Gesundheit /Region.
Die „Montagsvisite“ im Klinikum Siloah war in dieser Woche anders als sonst üblich: Erstmals stand eine Podiumsdiskussion auf dem Programm, bei der Betroffene und Ärzte über das Thema Organspende diskutierten. „Warum ich für Nierentransplanation bin“ lautete der Titel. Prof. Reinhard Brunkhorst, Chefarzt der Klinik für Nephrologie, Angiologie und Rheumatologie im Klinikum Siloah, hatte zwei Transplantationsexperten aus der Medizinischen Hochschule Hannover und drei Betroffene, die mit einer „neuen Niere“ leben, auf das Podium eingeladen.
Die zehnjährige Hiraya Öztürk, die vor zwei Jahren eine neue Niere bekam, sei nach der Transplantation ein „anderes Kind“ geworden, berichtete ihre Mutter: „Sie ist jetzt fröhlich und plappert immer, vor der Operation war sie müde und es ging ihr schlecht.“ Das kurdische Mädchen hatte Glück, sie musste nur sieben Monate auf das neue Organ warten. Komplikationen habe es nach der Transplantation keine gegeben, bereits vier Wochen nach Eingriff konnte das Mädchen wieder zur Schule gehen. Monatlich muss sie jedoch zur Kontrolle in die MHH-Transplantationsambulanz.
Der 59-jährige Kersten Kaiser, der auf dem Podium seine Krankheitsgeschichte erzählte, wartete hingegen sieben Jahre auf sein neues Organ. Während der Wartezeit musste er regelmäßig zur Dialyse: „Das schränkt sehr ein, man kann zum Beispiel keine großen Reisen unternehmen.“ Zwar habe er als Folge der Transplantation mehrfach Harnwegsinfekte gehabt, doch sei er sehr glücklich über sein neues Leben ohne Dialyse.
Prof. Brunkhorst, der sich mit seinem Team seit Jahrzehnten um die Vor- und Nachsorge von Patienten mit einer neuen Niere kümmert, sprach die vergleichsweise geringe Bereitschaft in Deutschland an, Organe zu spenden. Je eine Million Einwohner spendeten in Deutschland 10 Personen ein Organ. In Kroatien liege die Zahl bei 37 Spendern, in Belgien bei 28, in Österreich bei 23. Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland warten derzeit auf ein Organ, durch das sie eine Überlebenschance hätten. Die meisten, etwa 8.000, brauchen eine Niere. Aber nur ein Drittel wird eine vermittelt bekommen.
Mit einem neuen Organ könne man schwer Nierenkranken mehr Lebensqualität und mehr Lebenszeit schenken, plädierte Prof. Brunkhorst gemeinsam mit seinen MHH-Kollegen Dr. Ulrike Bode und Prof. Lars Pape für die Organspende. Als Spender komme grundsätzlich jeder in Frage, dessen Nieren gesund seien.