BUNDESTAGSWAHL. Liebe Leserinnen und Leser, zur Bundestagswahl haben wir die Direktkandidaten im Wahlkreis 47 angeschrieben und einige Fragen gestellt. Diese Fragen haben nicht immer direkt etwas mit dem Wahlkreis zu tun, aber es zeigt, wer der Mensch ist, der sich hier für den Deutschen Bundestag bewirbt – und im Grunde geht es darum: um die Haltung und Meinung unseres Abgeordneten in Berlin. Machen Sie sich selber ein Bild.
BTW2025: 4. Teil - Fragen an die Direktkandidaten - und ihre Antworten
Wir veröffentlichten am vorletzten Samstag (08.02.2025), am letzten Mittwoch (12.02.2025), am letzten Samstag (15.02.2025) und am heutigen Mittwoch vor der Wahl (19.02.2025) die Antworten der Kandidaten auf unsere Fragen. Geantwortet haben (in Reihenfolge nach dem Zweitstimmenergebnis bei der Bundestags-Wahl 2021 im Wahlkreis 47):
- Dr. Matthias Miersch, MdB (SPD)
- Tilman Kuban, MdB (CDU)
- Dr. Michael Steinke, (Bündnis 90/ Die Grünen)
- Annette Sturm-Werner, FDP
- Stefan Henze, AfD
- Dirk Tegtmeyer, Die Linke
- Uwe Hillmann, Partei Mensch Umwelt Tierschutz - Tierschutzpartei
- Konstantin Kühnel, Volt
Die Direktkandidaten der Freien Wähler (Sven Peterhänsel) und der Piraten (Uwe Kopec) haben sich auf unsere Fragen nicht zurückgemeldet.
Um eine gute Lesbarkeit zu erzeugen, wenden wir unsere redaktionellen Regeln auf die Antworten der Kandidaten an, kürzen die Antworten ggf. sinnwahrend auf ein etwa einheitliches Volumen und verzichten auf die vollständigen Titel und Parteinamen, sondern kürzen so ab, dass erkennbar ist, um welche Partei es sich handelt.
Frage 12: Rentner erfahren 3,5 Prozent mehr Rente - auch das ist überschaubar. Der Zuverdienst sieht 187 Euro monatlich steuerfrei vor. Laut BMFSFJ sind mehr als 22 Prozent der über 80-Jährigen in Deutschland von Armut betroffen. Ist das gerecht? Wie kann das geändert werden?
MATTHIAS MIERSCH (SPD): Nein, das ist nicht gerecht. Wer jahrzehntelang gearbeitet hat, muss im Alter abgesichert sein. Deshalb stabilisieren wir das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent, damit Rentner nicht abgehängt werden. Wer 45 Jahre gearbeitet hat, soll weiterhin abschlagsfrei früher in Rente gehen können. Außerdem stärken wir die Betriebsrenten und deckeln die Eigenanteile in der Pflege auf 1.000 Euro, damit Pflegekosten nicht in die Altersarmut treiben. Der steuerfreie Zuverdienst muss deutlich erhöht werden, damit ältere Menschen nicht für Kleinstbeträge bestraft werden. Wir setzen uns für eine sichere und auskömmliche Rente ein – Altersarmut darf es in einem reichen Land wie Deutschland nicht geben.
TILMAN KUBAN (CDU): Die CDU steht für eine solide Rentenpolitik ohne Kürzungen und setzt sich gleichzeitig dafür ein, die gesetzliche Rente durch eine verpflichtende kapitalgedeckte Altersvorsorge zu ergänzen, um die langfristige Stabilität des Rentensystems zu sichern. Daneben wollen wir mit einer Kinderfrühstart-Rente für jedes Kind in einen Kapitalstock einzahlen. Das schafft Sicherheit im Rentensystem für Jung und Alt. Zudem wollen wir für Rentner, die noch arbeiten wollen, Anreize setzen, in dem wir 2.000 Euro steuerfreien Hinzuverdienst im Monat ermöglichen.
