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Alice erlebt in Anderland eine großartige Premiere

Die Grinsekatze flüszert Alice ins Ohr.

Barsinghausen.

Musik weht über die Bühne, Mette Brinkmann in Gestalt der Grinsekatze liegt zusammengerollt auf dem Boden. Ihr Schicksal ist es, Alice zu folgen. Die Alice in diesem Stück der Theater-AG der Goetheschule KGS verbringt ihre Tage und Nächte in einer Nervenheilanstalt, nachdem sie beim nächtlichen Lesen eines Buches mit einer Kerze ein Feuer entfachte, dass beide Eltern tötete. Sie ist pillenabhängig und springt zwischen der Realität und dem Anderland hin und her. 

Alice, grandios gespielt von der Schülerin Marie Feldmann, hört die Stimme der Grinsekatze in ihrem Kopf, spricht mit ihr und lässt sich von ihr leiten. In Anderland trifft sie auf den Hutmacher (Tobias Folchmann), das Kaninchen (Lukas Niederhoff), die Raupe (Flamming Burkhardt) sowie die Köchin (Angela Wert) und die Herzogin (Kaja Thelemann), die tagsüber alle Patienten in der Nervenheilanstalt und des nachts Bewohner der düsteren Welt sind, in der Herzbube und die Herzkönigin (Julian Bagge und Isabel Strecker) ein eisernes Regime führen. In ihrem Reich herrschen klare Regeln: niemals schlecht über den Monarchen reden, nicht beschweren und sich nachts in seinem Zimmer verstecken, um der üblen Laune des Herzbuben und seinem gefährlichen Schlagstock aus dem Weg zu gehen.

Jede Figur gibt Einblick in eine psychische Erkrankung: der Hutmacher leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, erlebt immer wieder Flashbacks in den Krieg. Die Raupe ist drogenabhängig, die Herzogin hat ihren eigenen Sohn ertränkt und kuschelt nun mit einem Kissen, welches sie liebevoll Kissbert nennt. Zwischen den einzelnen Szenen werden Erklärungen zu den jeweiligen Krankheitsbildern auf eine Leinwand projiziert. Im Klinikalltag wird ein schonungsloser Blick in die Psyche der Patienten geworfen. 

Auch KGS-Schulleiter Rene Ehrhardt ist mit von der Partie, übernimmt im Stück die Rolle eines Lakaien. Als Leiter der Theater-AG hat er mit den Schülern im letzten halben Jahr zwei Schulstunden pro Woche geprobt. „Wir haben uns gegenseitig verrückt gemacht, waren uns einig und auch wieder uneinig und wissen selbst heute Abend noch nicht genau, wo uns dieses Stück an manchen Stellen hinbringt,“ sagt er vor Beginn. „Mein Dank gilt neben den Schülern vor allen Dingen den Eltern und Lehrern sowie unserer technischen Unterstützung, die es möglich gemacht haben, dass wir die Proben in den Schulalltag integrieren konnten.“ 

Am Ende liegen alle Figuren leblos auf der Bühne, bis auf Alice, die mit einem Feuerzeug in der Dunkelheit steht. „Mein Name ist Alice und ich habe meine Eltern getötet. Mein Name ist Alice und ich würde es wieder tun.“

Wer sich dieses schockierende, Augen öffnende und gleichzeitig berührende Theaterstück ansehen möchte, der hat am heute und am morigen Donnerstag jeweils um 19.30 Uhr noch Gelegenheit dazu. Das Stück ist für Kinder unter 14 Jahren nicht geeignet, Karten sind im Sekretariat der KGS Goetheschule erhältlich.