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Elternpaar fühlt sich diskriminiert: Darum dürfen KiTa-Kinder nicht in die Kirche

Hiddestorf.

Die Elternschaft des Hiddestorfer Kindergartens ist mehr als verärgert: Ein Elternpaar hat sich bei der Antidiskriminierungsstelle beschwert und dadurch wurde das Projekt "Kinder und Kirche" gestrichen. Begonnen hatte alles mit der unmittelbaren Nähe des Kindergartens zur Kirche. „Die Kinder sehen jeden Tag über den Kindergartenzaun auf die Kirche. Hochzeiten, Trauerfeiern, vieles erleben sie hautnah mit. Klar, dass da immer wieder Fragen kamen“, erzählt Michael Schönfelder, ein betroffener Vater. „So entstand die Idee zu unserem Projekt. Die Genehmigungsanfrage bei der Stadt ergab, dass lediglich sichergestellt sein musste, dass das Projekt freiwillig und mit schriftlicher Einwilligung der Eltern erfolgt.“ „Kinder und Kirche“ sollte folgendes beinhalten und berücksichtigen:

- Den teilnehmenden Kindern wird einmal im Monat die Möglichkeit gegeben (Angebot, keine Pflicht) in Begleitung einer Erzieherin und des Pastors die Kirche zu besuchen

- Jedes Kind wird am Besuchstag einzeln gefragt, ob es mitgehen oder lieber weiter spielen möchte (bedürfnisorientiert – kein Zwang)

- Es findet kein Gottesdienst statt

- Die teilnehmenden Kinder gehen für ungefähr 30 Minuten in die Kirche. Jahreszeitenabhängig werden Informationen an die Kinder weiter gegeben und auch Lieder gesungen. Die Kinder können Fragen zum Gebäude, der Einrichtung der Kirche, Kleidung des Pastors, bestimmte Termine mit dem geschichtlichen Hintergrund stellen wie z. B. Sankt Martin aber auch Hochzeit und sonstige Anlässe

- Es findet keine Missionierung statt

- Durch das Projekt wird kein Erzieher im Kindergarten fehlen, ein Ausgleich durch Verschiebung interner Mitarbeiter erfolgt

- Eltern sind grundsätzlich willkommen und können den Terminen jederzeit beiwohnen. Abwesende Eltern werden über die Inhalte der jeweiligen Termine informiert

Die Auswertung der schriftlichen Anmeldeformulare ergab, dass rund 50 von 75 Kindern angemeldet worden waren. Anlässlich eines Elternabends äußerte ein Elternpaar Bedenken mit dem Hinweis, dass ein staatlicher Kindergarten keine Kirche besuchen sollte. Dieses schließe auch Schilderungen ein, die die Projekt-Kinder über die Kirche machen könnten. Aus diesen und weiteren Gründen verlangte das Ehepaar, dass die freiwillige Aktion komplett zu streichen sei. Nach dem Elternabend wandte sich das laut Elternschaft keiner Religion zugehörige Ehepaar an die Antidiskriminierungsstelle, weil in einem Elternbrief das Wort "Gottesdienst" erwähnt worden war. Ein Fehler, der in den Elternabenden und im Konzept widerlegt wurde. Zusätzlich meldeten sie, dass im Kindergarten Hiddestorf die Gefahr mangelnder Betreuung durch ein Kirchenprojekt bestehe.

Martha Reich, Mutter eines ehemaligen Kindergartenkindes und Mitwirkende am Konzept Ganztagsgrundschule, meinte dazu: „Diese Kirche steht seit 500 Jahren. Wenn man in ein Dorf zieht, muss man so etwas akzeptieren. Es geht doch um Liebe und positive Werte. Es ist fraglich, in welcher Form das eine Diskriminierung sein soll. Wir sind hier nicht alle evangelisch und begrüßen das Projekt trotzdem. Es erweitert auf jeden Fall den Horizont unserer Kinder.“

Auch Sina Niebel, Sabine Rinwelsky und Marcus Millhahn wünschen sich dringend Klärung. Am 6. September hatte Michael Schönfelder die Angelegenheit im Bildungsausschuss vorgetragen und eine Zusage der Stadt erhalten, sich zu kümmern. Am 7. September erging überraschend eine schriftliche Mitteilung des Kindergartens, dass das Projekt nun komplett abgesagt sei. „Das können wir so nicht hinnehmen“ erklärt Michael Schönfelder. „Wir erwarten eine ausführliche und schlüssige Begründung der Stadt Hemmingen, warum das Projekt abgesagt wurde. Unser Ziel ist es, dass die Aktion doch noch stattfindet. Wir werden auf jeden Fall weitere Schritte gehen und sowohl die Diskriminierungsstelle als auch die Stadt noch einmal anschreiben.“