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Zugvögel beziehen ihre Sommerresidenz in Deutschland

Foto: NABU/CEWE/Martin Siering.

Region. Während der Sommermonate begrüßen wir in Deutschland zahlreiche Vogelarten, die nur vorübergehend bei uns verweilen. Diese sogenannten Zugvögel verlassen ihre Brutreviere in den Wintermonaten und ziehen in wärmere Regionen. Ihre Ziele sind die wärmeren Länder Südeuropas, Afrikas oder auch Indien..

Vogelkundler unterscheiden dabei zwischen Lang- und Kurzstreckenziehern. Langstreckenzieher verbringen aufgrund ihrer zeitintensiven Reise nur einen kurzen Sommer bei uns, von April bis August. Danach ziehen sie bis in die südliche Sahara weiter. Zu den Langstreckenziehern gehören Arten wie der Weißstorch, Kuckuck, Mauersegler, Rauchschwalbe, Neuntöter und die Nachtigall. Diese Arten folgen einem strikten Zeitplan und sind jedes Jahr zur gleichen Zeit unterwegs, wobei sich ihre An- und Abreisezeitpunkte nur um wenige Tage unterscheiden. Allerdings beobachten Expert*innen derzeit eine Verschiebung dieser Zeiträume aufgrund des fortschreitenden Klimawandels.

Mit Ausnahme der großen Segelflieger wie dem Weißstorch reisen Langstreckenzieher meist einzeln und bei Nacht, was sie während ihres Zuges kaum sichtbar macht. Im Gegensatz dazu stehen die Kurzstreckenzieher, die nur bis ins winterwarme Westeuropa oder den Mittelmeerraum reisen. Sie verlassen uns im Herbst und kehren bereits ab Februar wieder zurück. Kurzstreckenzieher haben weniger feste Zeiten für den Überflug und reagieren spontaner auf Wetterveränderungen. Bei Kaltlufteinbrüchen im Herbst ziehen sie früher gen Süden, während ein sonniger Spätwinter sie verfrüht wieder in den Norden locken kann. Zu den etwa 40 Kurzstreckenzieher-Arten gehören der Kranich, Kiebitz, die Feldlerche, der Star und der Hausrotschwanz.

Der Klimawandel hat bereits messbare Auswirkungen auf das Zugverhalten vieler Vögel, daher ist es umso entscheidender, dass wir Maßnahmen zum Schutz ihrer Lebensräume ergreifen. 

Warum ziehen Vögel?

Auslöser für den Wegzug der Vögel ist nicht die Winterkälte, sondern der Mangel an erreichbarer Nahrung. Minustemperaturen, eine geschlossene Schneedecke und die im Winter deutlich kürzeren Tage erschweren die Suche nach Insekten und Samen oder machen sie sogar unmöglich. Im Winter suchen die Tiere daher wärmere Regionen auf, kehren aber jedes Jahr nach Norden zurück, um dort die üppigen Nahrungsquellen im Frühjahr und Sommer zur Aufzucht ihrer Jungen zu nutzen.

Orientierung ohne Kompass und Karte

Abzugszeit, Zugrichtung und Zugentfernung sind bei den meisten Zugvogelarten genetisch vorgegeben. Selbst Zugvögel, die in Käfigen gehalten werden, zeigen zur Zugzeit eine sogenannte Zugunruhe und versuchen, immer wieder in eine bestimmte Richtung zu fliegen. Diese Verhaltensweise weist auf einen angeborenen Zuginstinkt hin. Wie andere angeborene Merkmale können sich allerdings auch Zugwege und -zeiten über mehrere Generationen durch Selektion der besten Zugstrategien verändern. So ziehen seit einigen Jahrzehnten mitteleuropäische Mönchsgrasmücken nicht mehr nur in den Mittelmeerraum, sondern inzwischen auch ins wintermilde Großbritannien.