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Die Wilhelm-Stedler-Schule soll bleiben, wo sie ist

Kathrin Flade (Mitte) übergibt die Unterschriftenliste an Thomas Wolf (rechts).

Barsinghausen.

1.382 Unterschriften wurden bisher für den Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule (WSS) in Barsinghausen am aktuellen Standort von Lehrern, Eltern und Schülern gesammelt. In der heutigen Sitzung des Schulausschusses wurde die Unterschriftenliste von WSS-Konrektorin Kathrin Flade an Ersten Stadtrat Thomas Wolf übergeben. Zahlreiche Eltern, Schüler und Lehrer waren in der Sitzung und zeigten mit Plakaten - Die WSS soll bleiben, wo sie ist.

Die Konrektorin richtete sich mit zahlreichen Fragen an die Verwaltung: "Wieso wurde ein beschlossener Ratsbeschluss wieder aufgehoben? Wurde schon mit den Anwohnern der Schulstraße geredet, da sie mit einer neuen Schule mit weitaus mehr Verkehr rechnen müssen? Wie sieht es mit der Leseförderung aus, wenn die Schüler die Stadtbücherei nicht mehr im selben Gebäude ist? Und wissen Sie, dass rund 77 Prozent der Schüler mit dem neuen Standort einen weiteren Schulweg vor sich haben?" Auch soll die Politik und Verwaltung den Weg zur Sporthalle berücksichtigen: "Für den Weg zur Glück-Auf-Sporthalle muss ich zwei Lehrkräfte abbestellen. Diese Kapazitäten habe ich nicht. Und der Weg hin, das Umziehen, der Sportunterricht, das Umziehen und der Weg zurück - dann können Sie sich vorstellen, wie viel Zeit für den Sportunterricht übrigbleibt." Bürgerin Dagmar Täger forderte von der Verwaltung ein Konzept. "Wo sind die Zahlen, wie sieht es mit den Grundstücksgrößen aus? All diese Informationen fehlen." Die Eltern-Kindergruppe Villa Kunterbunt fühlt sich außen vorgelassen: ""Wir haben einen bestehenden Vertrag. Von Seiten der Stadt ist noch niemand auf uns zugekommen, wo wir bei einem Neubau untergebracht werden."

Wolf versuchte, die Bürger zu besänftigen: "Wir besprechen hier zunächst, wo die Schule neugebaut werden soll. Dann, wenn diese Entscheidung gefällt wurde, werden wir ein Konzept entwickeln, dann werden wir mit den Anwohnern der Schulstraße und der Villa Kunterbunt in Kontakt treten. Neu bauen müssen wir auf jeden Fall." Auf die Nachfrage, was mit dem Hort geschehe, erklärte Wolf, dass aus seiner Sicht auch für die WWS ein Ganztagskonzept entwickelt werden kann.
In seinem Bericht erklärte der Erste Stadtrat, dass eine Neubaustudie aus 2015 zeigte, dass die Baukosten bei rund 9,4 Millionen Euro sowie 400.000 Euro Abrisskosten auf die Stadt zukommen. "Aktuell gehen wir von Mehrkosten von mindestens 30 Prozent aus und einer Baukostensteigerung von mindestens fünf Prozent, da wir die Schule nicht dreizügig, sondern vierzügig bauen wollen." Dies seien jedoch keine zuverlässigen Zahlen, wie Wolf mitteilte. Ohne eine Wirtschaftlichkeitsstudie seien konkrete Daten nicht machbar. "Ob der neue Standort nun an der Kirch- oder Schulstraße sein wird - das Raumbuch bleibt in beiden Fällen dasselbe", betonte Wolf. Die Stadtbücherei oder ein Veranstaltungsraum wurden in den Planungen bisher noch nicht berücksichtigt. Ob das Blockheizkraftwerk an den Neubau an der Kirchstraße wieder angeschlossen werden kann, bejahte Wolf, jedoch mit dem Hinweis, dass dies von Externen übernommen werden müsse. "Der Neubau soll als Passivhaus gebaut werden, ob das Blockheizkraftwerk dann noch angeschlossen werden kann, kann ich nicht beantworten." Der Erste Stadtrat betonte, dass bei einem Neubau in der Schulstraße keine mobilen Modulbauten für die Unterbringung der Kinder erforderlich sind, am selben Standort wäre dies jedoch für Jahre möglich. "Das sind schätzungsweise für 223 Schüler und elf Klassen weitere 1,5 Millionen Euro, die auf uns zukommen." Der Bauablauf am Standort Kirchstraße sieht vor, dass Bauabschnitte gebildet werden und Modulbauten für die Schüler nötig werden. "Die Schüler müssen hin und her ziehen." Bei einem Neubau in der Schulstraße würde es nur einen Umzug geben, den in das neue Schulgebäude. Modulbauten seien nicht erforderlich, so Wolf. Die Luftlinie der beiden Standorte liegt bei 180 Metern.

