Holtensen/Region. Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) plant den umfassenden Umbau und die Erneuerung der Ortsdurchfahrt in Holtensen (Wennigsen) im Zuge der B217. Die Maßnahme wird voraussichtlich ab Ende Juli unter Vollsperrung durchgeführt. Unter diesen Umständen kann der Baufortschritt am schnellsten erfolgen. Für die Anwohner in Holtensen und in den von der Umleitung betroffenen Orten bedeutet diese Variante eine deutlich reduzierte Bauzeit von sechs statt fünfzehn Monaten – aber auch eine bislang umstrittene Umleitungsroute.
Die Informationsveranstaltung der NLStBV am Dienstagabend (30. Mai) lieferte keine sachlichen Neuerungen. Die NLStBV hatte ihre Entscheidung unter Vollsperrung zu bauen und die Pläne zur Umleitung bereits zuvor bekanntgegeben. So erklärten Martin Klose, Öffentlichkeitsabteilung NLStBV, und Sebastian Henkel, Leiter Sachgebiet Straßenbau NLStBV, noch einmal die Fakten, bevor aus dem gut besuchten Bürgersaal Fragen beantwortet wurden.
Bürgermeister Ingo Klokemann begrüßte die beiden Männer vom NLStBV und dankte für die gute Zusammenarbeit und das die Behörde die Einwände der Gemeinde berücksichtigt habe, wenn auch nicht alles umzusetzen war. Weniger Lob hatten einige Bürger und Gewerbetreibende nach der Präsentation zu verkünden.
Zusammenfassung der Fakten
Der Bau soll zum 17. bis 21. Juli beginnen, zwei Wochen nach der Vergabe an die Baufirma. Diese ist noch nicht gefunden. Bauzeit ist bei Vollsperrung 6 Monate anstatt 15 Monate bei halbseitiger Sperrung. Die Kosten bei Vollsperrung 1,7 Millionen Euro, anstatt 2,6 Millionen Euro bei halbseitiger Sperrung. Die Vorteile der Vollsperrung überwiegen laut NLStBV, wobei auch bei der halbseitigen Sperrung zeitweise eine Vollsperrung nötig gewesen wäre. Bei Vollsperrung soll gegen Ende des Jahres der Bau abgeschlossen sein.
Vorteile und Nachteile der Vollsperrung
Neben Zeit- und Kostenersparnis spricht laut NLStBV für die Vollsperrung, dass ein Gehweg aufrechterhalten bleibe und Fußgänger sicher die Straße überqueren können - Anlieger können ihre Grundstücke besser erreichen als bei halbseitigem Durchgangsverkehr. Das Gewerbe sei eingeschränkt erreichbar, auch wenn der Durchgangsverkehr wohl weitgehend entfalle. Bei halbseitiger Sperrung wäre der Zugang zu den Gewerbebetrieben ebenfalls erschwert gewesen.
Der Entscheidung, unter Vollsperrung zu bauen, war ein intensiver Dialog mit Gewerbetreibenden, Anwohnern, nahräumigen politischen Vertretungen und der Gemeinde Wennigsen vorausgegangen, erklärte die Landesbehörde. Dieser Dialog soll während der gesamten Maßnahme fortgesetzt werden. So wird auch die Gelegenheit ermöglicht, an wöchentlichen Baubesprechungen vor Ort teilzunehmen, um persönliche Anliegen vorzutragen.
Legt die Umleitung die Region lahm?
Das Baufeld ist in fünf Bauabschnitte gegliedert. Das Anfahren der einzelnen Gewerbestandorte ist jederzeit möglich. Das erste Baufeld wird die Kreuzung am Schnellrestaurant sein und etwa zwei Monate gesperrt sein. Nach einem Monat soll die Abzweigung in das Gewerbegebiet frei gemacht werden.
Der Busverkehr wird während der Baumaßnahme über eine separate Bushaltestelle in Richtung Evestorf geführt.
