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Was wird aus den Kindern? Infoabend zur Kita-Platz-Misere

1. Stadtrat Thomas Wolf und Claudius Reich, Fachdienstleiter Kinderbetreuung, informieren die Eltern über die Situation der Kitaplätze.

Barsinghausen.

Wie geht es mit den Kitas weiter und vor allem, wie geht es mit den Kindern weiter, die keinen Kitaplatz bekommen haben? Um Eltern auf diese Fragen Antworten zu geben, hatte die Stadt Barsinghausen zum Infoabend eingeladen. Erster Stadtrat Thomas Wolf und Claudius Reich, Fachdienstleiter Kinderbetreuung, standen Rede und Antwort.

84 Kinder haben dieses Jahr keinen Kita- Platz bekommen. Bei 56 sind die Eltern unzufrieden mit dem zugewiesenen Platz.

2014 lautete die Prognose der Region Hannover: Bis 2019 werden zwei Kitas in Barsinghausen geschlossen, außerdem schrumpfe die Bevölkerung. Daher setzte die Stadt sich 2017 mit dem Aktionsprogramm „InKiB 2017“ entsprechende Ziele.

„Wir haben uns 2017 Gedanken gemacht, was brauchen Sie, was wollen Sie. Doch wir haben auch eine Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber. Diese Dinge sind manchmal schwer zu vereinbaren.“, blickt Thomas Wolf zurück.

Umgesetzt wurde bisher eine Erweiterung der Kitagruppe in der Kita Wirbelwind mit 10 Plätzen. Die Kiga Stemmen wurde neu eröffnet und brachte 50 Plätzen. Die Großtagespflege an der B65 brachte weitere 8 Plätze. Die restlichen Pläne des InKib Plan stagnieren.

So steht die Stadt zwar im Gespräch mit der Petrus Krippe, um zwei Gruppen aufzubauen, aber ohne konkretes Ergebnis. Bei der Krippe Kirchdorfer Bahnhof beginnt der Bau diesen Sommer und wird nächsten Sommer fertig sein. Für den Kindergarten Zwergenburg, 50 Plätze, die in Egestorf entstehen sollen, ist die Förderung bewilligt und auch der Bauantrag genehmigt. Für die Kita Gänsefüßchen, welche die Stadt selbst bauen wird, ist der Baubeginn bis jetzt 2020 geplant. Bei weiteren Projekten ist eine Förderung bereits bewilligt, oder eingereicht. Alle Einrichtungen sind ganztags geplant. Insgesamt will die Stadt so 281 Kita und Krippenplätze schaffen.

Peter Messing, Vorsitzender der SPD Fraktion findet diese Situation schlimm und macht der Verwaltung Vorwürfe. „Wir wollen keinen Eltern in Barsinghausen zumuten, dass sie nicht wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen können. In einer Sondersitzung haben wir die Kita Gänsefüßchen ganz schnell beschlossen, da ist in der Verwaltung noch nichts passiert.“.

Wie sich jetzt herausstellt, waren die Prognosen falsch, mit denen die Stadt plante.

Die Bevölkerung ging nicht zurück. Sie stieg. Es gibt mehr Familien mit zweitem und drittem Kind. Fachdienstleiter Reich gibt auch zu, dass die Zahlen des Landesamtes für Statistik, welche die Stadt heranzog, nicht mit den tatsächlichen Daten in Barsinghausen übereinstimmten. „Das konnte wir unmöglich vorher wissen. Jetzt gehen wir davon aus, dass die Entwicklung der Bevölkerung noch so weiter gehen wird. Wir haben unsere Planung umgestellt. Außerdem wollen wir selbst Daten erheben, in kürzeren Zeitabständen, um in Zukunft besser reagieren zu können.“. Hinzu kam das „Problem“ der Flexi Kinder. Kinder deren Eltern nach dem neuen Schulgesetz entscheiden können, geht mein Kind nun zur Schule, oder noch nicht. Die endgültigen Zahlen der Flexi Kinder bekam die Stadt Barsinghausen erst am 01. Mai dieses Jahrs. Letztes Jahr waren es zehn Flexi Kinder, dieses Jahr sind es 50.

Thomas Wolf möchte keine Ausflüchte machen . Die Zahlen, auf die man sich verlassen habe, waren schlicht falsch. Außerdem gebe es derzeit wenig Mitarbeiter, welche die geplanten Projekte energischer voranbringen könnten.

Auch die Kritik der Eltern, dass die Kommunikationspolitik der Stadt nicht zufriedenstellend war, nimmt Wolf ernst. Doch wie geht es weiter? "Es ist noch nichts beschlossen," fängt der Erste Stadtrat an, "aber Ziel ist e,  100 Kita Plätze bis Ende 2019 zu schaffen."

Dies soll durch eine Container- Kita an der Kirchdorfer Heide oder Container am Rathaus II geschehen. Die Stadt könnte auch selbst drei Waldkitas schnell eröffnen. Es gibt Gespräche mit der Kita Kirchdorfer Arche und es könnten andere städtische Immobilien genutzt werden, z.B.die  Bantorfer Schule.

Doch viele Fragen bleiben beim Notfallplan offen. Wie soll er finanziert werden und woher soll Personal kommen?

Ulrike Westphal, Mitglied der Fraktion der Grünen, erinnert die Eltern auch noch einmal daran, „Jeder hat einen Anspruch, die Platzvergabe kann nur noch darum gehen, wer bekommt welchen Platz, nicht mehr ob jemand einen Platz bekommt. Es kann ja nicht sein das die Eltern um Plätze buhlen müssen.“

Thomas Wolf greift diesen Punkt auf: „Sie haben einen Anspruch, wenn wir den nicht erfüllen, können sie sich selbst eine angemessene Betreuung suchen und diese Kosten bei uns geltend machen.“.  Vielleicht sei auch eine Selbstbetreuungsrunde möglich, ein Vorschlag, den Wolf noch mit Kitaster und ProKiba besprechen müsste. Die Stadt könnte das finanziell unterstützten.

Nach dem Informationsabend sind viele der 70 Eltern, die gekommen sind, noch immer ratlos. „Es gab schon Infos, aber was passiert jetzt genau mit unserem Kind?“, grübelt ein Vater. Eine Mutter findet die Formulierungen des Notfallplans zu schwammig, „Das die Daten falsch waren verstehe ich, auch das die Stadt zu Lösungen bereit ist finde ich gut. Aber im Grunde bin ich so schlau wie vorher.“.

 â€žDie Ratsfraktionen sind alle, von links bis rechts, einig, dass Dinge, die längst einstimmig getroffen wurden, jetzt endlich umgesetzt werden müssen. Irgendwas klemmt da in der Verwaltung.“,meint auch Messing von der SPD Fraktion.

Einige Fragen können vielleicht schon am Donnerstag geklärt werden. Am 27. Juni ab 18 Uhr findet der Sozialausschuss statt. Dort will die Stadt erste Prüfergebnisse vorstellen.