Landringhausen. Das Landringhäuser Krieger- und Ehrendenkmal für die Opfer der beiden Weltkriege besteht seit genau 100 Jahren: Vertreter der politischen Gemeinde weihten das Denkmal auf dem Kirchhof am 16. November 1924 feierlich ein - nachdem es zuvor erhebliche Unstimmigkeiten mit der Kirchengemeinde und dem damaligen Pastor Pommerin gegeben hatte. Allerdings: 100 Jahre nach der Einweihung wird es an diesem Volkstrauertag 2024 keine Gedenkstunde am Denkmal geben. So haben es die örtlichen Vereine nach Angaben von Ratsherr Ulrich Burkat beschlossen..
"Niemand hat sich auf einer Sitzung unserer Arbeitsgemeinschaft Landringhäuser dafür ausgesprochen, in diesem Jahr wieder eine Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages auszurichten", sagt Burkat. Solche Gedenkstunden seien bislang in Landringhausen die Regel gewesen, und Burkat selbst habe zumeist die Ansprachen gehalten. Nun werde der Ratsherr stattdessen eine Rede zum Volkstrauertag in Ostermunzel halten.
Offenbar, so vermutet Ulrich Burkat, haben insbesondere junge Leute kaum noch einen Bezug zu solchen Denkmälern und Gedenkveranstaltungen. "Ich bedauere das", betont der Landringhäuser, denn das Erinnern und Gedenken an die Opfer von Kriegen sei auch eine Mahnung.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1918/19 auch in Landringhausen der Wunsch nach einem Ehrenmal laut, um der Opfer dieses Krieges mit Namensinschriften im Sockel zu gedenken. "Das war jedenfalls der Wunsch des Bürgermeisters Friedrich Homeyer und der politischen Gemeinde. Aber Landringhausens Pastor Pommerin war dagegen", berichtet Heimatforscher Heinrich Nordmeyer, der sich in seinen Ausführungen auf einen Zeitzeugenbericht des damaligen Dorfschullehrers Wilhelm Schröder beruft.
Es folgten jahrelange Verhandlungen zwischen einem politischen Ausschuss der Gemeinde und dem Pastor, um den Streit beizulegen. Dabei ging es auch darum, einen geeigneten Standort auf dem Kirchhof zu finden. Schließlich fiel dann 1923 die Entscheidung, ein Denkmal beim Egestorfer Bildhauer Sonderhausen in Auftrag zu geben. Der Gemeindeausschuss rief zu Spenden auf. "Von der Gemeinde spendeten fast alle, von der Kirche nur einer", sagt Heinrich Nordmeyer.
Wegen der horrenden Inflation vor 100 Jahren wurde nicht in Geld, sondern in Weizen gespendet. Nachdem 50 Zentner Weizen beisammen waren, konnte die Gemeinde den Auftrag erteilen. Per Ochsenkarren, so weiß es Ulrich Burkat aus historischen Aufzeichnungen, wurde das Denkmal damals aus Egestorf nach Landringhausen transportiert - und nach weiteren Streitereien mit der Kirchengemeinde um den passenden Standort auf einem Platz rechts vom Kircheneingang aufgestellt.
Zur Einweihung des Denkmals am 16. November 1924 folgte dann eine Retourkutsche der politischen Gemeinde und des örtlichen Kriegervereins: Um den streitbaren Pastor Pommerin von der Rednerliste auszuschließen, wurde die Rednertribüne rund 90 Meter entfernt auf dem benachbarten Privatgrundstück der Familie Nordmeyer aufgestellt. Somit hatte der Pastor kein Hausrecht und durfte das private Nordmeyer-Gelände nicht betreten. Er musste sich laut Überlieferung vielmehr die Worte des Publikums anhören: "Wir fürchten Gott, aber keinen Hampelmann".
In den vergangenen 100 Jahren musste das Denkmal zweimal auf dem Gelände umziehen: Zunächst 1968, als die Mauer des alten Friedhofes versetzt wurde, und dann erneut 1999 mit dem Bau des neuen Kirchengemeindehauses. Am aktuellen Standort zwischen Kirche und Gemeindehaus kümmert sich laut Ulrich Burkat die Arbeitsgemeinschaft der Landringhäuser Vereine um die Pflege und Betreuung des Denkmals.