MICHAEL STEINKE (Grüne): Wir halten an der Rente mit 67 fest. Aber wir schaffen Anreize und machen es den Menschen leichter, länger zu arbeiten, wenn sie dies wollen, auch über die Regelaltersgrenze hinaus. Wir schaffen daher einen flexibleren Übergang in Altersteilzeit und Vorteile, damit sich die Weiterarbeit neben dem Rentenbezug noch mehr lohnt. Dafür werden wir den Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung an die Arbeitnehmer auszahlen, falls sie sich gegen freiwillige Beiträge in die Rentenversicherung entscheiden. Wir schaffen in der gesetzlichen Rentenversicherung den Einstieg in eine notwendige ergänzende Kapitaldeckung – und zwar mittels Darlehen aus dem Bundeshaushalt und der Übertragung von Eigenmitteln vom Bund. Hierfür führen wir einen öffentlich verwalteten Bürgerfonds ein, der Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Der Bürgerfonds soll auch in europäische und deutsche Start-ups und Wachstumsunternehmen investieren. Mit den daraus resultierenden Erträgen werden wir geringe und mittlere Renten stärken, was insbesondere Frauen und Menschen in Ostdeutschland unterstützt.
ANNETTE STURM-WERNER (FDP): Die Freien Demokraten schlagen mehrere Maßnahmen vor, um das Rentensystem zukunftsfähig und generationengerecht zu gestalten. Dazu gehört die Einführung einer gesetzlichen Aktienrente und ein flexibler Renteneintritt, mit der Möglichkeit, durch längeres Arbeiten höhere Rentenansprüche zu erwerben. Desweiteren setzen wir uns für eine Reform der privaten Altersvorsorge ein, die den Bürgern mehr Wahlfreiheit und Renditechancen bietet. Es müssen zudem verbesserte Möglichkeiten zum Zuverdienst geschaffen werden sowie eine Reform der Grundsicherung umgesetzt werden.
STEFAN HENZE (AfD): Das gesamte Rentensystem gehört auf den Prüfstand, zumal wir in unserer direkten Nachbarschaft, in Österreich und der Schweiz, weit besser funktionierende Rentensysteme haben, an denen wir uns ein Beispiel nehmen können. Dass die ehemaligen Leistungsträger dieser Gesellschaft ihr Rentenalter in Würde, frei von Altersarmut, zubringen können, ist natürlich eines unserer Kernanliegen. Gleichzeitig müssen wir die demographische Entwicklung im Auge behalten und dürfen die jüngeren Leute, insbesondere Familien, nicht über Gebühr belasten. Wir verfolgen daher einen ausgewogenen Ansatz, um die Rente zukunftsfest zu machen. Ein höherer Steuerzuschuss in die Rentenkassen ist unumgänglich – der darf aber nicht durch Steuererhöhungen gegenfinanziert werden, sondern durch die Streichung ideologischer Klima-, Gender- und Migrationsprojekte, die ausreichende Mittel freimachen würde.
DIRK TEGTMEYER (Linke): Die Linke fordert im Wahlprogramm eine solidarische Mindestrente um Altersarmut zu vermeiden. Weitere Maßnahmen beinhalten, dass alle Berufe in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, und eine Angleichung der Renten in Ostdeutschland.
UWE HILLMANN (Tierschutzpartei): Einführung einer bedingungslosen Grundrente. Ökologische Rentenreform: Investments der Rentenkassen sollten in nachhaltige und ethische Projekte fließen, was langfristig zu stabileren Renditen führen kann. Förderung alternativer Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser und gemeinschaftliche Wohnprojekte. Ausbau von Pflegeunterstützung durch finanzielle und praktische Unterstützung für pflegende Angehörige. Erhöhung des steuerfreien Zuverdienstes. Förderung von Teilzeitarbeit im Alter. Kostenlosen, öffentlichen Nahverkehr für Senioren, um ihre Mobilität und soziale Teilhabe zu fördern. Förderung von Ernährungssicherheit: Programme unterstützen, die älteren Menschen Zugang zu gesunden, nachhaltigen und erschwinglichen Lebensmitteln bieten.