Der nahräumige Verkehr wird über Bredenbeck, Argestorf, Wennigsen und Lemmie umgeleitet. Überregionale Verkehre werden weiträumig über Völksen und Gestorf zur B 3 umgeleitet.
„Ja, es wird mit Staubildung zu rechnen sein“
„Wir können eine Bundesstraße nicht auf einen Feldweg umleiten“, erklärte Henkel. Viele Bürger in Wennigsten macht die Umleitung über Bredenbeck, Argestorf und Wennigsen Sorgen – gerade der Bahnübergang Wennigsen sei keine gute Lösung. Sorsum könnte eine Alternative sein, doch auch hier könnte die kleine und zugeparkte Kreisstraße für Staubildung sorgen. In Lemmie sind die Einmündungen der Kreuzung problematisch, in Weetzen wieder ein großer Bahnübergang. Die Umleitung sorgt auch in Bennigsen, Eldagsen und Gestorf für Sorgen, wenn Verkehrsteilnehmer über die kleinen Ortschaften abkürzen wollen. „Es wird eine 1–2-monatige Eingewöhnungsphase geben“, erklärte Henkel weiter, „Dies hat die Erfahrung gezeigt. Wir wollen aber noch nachbessern, damit Schulen und Seniorenheime sicher sind und auch während der Bauzeit werden wir Maßnahmen zur Anpassung vornehmen.“ Vielleicht werde ja auch ein Pendler auf den ÖPNV umsteigen, wenn es zu wiederholten Staubildungen komme, oder über die weiträumige Umleitung über die B3 ausweichen. Bis zu 15.000 Fahrzeuge wird die Vollsperrung in Holtensen täglich betreffen – eine Kolonne an Fahrzeugen, die sich ihren Weg suchen wird.
Wie geht es weiter?
Grundsätzlich wurden die Baumaßnahmen bei der Informationsveranstaltung begrüßt, gerade das Vorhaben den Verkehr innerhalb der Ortschaft zu verlangsamen und die Lebensqualität so zu verbessern. Auch das während und nach der Bauarbeiten Schäden auf Umleitungsstraßen behoben werden sollen, wurde positiv gesehen. Doch an der Umleitung zweifelten die meisten Teilnehmer und auch die anwesenden Gewerbetreibenden weiterhin – gerae auch, weil endgültige Lösungen erst im Baubetrieb gefunden werden sollen, mit einem Bauunternehmer, den es bislang noch nicht gibt. Auch die Feuerwehr Holtensen kritisierte, dass sie nicht früher ins Boot geholt wurde und nun unter großem Aufwand Ausrückwege anpassen muss. Das Gewerbe zeigte sich mit der Vollsperrung über Monate und die unsicheren Zusagen zu Anlieferwegen unzufrieden. Für manche Arbeitnehmer droht nach Corona vielleicht die nächste Phase der Kurzarbeit, erklärte eine anwesende Geschäftsfrau.
Nach Abschluss der Bauarbeiten wird durch die Herstellung eines Zweiwegeradweges dem sicheren Radverkehr im Ort Rechnung getragen. Mit dem Bau ist geplant, dafür die Anzahl der Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr von vier auf zwei zu reduzieren. Mehrere Kanäle entlang der Straße werden neu hergestellt und die Bushaltestelle wird erneuert. Neue Parkgelegenheiten entlang der Straße sorgen für sicheres Abstellen der Fahrzeuge für die Gewerbetreibenden. Der gesamte Bereich wird durch eine zeitgemäße und verkehrssichere Gestaltung eine deutlich höhere Aufenthaltsqualität bieten und den Charakter der Ortsdurchfahrt herausstellen.
Martin Klose und Sebastian Henkel versprachen, dass sie weiter das Gespräch zu Ortsräten, Gemeinde, Bürgern und Gewerbetreibenden suchen werden und ansprechbar bleiben wollen.
Sie werden unter 0511-39936-208, oder pressestelle-h(at)nlstbv.niedersachsen.de erreichbar sein.