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Breite Brücken für den Nachwuchs

Prof. Dr. med. Jochen Wedemeyer

Gehrden / Region.

Zugegeben, sie ist ein paar Tage her, die erste Schicht als verantwortlicher Arzt auf Station. Doch wer sich mit Prof. Dr. Jochen Wedemeyer über den Alltag der sogenannten PJler, also der angehenden jungen Ärzte in ihrem ersten praktischen Jahr, unterhält, lernt schnell, wie groß das Verständnis des versierten Chefarztes für diese einschneidende Zeit ist. Nur hat dies wenig mit sentimentalen Erinnerungen zu tun. „Wenn wir die Besten haben wollen“, mahnt Prof. Dr. Wedemeyer in Gehrden, „müssen wir uns als Krankenhaus schon um sie bemühen“. Sein Chefarztkollege einige Kilometer weiter im KRH Klinikum Siloah pflichtet dem Internisten bei: „Die Zeiten, in denen sich Krankenhäuser vor Bewerbern kaum retten konnten, sind vorbei“, daran lässt auch Prof. Dr. Andreas Franke keinen Zweifel. Und doch blicken die beiden Professoren durchaus optimistisch in die Zukunft. Denn beide haben ein dichtes Netzwerk im Klinikverbund des KRH vor Augen, das Ärzten jeder Fachrichtung auf fast allen Positionen bemerkenswerte Weiterbildungschancen aufzeigt.

Wechsel ohne Umzug

Die Besonderheit dieses weit verzweigten Klinikums können beide Fachärzte aus eigener Erfahrung gut beurteilen. Haben sie doch ihre berufliche Laufbahn vom PJ bis zur renommierten Expertise jeweils an einem einzigen Haus erfahren dürfen. Prof. Dr. Jochen Wedemeyer hielt es vom Studienbeginn über Promotion bis zur Habilitation an der Medizinischen Hochschule Hannover. Erst als es um die Besetzung seiner heutigen Leitungsposition ging, bot sich ihm am KRH Klinikum die entscheidende Chance. Ähnlich liest sich der Werdegang von Prof. Dr. Andreas Franke: Aachen war seine berufliche Heimat von der Immatrikulation bis zum Schreiben seiner Habilitation. Für die Position des Chefarztes jedoch verließ er die Klinik. Dass er – und mit ihm seine Familie – dafür auch das soziale Umfeld wechseln musste, ist für Dr. Franke heute ein wesentlicher Aspekt: „Denn das bleibt einem Arzt des KRH innerhalb der Region Hannover erspart, wenn er etwas Neues machen möchte.“ Kein unwichtiges Detail, wie der Familienvater hervorhebt. „Es ist immens wichtig, einen nicht medizinischen Ausgleich im Freundeskreis zu haben.“ Seine Familie und er hätten in Hannover damit Glück gehabt. Garantiert sei dies beim Wechsel des Wohnortes aber natürlich nicht. Beim Ringen um die Besten steht das KRH nicht allein da: Auch in Hannover stellen alle Krankenhausträger ihr Angebot für das praktische Jahr alljährlich bei einer zentralen Veranstaltung in der MHH vor. „Die sozialen Medien“, betont Prof. Dr. Wedemeyer, „spielen da inzwischen eine große Rolle.“ Eine Klinik, die dort keinen guten Ruf hat, habe es entsprechend schwerer, gute Nachwuchsärzte anzulocken.

Für jeden eine Nische

Die Vorteile des breit aufgestellten Angebotes lassen sich fortsetzen. „Am KRH wird jeder glücklich“, betont Prof. Dr. Franke. Der Arzt, der sich an einem kleineren, inhaltlich breiter aufgestellten Haus wohlfühlt, oder jener Arzt, der sich an einem großen Haus in einem Thema stärker engagieren möchte. Stichworte wie Teilzeit in Leitungsfunktionen oder größere Einheiten von Assistenzärzten über Abteilungsgrenzen hinweg rundeten die Vorzüge des großen Personalstamms ab. Weiterbildung ist für beide Chefärzte der Kern ihres Auftrags. „Der Erfolg einer Abteilung hängt letztlich von ihren Assistenzärzten ab“, hält Prof. Dr. Wedemeyer fest. „Deshalb sind wir auch sehr froh, dass wir seit 2015 täglich 45 Minuten Weiterbildung für alle PJler anbieten können“, ergänzt Prof. Dr. Franke. „Und damit sich auch die übrigen Ärzte wirklich qualitativ verbessern können, haben wir eine zusätzliche Stelle eingerichtet, auf die wir jeweils für mehrere Monate einen Arzt abstellen können. Dieser kann sich, herausgelöst aus dem Stationsalltag, vertiefend qualifizieren.“ Das muss kein medizinisches Thema sein, hält Prof. Dr. Wedemeyer fest. Gerade in leitenden Positionen müsse der Arzt auch mal zum Kaufmann werden. „Wir finden hier für jeden, der ein besonderes Interesse hat oder eine Nische sucht, viel leichter einen geeigneten Ort, als dies an einem einzelnen Haus möglich wäre“, betont Prof. Dr. Franke. Sein Gehrdener Kollege ergänzt: „Und man muss dabei auch den Mut haben, Kollegen gegebenenfalls für eine Weiterbildung in ein anderes Haus des Verbundes ziehen zu lassen.“ Wer danach nicht wiederkomme, mit dem wäre es ohne den Weggang vielleicht sowieso nicht gut gegangen.