KONSTANTIN KÜHNEL (Volt): Rentner haben ihr Leben lang gearbeitet – Altersarmut ist ein soziales Versagen und darf in einem wohlhabenden Land wie Deutschland nicht akzeptiert werden. Mindestrente einführen, an Inflation anpassen, Pest Practice Modelle aus Österreich oder Schweiz übernehmen. Erhöhung des steuerfreien Zuverdienstes: Statt 187 Euro mindestens 500 Euro monatlich steuerfrei. Flexible Arbeitsmodelle für ältere Menschen. & Mietzuschüsse ausbauen. Bessere Pflege & medizinische Versorgung: Pflegenotstand beenden, Leistungen ausbauen. Kostenloser ÖPNV ab 70.
Frage 13: Wir verzeichnen einen Fachkräftemangel. In den letzten 10 Jahren (2013-2023) ist die Zahl der Studierenden um rund 400.000 (17%) pro Jahr angestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der Auszubildenden um über 200.000 zurückgegangen (17%). Immer weniger Menschen wollen den Beruf des Tischlers oder Maurers erlernen, aber dafür Anwalt oder Wirtschaftswissenschaftler werden. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
MATTHIAS MIERSCH (SPD): Diese Entwicklung ist besorgniserregend, denn eine starke Wirtschaft braucht nicht nur Akademiker, sondern auch gut ausgebildete Fachkräfte im Handwerk und in der Industrie. Wir müssen die duale Ausbildung attraktiver machen – durch bessere Bezahlung von Azubis, eine kostenfreie Meisterausbildung als gleichwertige Alternative zum Studium und eine stärkere Berufsorientierung an Schulen, damit junge Menschen frühzeitig alle Karrierewege kennenlernen. Zudem brauchen wir eine Kultur des Respekts für Handwerksberufe, denn ohne Maurer, Elektriker oder Tischler gibt es keine funktionierende Infrastruktur. Die Fachkräftesicherung ist eine zentrale Aufgabe für unser Land – hier müssen Politik, Wirtschaft und Bildung gemeinsam anpacken.
TILMAN KUBAN (CDU): Die Zahlen zeigen eine Schieflage, die wir in Deutschland dringend korrigieren müssen. Die Menschwerdung beginnt nicht mit dem Abitur. Eine starke Wirtschaft braucht sowohl Akademiker als auch gut ausgebildete Fachkräfte in Handwerk und Industrie. Doch während das Studium gesellschaftlich hoch angesehen ist, haben wir es über Jahre versäumt, die berufliche Bildung genauso attraktiv zu machen. Es darf nicht mehr heißen: "Wenn du was werden willst, musst du studieren." In Zukunft werden Handwerker auch mehr verdienen als so mancher Politikwissenschaftler. Wir wollen das unterstützen durch ein bundesweit einheitliches, günstiges Nahverkehrstickets für Auszubildende, vergleichbar mit dem Deutschlandticket für Studierende. Außerdem setzen wir auf die Förderung der dualen Berufsausbildung als gleichwertige Alternative zu akademischen Bildungswegen. Betriebe sollen durch steuerliche Anreize und Förderprogramme dabei unterstützt werden, mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Um die Chancen, die Ausbildungsberufe bieten, aufzuzeigen, habe ich in den vergangenen Jahren 12-Tage-12-Jobs-Touren gestartet, jeweils für einen Tag in einem Ausbildungsjob mitgearbeitet und dafür geworben. Wir haben so viele hervorragende Azubis und Möglichkeiten vor Ort. Nutzen wir sie.
MICHAEL STEINKE (Grüne): Um diese Lücke zu schließen, gilt es Hindernisse abzubauen und Anreize zu setzen, damit Menschen sich auf dem Arbeitsmarkt einbringen können. Deutschland hat 2,9 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss, während viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Wir müssen dazu beitragen, dass junge Menschen besser ihren Weg in den Beruf finden und die Attraktivität der beruflichen Ausbildung erhöhen. Mit Maßnahmen wie dem Qualifizierungsgeld unterstützen wir Menschen, die schon im Berufsleben sind und sich neu orientieren oder weiterqualifizieren möchten. Älteren Arbeitnehmern werden wir Anreize für längeres Arbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus bieten. Wenn alle Frauen mit Kindern so arbeiten könnten, wie sie möchten, hätten wir in Deutschland bis zu 840.000 zusätzliche Arbeitskräfte. Ein gutes und verlässliches Angebot an Betreuungsplätzen ist dafür die Grundlage. Deutschland muss für die besten Arbeitskräfte aus aller Welt attraktiv sein. Wir wollen, dass Menschen, die bei uns arbeiten wollen, ihr Arbeitsvisum online beantragen können und dafür nur einen Ansprechpartner brauchen. Eine digitale Einwanderungsagentur soll den Einwanderungsprozess modernisieren und beschleunigen. Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen vereinfachen wir deutlich und schaffen dafür eine zentrale Anerkennungsstelle. Die Arbeitshindernisse für Geflüchtete bauen wir weiter ab, auch weil sie über den Arbeitsmarkt schneller in unsere Gesellschaft integriert werden.
