Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Feuerwehr Egestorf ist fast 100 Stunden im Einsatz und wird trotzdem beschimpft

Beförderungen: Lea Kohlert, Sven Kastens, Melanie Seeler, Angelo Wenzel, Henning Kuhlmann, Pascal Meyerhoff, Christian Kopetsch, Rene Meyerhoff, Lars Harborth, Christina Harborth, Marc Kohlert, Jan- Henrik Büthe, Philip Prinzler und Max Matthiesen.

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Egestorf. Am Samstagnachmittag hat sich die Freiwillige Feuerwehr Egestorf zu ihrer Jahreshauptversammlung getroffen. 140 Personen sind der Einladung gefolgt. Neben vielen Ehrungen und Beförderungen standen auch Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften im Fokus. Ortsbrandmeister Jan- Henrik Büthe ist Teil einer bundesweiten Kampagne. Eine entsprechende Anzeige der Feuerwehr Egestorf gegen einen Täter, hat die Staatsanwaltschaft nun wegen zu geringem Interesse der Öffentlichkeit nicht weiterverfolgt. Laut Feuerwehr ein fatales Zeichen.

Anzeige
Anzeige

Ortsbrandmeister Jan- Henrik Büthe begrüßte Kameraden und Gäste aus Politik und Verwaltung bei der Versammlung in der Fritz-Ahrberg-Halle. In seinem Bericht erinnerte er an 52 Einsätze, die die Feuerwehr Egestorf 2023 ableistete, im Jahr 2022 waren es 48 Einsätze. So rückten die Feuerwehrleute zu 19 technische Hilfeleistungen, 19 Brandeinsätzen, zehn Fehlalarmierungen und vier Alarmübungen aus. Fast 100 Stunden dauerten die Einsätze laut Ortsbrandmeister Büthe insgesamt.

100 Stunden im Einsatz für den Bürger - trotz Beleidigungen von Einzelnen

„Leider kam es schon 2022 so einem Fall, in dem unsere Kameraden bei einem Einsatz auf das Schlimmste beleidigt wurden. Drei Kameraden haben daraufhin eine Anzeige gestellt. Nun teilte uns die Staatsanwaltschaft mit, dass dies aufgrund des geringen Interesses der Öffentlichkeit nicht weiterverfolgt werde – das ist völlig unverständlich und ein fatales Zeichen“, bedauert Büthe. Die Einsätze seien teilweise belastend genug, erklärte Büthe weiter. „Die Familien der Kameraden müssen ohnehin viel zurückstecken, wenn man dann losfahre und bei Einsätzen bedroht und beleidigt wird, ist das zusätzlich belastend.“ Nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellte, nahm sich Bürgermeister Henning Schünhof und die Stadtverwaltung der Sache an und stellten nun erneut eine Anzeige. So liegt der Fall erneut bei der Staatsanwaltschaft.

Leider kam es im Rahmen eines Küchenbrandes 2023 erneut zu respektlosem Verhalten gegenüber der Feuerwehr. Ein Kamerad, der die Straße absperrte, wurde von einem PKW-Fahrer angegangen. Ortsbrandmeister Jan- Henrik Büthe ist daher auch gerne Teil einer bundesweiten Kampagne gegen Gewalt an Einsatzkräften geworden.

Kein Silvester-Phänomen, sondern Alltag

Bei den Grußworten der Gäste kam auch der Ortsbeauftragte von Egestorf, Thomas Wittschurky, zu Wort, der als Mitglied des Deutschen Feuerwehrverbandes maßgeblich an der bundesweiten Kampagne „Gewalt angehen“ beteiligt war. „Gut 50 Prozent der ehrenamtlichen Einsatzkräfte haben Beleidigungen und Übergriffe erfahren. Das zeigte unsere Befragung von 6.000 Ehrenamtlichen“, erklärte Wittschurky, „Rund ein Drittel davon wurde angedroht, dass sie mit dem Auto angefahren würden – bei 6% wurde es tatsächlich umgesetzt!“ Die Weigerung Anweisungen der Feuerwehr im Notfall zu folgen, nicht zu kooperieren und sich zu widersetzen steige an. „Gewalt gegen Einsatzkräfte ist kein Silvester-Phänomen, sondern Alltag und 80% der Einsatzkräfte geben an, dass dieser mangelnde Respekt belastend ist. Wir müssen diesen Respekt einfordern und Vergehen bestrafen.“

Stabile Mitgliederzahlen und viele Ehrungen und Beförderungen

Trotz dieser Ereignisse kann sich die Feuerwehr Egestorf glücklich schätzen. Denn mit 762 Mitgliedern steht die Ortswehr Egestorf stabil da. In der aktiven Wehr sind die Zahlen mit 51 Kameraden (darunter elf Frauen) ebenfalls stabil und auch die Kinder und Jugendfeuerwehr sind mit insgesamt 38 Mitgliedern gut besucht. Bei den nun 660 fördernden Mitgliedern gab es einen leichten Rückgang.

