Barsinghausen. Rund 700 Schüler aus den Jahrgängen 8 bis 10 der Barsinghäuser Schulen und der Oberschule Gehrden waren angemeldet und eroberten am Mittwoch den Zechensaal samt Außengelände, um die Barsinghäuser Ausbildungsmesse zu erkunden.
Die Schwierigkeit, Ausbildungsbetriebe und junge Menschen in Verbindung miteinander zu bringen, ist die Hauptaufgabe der Ausbildungsmesse in Barsinghausen, erklärte Max Matthiesen, Vorsitzender der Ausbildungsmesse, bei der Eröffnung. "Die Bandbreite der verschiedenen Ausbildungsberufe in Barsinghausen ist enorm. In ganz Niedersachsen gibt es jedoch das Problem, dass die altersschwachen Jahrgänge bald in Rente gehen und nicht genug Nachwuchskräfte nachkommen", so Matthiesen. "20.000 Lehrstellen bleiben unbesetzt." Auf der Ausbildungsmesse könnten bei Mitmachaktionen schnell persönliche Kontakte geknüpft werden, um sich über das Berufsleben nach der Schule zu informieren.
Auch Barsinghausens Wirtschaftsförderer Timo Muchow zeigte sich von den 40 Ständen ortsansässiger Unternehmen und weiterer Institutionen begeistert. Diese stellten über 70 Ausbildungsberufe vor. "Ich bin stolz, dass so viele Unternehmen wieder dabei sind. Ich musste in Gesprächen oft von Unternehmen erfahren, wie schwer es sei, Kontakt zu den jungen Leuten aufzubauen." Umso schöner sei es, dass die Betriebe nun die Chance zur Kontaktaufnahme nutzten und auch so viele Schüler vor Ort seien.
Auch Bürgermeister Henning Schünhof zeigte sich zufrieden. Die Stadt unterstützt die Ausbildungsmesse finanziell. "Ich danke allen Unternehmen, die sich an der Messe beteiligen", so Schünhof. "Ich wünsche allen viel Spaß und Freude und hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr wieder so zahlreich hier wiedersehen."
Schnell kamen dann Unternehmen und Schüler in Kontakt. So lernten die Interessierten zum Beispiel die Einsatzmöglichkeiten von Stahl, die Herstellung von Stromkreisläufen und die fachgerechte Entsorgung von Müll kennen, sie konnten Glas zuschneiden und Pflastersteine verlegen, Fäden ziehen an einer Kunsthaut, eine Stimmübung an einer fertigen Orgelpfeife ausprobieren, sowie den Wert eines Motorrades schätzen und die Aufgaben aus Einstellungstests üben. Bei der Polizei wurde es sportlich und bei der Bäckerinnung köstlich.
"Die Lage bleibt schwierig", erklärte Hendrik Mordfeld, Bäckerei Hünerberg. "Viele Bewerbungen gibt es nicht, daher bin ich froh, dass wir geeignete Auszubildende gefunden haben." Auch bei Juwelier Speckmann konnte man mit etwas Glück zwei Auszubildende finden. "Bewerbungen hatten wir kaum, aber dann haben wir kurzfristig zwei Kandidaten gefunden, die nun bei uns angefangen haben", erklärte Inhaberin Kathrin Rudolph. Doch auch um Schüler über Praktikumsmöglichkeiten zu informieren, sei die Messe ideal. Lea Schischke ist nun im dritten Lehrjahr bei Juwelier Speckmann und hat den Schritt nicht bereut: "Zuerst wollte ich einfach nur raus aus der Schule und arbeiten. Doch jetzt mit der Ausbildung und der Berufsschule bin ich sehr zufrieden. Außerdem kann man mit einer kaufmännischen Ausbildung immer etwas anfangen."
Georg Schloetmann, Orgelbauer, ist sogar aus Hemmingen nach Barsinghausen gekommen, um bei der Messe dabei zu sein. „Als Exoten haben sie mich gerne aufgenommen“, lacht Schloetmann. Auch in seinem Bereich sei es schwierig Azubis zu finden, da viele junge Menschen oft abgeschreckt reagierten, müssten sie für Kundenaufträge weitere Strecken auf sich nehmen. „Wir sind in ganz Niedersachsen, aber auch mal bis Hessen unterwegs“, erklärt der Orgelbaumeister. Marei Kröber, spira tec Group (zuvor on/off), bedauert den Bewerbermangel ebenfalls. „Nur eine von drei Stellen konnten wir besetzen. Positiv ist aber, dass immer mehr junge Frauen sich für unseren technischen Bereich interessieren. Hier auf der Messe folgt ein Gespräch auf das andere.“
Yvonne Salewski von pro regio dankte allen Unternehmen für die Teilnahme. Sie freute sich, dass in diesem Jahr auch der Außenbereich genutzt werde. Außerdem wurde im Zechensaal ein „Café“ eingerichtet, wo neben dem Messetrubel auch mal ruhigere Gespräche geführt werden können. Auch sie dankte, ebenso wie Max Matthiesen, der Stadt Barsinghausen für die Unterstützung.
Auch das Videoprojekt “45 sec – young images“, welches gemeinsam von Ausbildungsmesse, Stadt und VHS Calenberger Land organisiert wird, findet auf der Ausbildungsmesse Anwendung. „Das tolle hierbei ist, dass sehr kurze Videos zum Thema Ausbildung von Jugendlichen für Jugendliche gemacht werden, die dann über Social Media geteilt werden können“, beschreibt Timo Muchow das Projekt, „Diese Videos finden mehr Anklang als hoch professionelle Agenturvideos, die den Jugendlichen oft zu lang und zu trocken sind.“