Ronnenberg.
Die Machtübernahme der Nazis 1933 bedeutete für Juden in Deutschland, dass sie ausgegrenzt und verfolgt wurden. Infolge des Naziterrors kehrten zahlreiche Bürger jüdischen Glaubens Deutschland den Rücken. So auch Heinz Seligmann und sein Cousin Günther aus Ronnenberg. Die beiden Ronnenberger waren die ersten Juden, die aus der Burgbergstadt 1937 flüchteten. Sie ließen sich in Brasilien nieder.
Heinz Seligmann ist heute 104 Jahre alt. Er lebt in Rio de Janeiro. Und im März 2018 bekam Heinz Seligmann Besuch aus seiner Heimatstadt Ronnenberg. Peter Hertel und seine Ehefrau Christiane Buddenberg-Hertel waren für einen Kurzbesuch angereist. Peter Hertel hat in den vergangenen Jahren im Auftrag der Stadt die Geschichte der Juden in Ronnenberg aufgearbeitet. "In diesem Zusammenhang ist auch die Reise einzuordnen", sagt Hertel.
In einem gut einstündigen Video-Gespräch mit Heinz Seligmann seinen Besuchern über die Situation der Juden im damaligen Ronnenberg, seine Flucht und über seine Tätigkeiten in Sao Paulo und Rio de Janeiro. In Brasilien arbeitete sich Heinz Seligmann zu einem bedeutenden Bauunternehmer empor, der sich auch heute noch fast täglich in sein Büro begibt.
Heinz Seligmann war mit einem Koffer und Handgepäck aus Ronnenberg geflohen. Und dieser Koffer begleitet ihn seit 80 Jahren auf seinen Stationen: in Ronnenberg, der Schiffsreise nach Brasilien bis zu seiner heutigen Wohnung in Rio. Der Koffer stand am Anfang der jüdischen Vertreibungsgeschichte und ist ein greifbares Symbol für die Fluchtgeschichte der Ronnenberger Juden.
Für Peter Hertel und seine Ehefrau ist es besonders erfreulich, dass sie diesen Koffer nun nach Ronnenberg zurückbringen konnten. "Wir halten es für denkbar, dass der Koffer nach dem geplanten Umbau des Standesamtes in dem neu eingerichteten Gedenkraum ausgestellt wird", sagt Hertel. "Wir haben auch eine Zusage des Ronnenberger Ehrenbürgers Fritz Cohen, der 1938 aus Ronnenberg flüchtete, dass er Bilder und Dokumente aus Ronnenberg aus der zeit vor seiner Flucht und solche, die mit der Flucht in Zusammenhang stehen, für die Gedenkstätte zur Verfügung stellen wird", so Hertel.
In dem heutigen Standesamtsgebäude der Stadt Ronnenberg hatte die Synagoge ihren Sitz. Und der Vorsteher der Synagogengemeinde Ronnenberg war der Vater von Heinz Seligmann, Siegmund Seligmann, der 1938 nach Brasilien floh.