Der Zusammenhalt und die langjährige Treue zeigten sich in den Beförderungen und Ehrungen für jahrzehntelange Unterstützung:

Lea Kohlert und Melanie Seeler wurden zur Oberfeuerwehrfrau befördert. Christina Harborth ist nun Hauptfeuerwehrfrau und Amos Langensiepen, Angelo Wenzel, Dominic Drescher und Sven Kastens Hauptfeuerwehrmänner. Henning Kuhlmann und Pascal Meyerhoff wurden zum 1. Hauptfeuerwehrmann befördert. Lars Harborth und Christian Kopetsch dürfen sich nun Oberlöschmeister nennen und Ortsbrandmeister Jan- Henrik Büthe wurde zum Brandmeister befördert.

Für 25 Jahre als fördernder Mitglieder wurden Claus Busse, Ilona de Riz, Renate Renders, Horst Scherbarth, Markus Schneider und Adalbert Jarszick geehrt. Für 40 Jahre Jürgen Arlt, Wilhelm Arnold, Hans- Hermann Frehe, Christof Gräber, Walter Könneker, Herbert Kügler, Frank Nitz, Rolf Pankse, Dr. Wolfgang Radtke, Willy Schelenz, Werner Schmidt und Adolf Weiss. Für 50 Jahre Horst Schmidt, Jens Meyerhoff, Jörg Narten und Ernst Schäfer. Für 55 Jahre Werner Matthies, Harald Meier und Heinz Meier. Für 65 Jahre Bernhard Hustedt und Fritz Dismer sowie für 70 Jahre Werner Hübner, Heinz Knolle, Waldemar Schüler und Wilhelm Völksen.

Für 50 Jahre aktiven Dienst wurde Jens Meyerhoff geehrt. Für 50 Jahre passiven Dienst Ernst Schäfer und für 70 Jahre Werner Hübner, Heinz Knolle, Waldemar Schüler und Wilhelm Völksen.

Neue Ehrenmitglieder sind Horst Schmidt, Walter Heinemann, Rainer Grüne und Gerd- Heinrich Speer

Lobende Worte der Gäste

Bürgermeister Henning Schünhof dankte den Ehrenamtlichen für ihre Einsatzbereitschaft, gerade auch beim jüngst zurückliegenden Hochwasser an den Feiertagen. „So etwas kann nur gemeinsam gestemmt werden, daher danke ich auch für die gute Zusammenarbeit unter den Ortswehren“, so Schünhof, „Jede einzelne Ortswehr ist wichtig.“ Egestorf sei auch bei dem Großeinsatz am Schulzentrum am Spalterhals dabei gewesen und habe beim Großfeuer in Wennigser Mark ausgeholfen. „Im Namen der Stadtgesellschaft danke ich euch dafür.“ Mit den jüngsten Gewalttaten sei endgültig eine Grenze überschritten worden und nun müsse gemeinsam dagegen vorgegangen werden und das Strafmaß auch ausgenutzt werden, so der Bürgermeister. „Denn helfende Hände schlägt man nicht.“

Weiter erklärte der Bürgermeister, dass in 14 Tagen der hauptamtliche Gerätewart seine Arbeit aufnehmen werde, um das Ehrenamt zu entlasten.

Der stellvertretende Bürgermeister Max Matthiesen sprach im Namen der Ratsmitglieder einen Dank an die Feuerwehr Egestorf aus. Es seien ernste Zeiten und kaum jemand hätte noch Zeit sich zu engagieren. Gaststätten und Begegnungsstätten sterben aus, nur bei der Feuerwehr ist was los, was auch die tolle Jugendarbeit zeige.

Der stellvertretende Stadtbrandmeister Philip Prinzler versicherte den Egestorfern, dass die Stadtfeuerwehr beim Thema Gewalt hinter den Kameraden stehe. „Wenn wir diese Fälle nicht verfolgen, haben wir bald ein großes Problem.“ Er berichtete von immer komplexer werdenden Einsätzen und der Herausforderung der Tagesverfügbarkeit. Er lobte die Feuerwehr Egestorf für die enge Kameradschaft und gute Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren.

Es soll wieder ein Egestorfer Osterfeuer geben

Bei der Versammlung wurde noch der Hut herumgegeben, um Geld für eine Waschmaschine zu sammeln. „Dann können z.B. die Kinder- und Jugendfeuerwehr ihre Feuerwehrklamotten im Gerätehaus waschen und nicht mehr privat zuhause“, freute sich Ortsbrandmeister Büthe am Ende der Versammlung über 689,31 Euro. Weiter erklärt der Ortsbrandmeister, dass man wieder ein Osterfeuer ausrichten möchte. Geplant sei derzeit eine kleinere Veranstaltung mit mehreren kleinen Feuern rund um das Gerätehaus. Konkrete Pläne wird es dann in der Einladung geben. Das Osterfeuer ist derzeit für den 31. März geplant.