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Ernte 2023: Wenn nicht bald ausreichend Regen kommt…

Mitglieder des Ausschusses Pflanze im Landvolk Niedersachsen wagen erste Prognosen zur diesjährigen Getreidernte. Foto: Landvolk.

Region. Die Trockenschäden auf dem Acker sind sichtbar – je nach Region mal mehr, mal weniger. Kulturen, die im Herbst in die Erde gekommen sind, wie Winterweizen und -gerste sowie Winterraps hatten relativ gute Startbedingungen. Trotzdem leidet jetzt insbesondere der Weizen unter der seit Mitte Mai anhaltenden landesweiten Trockenheit..

Sommerungen, wie Hafer, Mais und Zuckerrüben stehen bisher gut, zeigen aber, insbesondere auf den sandigen Standorten auch schon Trockenschäden. „Aufgrund der Dürrelage in den vergangenen fünf Wochen, wo es mancherorts in Niedersachsen gar nicht oder nur sehr wenig geregnet hat, benötigen alle Kulturen dringend Niederschläge. Aktuelle Schätzungen sind daher nicht belastbar, denn alles steht und fällt mit dem Regen. Insgesamt gehen wir bislang von einer durchschnittlichen Ernte aus – wenn bald Landregen einsetzt“, berichtet der Vorsitzende vom Ausschuss Pflanze im Landvolk Niedersachsen, Karl-Friedrich Meyer, bei der diesjährigen Getreiderundfahrt des Ausschusses von der Schwierigkeit, aussagefähige Prognosen zur Ernte 2023 zu machen.

Eines steht aber jetzt schon fest: Sollte es nicht mehr ausreichend regnen, drohen Ertragseinbußen bei den wichtigen Kulturen wie Winterweizen, Wintergerste und Sommergetreide. Das machten die Ausschussmitglieder bei der Abfrage zum Stand der Kulturen deutlich. Die Niederschläge im Winter haben allerorten zu guten Startbedingungen geführt. Jetzt sei aber deutlich zu sehen, wo gute Böden und Standorte sind und wo leichte, eher sandige Böden als Grundlage dienen. Seit vier Wochen beregnen die Landwirte in den Beregnungsregionen Lüneburger Heide und Emsland ihre Felder mit Kartoffeln, Rüben, Weizen und Wintergerste. „Die Verdunstungsrate ist mit 6 bis 7 Millimeter pro Tag riesig“, schildert Kreislandwirt und Vorsitzender des Bauernverbandes Nordostniedersachsen, Thorsten Riggert. Er schätzt die Gerste-Ernte mit 5 bis 6 Tonnen pro Hektar (t/ha) niedriger ausfallen als im vergangenen Jahr mit 6 bis 7 t/ha.

Unsicher ist sich die Expertenrunde, ob der hoffentlich kommende Niederschlag noch für gute Erträge beim Weizen, der sich aktuell in der Kornfüllungsphase befindet, sorgen werde. Bei Wintergerste und Roggen hingegen wird Regen kaum noch Auswirkungen haben, sodass einige Landwirte ihren Roggen bereits gehäckselt und der Biogasanlage zugeführt haben. Sommergerste, die hauptsächlich als Rohstoff für das Brauen von Bier dient, wird derzeit intensiv beregnet. Der Mais hält sich bis jetzt auf den meisten Standorten noch wacker. Er hat zuletzt von der warmen, trockenen Witterung profitiert, braucht aber nun dringend noch Wasser. Eine Ernteprognose wäre hier noch verfrüht.

Ein Vorteil des anhaltend trockenen Wetters sei ein verringerter Schädlings- und Blattkrankheits druck, sodass die Landwirte weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt haben. „Das ist gut, aber wir müssen die Möglichkeit haben, unsere Pflanzen zu schützen und zu düngen, damit wir gute Qualitäten mit hohem Proteingehalt erzeugen können“, verweist Karl-Friedrich Meyer bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit Marktvertretern auf die von der EU geplante Reduzierung des Einsatzes von Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmitteln (SUR). In seinem Heimatkreis Hameln-Pyrmont wären 65 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von einem Ausbringungsverbot betroffen, im Nachbarlandkreis Holzminden sogar 97 Prozent – sollte die SUR in der aktuellen Form in Kraft treten. Als wichtige Möglichkeit in Zukunft Pflanzenschutzmittel einzusparen, sieht der Ausschussvorsitzende den Einsatz moderner Züchtungsmethoden wie Crispr-Cas

„Wir beziehen Weizen in allen Qualitäten und unser Job ist, daraus einen guten Mix zu machen, um gleichbleibende Mehlqualitäten zu erhalten“, erklärt Olaf Jäger, Geschäftsführer der Mühle Rüningen. Die Mühle sei für die hiesigen Landwirte ein regionaler Vermarktungspartner, aber die strengen hiesigen Düngeregeln sorgen für die zunehmende Notwendigkeit von Importen.

„Wir wollen alle unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten, aber wenn wir nur noch bis 20 Prozent unter dem Pflanzenbedarf düngen dürfen, bauen wir Humus ab. Das schadet dem Bodenleben und dem Klima. Mit neuester Technik, einem verstärkten Blick auf die Nützlings- und Schädlingsbeziehung sowie nachweislich gewässerschonendem Arbeiten müssen wir von dieser Gesetzesforderung wegkommen. Sonst kommt der Qualitätsweizen mit 13 Prozent Protein für unser Brot zukünftig aus Tschechien, wie uns die Marktvertreter deutlich vor Augen geführt haben, – oder wir essen alle nur noch Fladenbrot, das aus Weizen mit 11 Prozent Protein hergestellt werden kann“, erklärt Landvolk-Vize-Präsident Ulrich Löhr zum Abschluss der Getreiderundfahrt 2023.