Barsinghausen. Wie ist Weihnachten, das Fest der Liebe und die Zeit, in der Familie und Freunde besinnlich zusammenkommen, wenn man weiß, dass es das letzte Weihnachten sein wird? Im Hospiz Barsinghausen werden schwerstkranke und sterbende Menschen betreut und versorgt. Zu Weihnachten bereitet sich das Team auf Abschied und Besinnlichkeit vor..
„Unsere Gäste werden wissen, dass es ihr letztes Weihnachten sein wird“, erklärt Einrichtungsleiterin Milena Köster, „Für viele Menschen hat das Weihnachtsfest ein besonderes Gewicht. Mehr noch als ein Geburtstag. Das löst viel aus.“ Im Januar eröffnete das Hospiz, seit März ist Köster Leiterin. „Wir besprechen in unserem Team sehr eifrig, wie wir in unserem jungen Haus Weihnachten so schön wie möglich für unsere Gäste machen können. Es gibt ja noch keine festen Traditionen.“
Im Durchschnitt sind die schwerstkranken Gäste nur etwa 30 Tage im Hospiz. Einige für Monate, andere nur für wenige Stunden. „Wer Weihnachten mit welchen Wünschen und Bedürfnissen hier sein wird, wissen wir derzeit noch gar nicht.“ Zehn Plätze hat das Hospiz. „Wir wollen niemandem etwas vorschreiben. Vielleicht möchte jemand auch gar kein Weihnachten feiern. Aber wir wollen einen Rahmen bieten, eine emotionale Ebene, in der sich jeder mit seinen Wünschen wohlfühlen kann.“ Auch für Familienangehörige gibt es Zimmer zum Übernachten im Hospiz. Gerade die Familie ist wichtig zu Weihnachten.
Das Bewusstwerden der Endlichkeit mache etwas mit den Menschen, erklärt die Einrichtungsleiterin. „Diese Erkenntnis ist ein sehr starker Moment, der Klarheit darüber gibt, was einem wirklich wichtig ist im Leben. Dies kann man einem Menschen, der es noch nie erlebt hat, nur schwer beschreiben.“ Diese Erkenntnis löse bei vielen Hospizgästen eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit aus. Es sei ein sehr lehrreicher Moment. „Auch wenn die Trauer stets mit dabei ist, so freuen sich unsere Gäste sehr über kleine Momente, weil diese möglicherweise mit emotionalen Erinnerungen verbunden sind. Ein guter Kaffee, ein leckeres Stück Kuchen, oder die Freude darüber, dass sich jemand Zeit genommen hat, das Lieblingsessen zuzubereiten. Die kleinen menschlichen Momente rühren unsere Gäste zu Tränen. Etwas Schönes noch einmal erlebt zu haben.“
Auch ein normales Gespräch tue den Hospizgästen oft gut. Einfach die Krankheit vergessen und über das Wetter, oder den Garten sprechen. Oder sich mit anderen Schwerkranken über die Ängste austauschen. „Mit Freunden und Familie ist das oft schwer. Mancher Gast lehnt daher auch Besuche von Nachbarn oder Arbeitskollegen ab.“
Die Mitarbeiter haben sich bewusst für die Hospizarbeit entschieden, erklärt Einrichtungsleiterin Köster. Der Druck, ein schönes (letztes) Weihnachtsfest zu gestalten, sei allen bewusst. „Wir erfüllen ja täglich die Bedürfnisse der Gäste. Dies werden wir auch an Weihnachten tun. Auch wenn es dann eben in einem geschmückten Haus ist. Die Gäste werden leckeres Essen, wer möchte auch einen guten Wein, bekommen. Ich bin mir sicher, dass es ein schönes und emotionales letztes Weihnachten für unsere Gäste werden wird.“ Die Dekoration soll klassisch in rot, grün und weiß gehalten werden. „Kekse haben wir schon mit einer Dame gebacken, die nicht weiß, ob sie Weihnachten noch erleben wird, aber das unbedingt noch einmal machen wollte.“
So wie schöne Erinnerungen und Bedürfnisse zum Leben gehören, so gehört auch das Ende dazu. Im Hospiz sollen daher noch einmal die Augen der Gäste vor Freude strahlen, so wie es der große Weihnachtsstern über der Eingangstür tun wird. Dieser Stern strahlt über Barsinghausen und erinnert vielleicht den einen oder anderen daran. Sich schon früh über die wichtigen Dinge im Leben und die eigenen Bedürfnisse klar zu werden.