verließen G. und W. die Feier mit den Kindern. Am 25. Dezember erschienen sie nur für etwa eine halbe Stunde zum Familientreffen. Der Zeuge erinnerte sich nur noch daran, dass Fabian vor dem Fernseher saß und still war. Ob es auch Geschenke gab, wollte das Gericht wissen. Ja, die Kinder hätten an Weihnachten Geschenke bekommen, sie ausgepackt und damit gespielt. Nur das Geschenk für Fabian wurde von der Mutter Malgorzata sofort einkassiert und sei in ihrer Handtasche verschwunden.

G.s Verteidiger Björn Nordmann wollte wissen, ob es nie Gespräche zu dem Verhalten nach Weihnachten gegeben habe. Laut dem Zeugen sprach die Familie nicht darüber. Matthias Waldraff, Verteidiger von Malgorzata W., wunderte sich ebenfalls, dass innerhalb der Familie nicht über den Umgang mit Fabian gesprochen wurde, oder auch die Gewalt gegenüber seiner Ex-Frau je Thema waren. Die Richterin hielt dem Zeugen noch eine Aussage aus dem Polizeiprotokoll vor, so fragten die Polizisten den Zeugen damals: „Der Junge hatte blaue Flecken, hatte stark abgenommen und erhielt auch kein Geschenk. Warum wurden bestimmte Verhältnisse nicht gemeldet?“ „Die Familie hat nicht darüber gesprochen und wir haben keine Gewalt gesehen“, so der Zeuge.

Noch am Vormittag wurde die Verhandlung unterbrochen und soll mit weiteren Zeugenaussagen am frühen Nachmittag fortgesetzt werden.

Dem 33-jährigen Lebensgefährten Daniel G. und der 28-jährigen Kindsmutter Malgorzata W. wird Mord bzw. Mord durch Unterlassen in Tateinheit mit schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Dem Angeklagten G. wird zudem schwerer sexueller Missbrauch eines Kindes zur Last gelegt.