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In der Gerontopsychiatrie werden ältere Menschen mit Demenz, schweren Depressionen, Angst- oder Wahnerkrankungen behandelt. Oft kommen noch körperliche Gebrechen hinzu. Wer hier arbeitet, braucht Fachwissen, Empathie und ein starkes Team. Aida Kočan, 52, kann sich noch gut an ihren ersten Tag als Krankenschwester in der Gerontopsychiatrie der KRH Psychiatrie Wunstorf erinnern. Sie war damals 26 Jahre alt, junge Mutter, ihr Deutsch war wenige Jahre nach der Übersiedlung aus ihrer Heimat im ehemaligen Jugoslawien noch nicht sehr gut. Sie freute sich über das grüne Ambiente des großen Fachkrankenhauses mit seinem üppigen Klinikpark mit vielen blühenden Pflanzen. Dann folgte auf der Station eine Szene, die sie verunsicherte: „Ein sehr großer und sehr lauter Patient schmiss im Tagesraum das Geschirr vom Tisch.“ Eine Kollegin habe sie zur Seite genommen und ihr erklärt, wie man mit solch einer Situation umgehen muss und sie ermutigt: „Du schaffst das auch.“ Aida Kočan hat es geschafft. Die mit 26 Berufsjahren sehr erfahrene Kollegin in der Gerontopsychiatrie und seit 2003 Leiterin der Demenzstation mit 21 Behandlungsplätzen meistert ihren Job mit Bravour. Um im intensiven Arbeitsalltag zu bestehen, sei Respekt vor Menschen, die „anders“ sind, sehr wichtig. Zudem müsse man bereit sein, zu lernen und sich fortzubilden. Weiter seien Offenheit, Einfühlungsvermögen und Geduld gefragt. „Man bekommt viel Dankbarkeit von Patienten und Angehörigen zurück.“ Damit sich neue Mitarbeiter im Pflegeteam in der Welt der Demenz zurechtfinden, werden sie in einem systematischen Einarbeitungsprogramm umfassend praxisnah geschult. Um der Krankheit den Schrecken zu nehmen, referiert Kočan auch regelmäßig in öffentlichen Veranstaltungen. Im Tagesraum der Station mit Blick auf die große Terrasse essen Patienten an Gruppentischen gemeinsam. Patient K. begrüßt den Besucher sehr charmant: „Es ist mir eine Ehre, dass Sie hier sind.“ Seine Tischnachbarin ruft mehrfach: „Ich muss hier mit diesen ollen Klamotten sitzen.“ Jeder Patient hat seine eigene Geschichte, sagt Aida Kočan, bei der Frau mit den „ollen Klamotten“ kämen immer wieder Jugenderinnerungen an schlimme Zeiten in Luftschutzkeller hoch, wo sie mit abgenutzter Kleidung ausharren musste. Die Symptome bei Demenzerkrankungen äußern sich je nach Stadium der Krankheit sehr verschieden. Sogenannte neurodegenerative Veränderungen wirken sich auf das Gedächtnis, das Denken, die Sprache, Orientierung und das soziale Verhalten aus. Die meisten Demenzen sind nicht heilbar. Die Beschwerden lassen sich aber hinauszögern und lindern. Je früher die Therapie beginnt, desto besser. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz. Genauso wichtig sind aber kognitives Training, Ergo- oder Musiktherapie. Soweit möglich, werden Angehörige in die Behandlung einbezogen.