ANNETTE STURM-WERNER (FDP): Diese Entwicklung stellt ein ernstzunehmendes Problem für unsere Gemeinschaft dar. Es ist wichtig, die Attraktivität handwerklicher Berufe durch moderne Ausbildungsinhalte und eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung zu steigern. Gleichzeitig kommt der Fort- und Weiterbildung eine immer wichtigere Rolle zu.
STEFAN HENZE (AfD): Meine Tochter hat gerade dieser Tage ihre erfolgreiche Abschlussprüfung in einem Handwerksberuf abgelegt. Ich sage jedem jungen Menschen, der sich mit der Berufsfindung auseinandersetzt: Handwerk hat eine goldene Zukunft. Zugleich brauchen wir erheblich größere Zuwächse im MINT-Bereich, denn dort liegt der Schlüssel, um überhaupt wieder eine technologische Spitzenposition erringen zu können. Und das muss natürlich unser Ziel sein, wenn wir im internationalen Wettbewerb bestehen wollen.
DIRK TEGTMEYER (Linke): Klar, die Zahl der Studierenden steigt, aber zugleich verlassen mehr als 50.000 Schüler jährlich die Schule ohne Abschluss, also nicht einmal mit Hauptschulabschluss. Dies ist das eigentliche Problem – jemand der das Jura- oder VWL-Studium abbricht, würde sicherlich immer noch eine Handwerkerlehre schaffen, aber jemand, den die Schule nicht einmal befähigt hat, den Hauptschulabschluss zu schaffen, der schafft, ohne zusätzliche Bildungsmaßnahmen, wohl kaum ein eine Lehre. Dies ist ein zentraler Punkt, an dem eine Reform des Bildungssystems ansetzen sollte.
UWE HILLMANN (Tierschutzpartei): Stärkere Förderung und Aufwertung von Ausbildungsberufen. Integration von Nachhaltigkeits- und Tierschutzaspekten in Ausbildungsgänge. Aufklärungskampagnen über die Bedeutung und Chancen von Handwerksberufen. Finanzielle Anreize für Auszubildende in Mangelberufen. Förderung von dualen Ausbildungssystemen, die praktische und theoretische Bildung kombinieren. Meine Überzeugung ist, dass eine ausgewogene Mischung aus akademischen und praktischen Berufen notwendig ist, um eine nachhaltige, tierfreundliche und zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten.
KONSTANTIN KÜHNEL (Volt): Diese Entwicklung ist problematisch, weil sie langfristig zu einem massiven Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt führt. Deutschland braucht nicht nur Akademiker*innen, sondern auch qualifizierte Fachkräfte in Handwerk, Industrie und Pflege. Ausbildungsberufe finanziell attraktiver machen - Azubi-Mindestlohn erhöhen, Kostenlose ÖPNV-Tickets & Wohnzuschüsse für Azubis, Steuerliche Anreize für Unternehmen. Mehr Wertschätzung & bessere Bedingungen für Handwerk & Pflege: Image-Kampagne für Handwerks- & Pflegeberufe, Weiterbildungsmöglichkeiten ausbauen, Digitale & nachhaltige Ausbildung. Schulsystem reformieren: Gleichwertigkeit von Studium & Ausbildung. Berufsorientierung ab Klasse 7. Duale Studiengänge ausbauen. Schülerpraktika ausweiten.