Die Nachnutzung des derzeitigen Standortes sei noch offen, wie Wolf mitteilte. Auf Nachfrage bei Unser Barsinghausen wurde mitgeteilt, dass eine Ausweisung an der Kirchstraße als Einzelhandelsfläche zu schwierig sei. "Aber jetzt haben wir die Chance, in einen städtebaulichen Wettbewerb zu gehen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie wir uns weiter entwickeln wollen." Sein Fazit: Eine Sanierung am jetzigen Standort ist zu teuer, dauert länger, Modulbauten sind erforderlich, beide Grundstücke sind gleich groß, eine Querung für die Deisterstraße ist verkehrsbehördlich möglich und jetzt kann städtebaulich etwas in Barsinghausen getan werden.

Anders sah das Claudia Schüßler (SPD): "Die städtebauliche Entwicklung von Barsinghausen hängt nicht von einem Schulstandort ab." Schüßler fragte nach Zeitplänen: Ein Neubau der Schule erst nach Fertigstellung der Lisa-Tetzner-Schule? Wolf erklärte, dass beide Schulen unabhängig voneinander gebaut werden können. Günter Gottschalk (SPD) zweifelte die von Wolf vorgestellten Zahlen an. "Wir haben vor fünf Jahren einen Beschluss gefasst, alle Schulen hätten schon längst saniert werden können. Das hätte uns eine Menge Geld gespart, aber dafür ist es jetzt zu spät. Wäre der Beschluss damals einfach umgesetzt worden, hätten wir jetzt nicht mit so hohen Kosten zu kämpfen." Die Vorstellungen von Wolf bezeichnete Gottschalk als "nicht überzeugend". Lehrervertreterin Susanne Schwabe unterstützte die Ausführungen: "Wir bauen hier eine Schule für 60 bis 70 Jahre - Da sollten wir unsere Entscheidung nicht nur von zusätzlichen Kosten von Containern abhängig machen."
Bettina Klein von Aktiv für Barsinghausen (AfB) sprach sich wie Wolf für den neuen Standort an der Schulstraße aus: "Das Grundstück ist größer, als am jetzigen Standort. Dort haben die Schüler, die bis nachmittags in der Schule sind, mehr Möglichkeiten."

SPD und Grüne stellten vor der Abstimmung einen Änderungsantrag. In diesem wird die Verwaltung beauftragt, die Planungen für den Neubau der WSS am bisherigen Standort in der Kirchstraße mit aufzunehmen und umzusetzen. Dies beinhaltet ein Konzept zur Unterbringung und weiteren Beschulung der Schüler während der Bauphase. Hierfür soll die ursprünglich angedachte Variante der temporären Unterbringung in der Bert-Brecht-Schule unter Hinzuziehung von Containern erwogen werden. Und die Verwaltung wird beauftragt, die Neubauplanungen für die WSS mit einer gemeinsamen Stadt- und Schulbücherei, einer multifunktional nutzbaren Aula sowie einer Mensa am derzeitigen Standort zu planen. Mit neun Jastimmen von SPD, Grünen sowie den Lehrer- und Schülervertretern wurde der Änderungsantrag so angenommen. Dafür gab es Applaus von den Zuhörern.


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