Barsinghausen. Steigende Schülerzahlen stürzen die Adolf-Grimme-Schule (AGS) in akute Raumnot. Zu Beginn des neuen Unterrichtsjahres im Sommer 2025 benötigt die Grundschule voraussichtlich zwei bis drei Klassenräume zusätzlich zu den bislang 14 belegten Räumen. Die Stadt Barsinghausen als Schulträgerin ringt um Lösungen und will drei Räume, die bislang für das Ganztagsangebot an der AGS genutzt werden, zu Räumen mit einer Doppelnutzung für den Unterrichts- und Ganztagsbetrieb umbauen. Diese Variante stößt jedoch bei Schule und Teilen der Politik auf Widerspruch - stattdessen sollen Container den Raummangel beheben..
Derzeit besuchen 263 Kinder die Grundschule am Langenäcker in der Barsinghäuser Nordstadt. Im kommenden Schuljahr werden es laut AGS-Leiterin Birgit Geyer mehr als 300 Kinder sein, die in den vier Jahrgängen unterrichtet werden müssen. "Bei uns brennt die Raumproblematik", sagte Geyer jetzt bei einem Besuch von Vertretern aus Rat und Verwaltung in der Adolf-Grimme-Schule. Die Grünen-Ratsfraktion hatte solch einen Besuch beantragt, um sich vor Ort ein Bild von der Situation machen zu können.
Genau hinschauen wollte die Gruppe vor allem auf die Schulräume, die aktuell für den Ganztagsbetrieb an der AGS genutzt werden. Die Stadtverwaltung will im Sommer drei dieser Räume zu "Klassenräumen mit einer multifunktionalen Nutzung" für Unterricht und Ganztag umbauen. Dazu gehören der zentrale Ganztagsraum, der zudem noch für den Mensabetrieb genutzt wird, sowie der Spiel- und der Bewegungsraum.
Von solchen Plänen für eine Mehrfachnutzung rät Schulleiterin Birgit Geyer jedoch ab: Sie befürchtet einen Verlust an pädagogischer Qualität. "Eine zentrale Anlaufstelle ist für die Kinder im Ganztagsbetrieb enorm wichtig. Hier ist immer Personal zur Betreuung da. Viele Kinder brauchen solch einen zentralen Ankerplatz, an den sie sich zurückziehen können. Wir haben viele Kinder, die in hohem Maße verunsichert sind und Orientierung brauchen", erläuterte Geyer. Ein multifunktioneller Raum könne diesen Ankerplatz mit einer festen Orientierung für die Schülerinnen und Schüler kaum bieten.
Nach Angaben der Schulleiterin nutzen derzeit 133 Schulkinder das Ganztagsangebot an der AGS, hinzu kommen 18 Kinder im Ganztag mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf. Ohnehin habe die Grundschule einen überdurchschnittlich hohen Inklusionsanteil. Nahezu jedes sechste Kind an der Schule habe einen erhöhten Unterstützungsbedarf. Aus diesem Grund sei die AGS auch in das sogenannte Start-Chancen-Programm mit Fördergeldern von Bund und Land aufgenommen worden.
Weder Schulleiterin Geyer noch die Schulelternratsvorsitzende Saskia Zieroldt halten einen Umbau der jetzigen Räume aus dem reinen Ganztagsbetrieb zu Klassenräumen für den richtigen Weg. Sinnvoller sei es vielmehr, Container auf dem Schulgelände aufzustellen und auf diese Weise kurzfristig zusätzliche Klassenräume zu schaffen.
Barsinghausens Baudezernent Tobias Fischer hält eine Mehrfachnutzung von Schulräumen für den Klassen- und den Ganztagsbetrieb für möglich. "Ich glaube schon, dass wir Räume in der Schule haben, die wir ausdifferenzieren können", sagte Fischer beim Besuch in der AGS. Eine angedachte Mehrfachnutzung stelle zudem keine endgültige Lösung der Raumprobleme dar, sondern lediglich "eine Lösung für diesen Sommer". Für die Entwicklung eines nachhaltigen Konzeptes beginnen laut Fischer jetzt die Überlegungen. Und es gebe auch bereits Ideen, die in solch ein Konzept einfließen.
Auf Initiative der Grünen-Fraktion hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Verwaltung mit der kurzfristigen Erarbeitung eines Konzeptes auf Grundlage des Start-Chancen-Programms zu beauftragen, um die Adolf-Grimme-Schule in pädagogischer und räumlicher Hinsicht weiterentwickeln zu können. Bereits für die kommende Fachausschusssitzung solle die Verwaltung Informationen zusammentragen, auf deren Grundlage der Ausschuss weitere Schritte entscheiden könne.
Außerdem hat sich der Rat auf Antrag der AFB-Wählergruppe dafür ausgesprochen, die Umbauplanungen an der AGS noch nicht als abschließend anzusehen. Vielmehr solle die Verwaltung nun die Aufstellung von Containern in Bereichen mit Anschlussmöglichkeiten an das Schulgebäude prüfen. Die Container sollen entweder als Klassenräume oder als Ersatz für den Ganztagsbereich eingesetzt werden. Mischlösungen seien denkbar und im Einvernehmen mit der Schulleitung auszuloten. Über Ergebnisse dieser Prüfung will der Rat mit entsprechenden Umsetzungsoptionen in seiner kommenden Sitzung zur Beschlussfassung beraten.