Frage 14: Aktuell wird viel über Migration und Asyl gesprochen. Vorschläge liegen auf dem Tisch. Die Vorschläge von CDU/CSU finden laut einer INSA-Umfrage 66 Prozent der Deutschen richtig. Auch 56% der SPD-Wähler befürworten strengere Regulierungen, 30% der Grünen-Wähler. Wie stehen Sie zum Thema Migration/ Asyl?
MATTHIAS MIERSCH (SPD): Wer vor Krieg und Verfolgung flieht, verdient Schutz – aber die Verfahren müssen schneller, effizienter und konsequenter werden. Die Migrationsfrage lösen wir nur europäisch. Wer bleiben darf, soll schneller arbeiten können. Wer keinen Schutz verdient, muss wieder gehen. Gleichzeitig brauchen wir gezielte Fachkräfteeinwanderung, um unseren Arbeitsmarkt zu stabilisieren. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz haben wir das moderneste Gesetz für qualifizierte Zuwanderung in Europa. Dazu bekenne ich mich. Wir setzen auf klare, gerechte Regeln.
TILMAN KUBAN (CDU): Es läuft kein Pflegeheim, Industriebetrieb oder Restaurant ohne fleißige Menschen mit Migrationshintergrund. Damit diese Anpacker nicht weiter stigmatisiert werden, müssen wir konsequent gegen jene vorgehen, die Straftaten begehen oder dem Sozialstaat auf der Tasche liegen wollen. Um Integration zu schaffen, muss Zuwanderung in den Arbeitsmarkt gelingen und illegale Migration gestoppt werden. Dafür braucht es sofort konsequente Zurückweisungen an den Grenzen, mehr Abschiebungen und dafür auch Kompetenzen bei der Bundespolizei. Dass in Deutschland Attentate von Menschen verübt werden, die nicht mehr hätten hier sein dürfen, macht viele Menschen wütend. Die Politik der Mitte muss handeln.
MICHAEL STEINKE (Grüne): Migration ist nicht die Ursache für Probleme der inneren Sicherheit. Menschen, die zu uns kommen, weil sie auf der Flucht sind und Asyl suchen oder Menschen, die hierherkommen, um hier als fleißige und gute Bürger mit uns zu arbeiten und zu leben, sind nicht schuld an den furchtbaren Attentaten, die unsere innere Sicherheit erschüttern. Unsere Innenpolitiker schlagen jetzt schon seit Tagen vor, dass es auf der einen Seite zu einer deutlich stärkeren Konzentration auf bekannte Gefährder in Deutschland kommen sollte, und dass es zu einer besseren Kommunikation zwischen den Sicherheitsbehörden kommen muss. Bessere Zusammenarbeit zwischen den Behörden, eine Reform des Nachrichtendienstgesetzes, für eine Stärkung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, damit dieses Frühwarnsystem auch funktionieren kann, zu Reformen im gemeinsamen Terrorabwehrzentrum. Das sind die Vorschläge, die real zu mehr Sicherheit in unserem Land führen würden, wenn wir uns auf die Menschen konzentrieren würden, die wirklich gefährlich sind.
ANNETTE STURM-WERNER (FDP): Ebenso wie in der Wirtschaftpolitik, benötigen wir auch in der Asylpolitik einen Paradigmenwechsel. Die Kommunen leiden unter dem Zustrom von Flüchtlingen, für die sie Wohnraum zur Verfügung stellen müssen sowie Personal für Betreuung und Integration. Die Erstattung vom Bund ist überwiegend mangelhaft. Die Freien Demokraten betonen deshalb die Notwendigkeit, Migration zu begrenzen und die Rückführung ausreisepflichtiger Personen zu verbessern. Wir fordern ebenso eine konsequente Umsetzung bestehender Gesetze.
STEFAN HENZE (AfD): Deutschland hat in den letzten Jahren weit über seine Leistungsgrenzen hinaus Schutz und Aufenthalt geboten. Mehr war und ist in dieser Ausprägung nicht möglich. Dem müssen wir Rechnung tragen und einerseits die Grenzen schließen, andererseits die gebotenen Rückführungsmaßnahmen in die Wege leiten. Zur Regulierung der Migration haben wir in Landtagen und im Deutschen Bundestag unermüdlich Anträge gestellt. Bei uns kann sich der Wähler sicher sein, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um die derzeitige Migrationspolitik zu beenden.
