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Die Mittelohrentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Babys und Kleinkindern. Jedes Jahr sind etwa 30 von 100 Kindern unter drei Jahren deswegen in ärztlicher Behandlung. Eine akute Mittelohrentzündung kann zwar starke Schmerzen verursachen, ist aber nicht unbedingt gefährlich und heilt meist innerhalb von zwei bis drei Tagen von selbst wieder aus. „Im Vordergrund sollte zunächst eine symptomatische Therapie mit Schmerzlinderung und gegebenenfalls Fiebersenkung stehen. Viele HNO-Ärzte bestätigen, dass eine Behandlung mit Antibiotika häufig nicht notwendig ist“, berichtet Maria-Luise Borgelt, Präventionsberaterin der AOK in Hannover.
Die akute Mittelohrentzündung tritt meist in Zusammenhang mit einer Erkältung, Halsentzündung oder Grippe auf. Besonders betroffen sind Babys und Kleinkinder, da bei ihnen die Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr noch sehr kurz ist. „Viren oder Bakterien lassen den Rachenraum anschwellen. Infolgedessen schwillt auch die Schleimhaut der Ohrtrompete und des Mittelohres an. Es kommt zu einem Sekretstau, der sich durch Schmerzen und Hörminderung bemerkbar machen kann“, so Borgelt.
Wenn das Kind sehr starke Schmerzen hat, fiebert oder es ihm allgemein nicht gut geht, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Mit Säuglingen bis zu sechs Monaten sollten Eltern immer zum Arzt gehen. Auch wenn das Kind wiederholt Mittelohrentzündungen hat oder schon Operationen am Ohr erfolgt sind, ist ein Arztbesuch ratsam. Die Behandlung zielt darauf ab, die Ohrenschmerzen schnell zu lindern, beispielsweise mit Schmerzmitteln in Form von Tabletten, Zäpfchen oder als Saft. Hat das Kind gleichzeitig einen Schnupfen, können Nasentropfen helfen, die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum abschwellen zu lassen, um so das Mittelohr besser zu belüften. Abschwellende Nasentropfen sollten jedoch nicht länger als eine Woche verwendet werden.
Bei Fieber können Wadenwickel als Hausmittel helfen. Einige Eltern behandeln ihr Kind auch mit Zwiebelsäckchen, die auf das schmerzende Ohr gelegt werden. Kindern schon beim Verdacht auf eine Mittelohrentzündung ein Antibiotikum zu geben, halten viele Mediziner und Wissenschaftler für problematisch. Dennoch gibt es eindeutige Empfehlungen für deren Einsatz, zum Beispiel für Säuglinge unter sechs Monaten, bei eitrigem Ausfluss aus dem Ohr oder einer Entzündung beider Ohren bei Kindern unter zwei Jahren. Durch den häufigen Gebrauch dieser Medikamente lässt ihre Wirksamkeit jedoch nach, da die Bakterien Resistenzen bilden. Sind Antibiotika verordnet, dann sollten sie für den vom Arzt vorgesehenen Zeitraum eingenommen werden.
Manchmal verbleibt nach einer akuten Mittelohrentzündung noch Flüssigkeit im Mittelohr, ein sogenannter Paukenerguss entsteht. Er kann zu Hörstörungen und einer verzögerten Sprachentwicklung führen. Komplikationen wie diese sind zwar selten, dennoch sollten Eltern das Hörvermögen ihrer Kinder nach der Erkrankung beobachten.