Barsinghausen.
Michael Siedler-Borker, Fraktionssprecher der Alternative für Deutschland (AfD) Barsinghausen, lädt im Namen des AfD-Stadtverbandes zu einem "Trauermarsch" am kommenden Sonntagnachmittag ein (wir haben berichtet). Dem widerspricht der Vorsitzende des AfD-Stadtverbandes, Clemens Hafemann: "Der Aufruf zu diesem Trauermarsch ist weder mit mir als Stadtverbandsvorsitzendem abgesprochen, geschweige denn im Vorstand beschlossen." Michael Siedler-Borker könne nur als Fraktionsvorsitzender handeln - "nicht aber im Namen des Stadtverbandes. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass eigentlich die Stadtverwaltung eine Gedenkveranstaltung abhalten müsste und nicht einzelne Parteien", unterstreicht Clemens Hafemann.
Hafemanns Vorstandskollege, Sven Patermann, wird noch deutlicher: "Der AfD-Stadtverband, vertreten durch Clemens Hafemann, distanziert sich davon. Genau wie ich und alle anderen auch im Stadtverband. Sowas von weit verfehlt. Zum Schämen!"
Währenddessen haben die anderen Fraktionen im Barsinghäuser Rat deutlich Stellung bezogen: "Die Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, AFB-WG und FDP im Rat der Stadt Barsinghausen verurteilen diese schrecklichen Gewaltverbrechen in Barsinghausen. Wir verurteilen aber auch den Missbrauch der Opfer dieser schrecklichen Verbrechen für eine öffentliche, politisch motivierte Aktion, mit der laut Plakat ein Zeichen „gegen die rechtsbrecherische Bundesregierung und das Altparteien-Kartell“ gesetzt werden soll. Wir werden daher an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Einen politisch motivierten „Trauermarsch“ halten wir für unangebracht und pietätlos. Wir wollen der Familie, den Angehörigen und Freunden die gebotene Stille für ihre Trauer lassen. Unser Staat hat die notwendigen und wirksamen Instrumente, so ein Gewaltverbrechen in angemessener Art und Weise aufzuklären. Wir gedenken der beiden Opfer", erklären in einer gemeinsamen Stellungnahme Christian Röver (Grüne), Gerald Schroth (CDU), Peter Messing (SPD), Ina Klein (AfB) und Fred Wellhausen (FDP). Für die UWG erklärte Markus Neugebauer: "Als Fraktionsvorsitzender der UWG Barsinghausen und als Vater von vier Töchtern lehne ich es ab, solch eine grausame Tat in irgendeiner Form politisch auszuschlachten. Wer so etwas tut, der missbraucht nicht nur das Opfer, sondern auch die Familie. Ich hoffe, dass man zur Vernunft kommt und diesen Marsch aus Rücksicht absagt."
Der Erste Stadtrat, Thomas Wolf, stellt klar: "Es handelt sich um eine Veranstaltung der AfD, die bei der Stadtverwaltung als zuständige Versammlungsbehörde angemeldet wurde. Die Stadt ist weder Veranstalter, noch wird jemand von der Stadt an dem Trauermarsch teilnehmen. Wie die AfD hat jeder Deutsche nach Artikel 8 des Grundgesetzes das Recht, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln." Für die Stadt werde Wolf an dem geplanten Trauergottesdienst und der Beisetzung der getöteten Anna Lena teilnehmen. Er vertritt Bürgermeister Marc Lahmann, der sich zu diesem Termin zu einem Städtepartnerschaftsbesuch in der urkainischen Stadt Kovel aufhalten wird. "Ansonsten hat die Stadt mit Rücksicht auf die Trauer der Familie keine weiteren Veranstaltungen geplant", erklärte Wolf abschließend.