DIRK TEGTMEYER (Linke): Der Aufbau der Frage ist irreführend. 70% der Deutschen sind z.B. auch für eine stärkere Besteuerung höherer Einkommen. Meiner Ansicht nach geht es bei dem Versuch, das Thema Migration und Asylrecht zum Schwerpunkt das Wahlkampfes zu machen, darum, von dem Thema der stärkeren Besteuerung hoher Einkommen und Vermögen abzulenken. Ich selbst vertrete hier, wie bei anderen Fragen auch, die Position des Wahlprogramms der Linken: „Asylrecht ist Menschenrecht. Der individuelle Zugang zu Asylverfahren und Rechtsschutz muss für Asylsuchende auch an den EU- Außengrenzen sichergestellt werden.“
UWE HILLMANN (Tierschutzpartei): Wir müssen uns dafür einsetzen, die Ursachen von Flucht und Migration an der Wurzel zu bekämpfen. Dazu gehören Maßnahmen gegen den Klimawandel, der zunehmend Menschen zur Flucht zwingt, sowie die Förderung von Frieden und wirtschaftlicher Stabilität in den Herkunftsländern. Unsere Partei steht für eine humane Asylpolitik, die das Recht auf Asyl respektiert und Schutzsuchenden eine würdevolle Behandlung garantiert. Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Programme zur Förderung der Integration von Migranten und Geflüchteten sind weiter zu fördern, einschließlich Sprachkursen, Bildungsangeboten und Unterstützung bei der Arbeitssuche. Als Partei Mensch Umwelt Tierschutz setzen wir uns für Konzepte ein, die Migration und Umweltschutz in Einklang bringen, z.B. durch die Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung und umweltfreundlicher Integrationsmaßnahmen. Faire Verteilung: Eine gerechtere Verteilung von Geflüchteten sollte innerhalb der EU stattfinden und ich plädiere für ein solidarisches europäisches Asylsystem. Legale Einwanderungswege: Unsere Partei befürworten die Schaffung legaler und sicherer Einwanderungswege, um gefährliche Fluchtrouten zu vermeiden und eine geordnete Migration zu ermöglichen. Tierschutz in der Migrationspolitik: Wir als Tierschutzpartei setzen uns dafür ein, dass auch die Belange von Tieren in der Migrationspolitik berücksichtigt werden, z.B. bei der Unterbringung von Haustieren von Geflüchteten. Bildung und Aufklärung: Es erfordert mehr Bildungsarbeit zum Thema Migration, um Vorurteile abzubauen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.
KONSTANTIN KÜHNEL (Volt): Wir setzen uns für eine geordnete, faire und effiziente Migrations- und Asylpolitik ein. Dabei muss zwischen Flüchtlingen (Asyl) und Arbeitsmigration unterschieden werden. Einheitliches EU-Asylsystem: Keine Alleingänge der Mitgliedsstaaten, sondern eine faire Verteilung. Schnellere Verfahren: Digitalisierung, klare Regelungen und mehr Personal für Asylentscheidungen. Abschiebungen bei fehlendem Schutzanspruch: Wer kein Bleiberecht hat, muss zügig zurückgeführt werden. Arbeitsmigration: Gezielt & bedarfsgerecht. Punktebasiertes Einwanderungssystem: Orientierung an Kanadas Best Practice Modell. Fachkräfte gezielt anwerben: Bürokratie abbauen, Anerkennung ausländischer Abschlüsse beschleunigen. Arbeitsmöglichkeiten für Asylbewerber: Wer lange im Verfahren ist, soll arbeiten dürfen. Fazit: Geordnete Migration statt Chaos
Urheberrecht der Einzelbilder der Collage:
Foto Matthias Miersch: Susie Knoll
Foto Tilman Kuban: Steffen Böttcher
Foto Michael Steinke: Markus Heft
Foto Annette Sturm-Werner: Frank Ossenbrink
Foto Stefan Henze: nicht benannt
Foto Dirk Tegtmeyer: nicht benannt
Foto Uwe Hillmann: Uwe Hillmann
Foto Konstantin Kühnel: Konstantin Kühnel