B217 Sanierung – Gewerbetreibende: „Wir sind da und erreichbar.“

„Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll.“

„Wir haben 100 % Umsatzausfall an unserer Waschstraße“, erklärt Stefanie Filter, Deister Wohnmobile, „Keiner kommt vorbei, aber ich telefoniere den ganzen Tag, um den fragenden Kunden zu sagen, ja, wir haben geöffnet und sind erreichbar.“ Das Ehepaar Filter betreibt auch ein Reisebüro, einige Kunden hätten ihre Reise woanders gebucht, da sie nicht wussten, ob das Geschäft offen sei. „Es ist eine Katastrophe. Erst Corona und jetzt das.“

Auch für Manuel Herrmann, Herrmann Catering, ist die Lage fatal. Er ist darauf angewiesen, dass Lieferanten seine Waren bringen. „Wir haben von Anfang an massive Probleme. Einige Lieferanten sind wieder weggefahren, weil sie den Weg nicht gefunden haben“, so Herrmann. Ohne Zutaten kann sein Unternehmen kein Catering für das Wochenende vorbereiten und müsste im schlimmsten Fall absagen. „Dann trifft es auch Menschen, die mit der Baustelle gar nichts zu tun haben.“ Kritisch sei außerdem, dass Herrmann zusätzliche Kosten durch Umwege zu seinen Kunden habe, die er aber nicht berechnen könne. „Die Kalkulationen passen dann einfach nicht mehr.“

Große Probleme hat auch das La Cascina, Hotel und Restaurant, in Holtensen. Eine Hochzeitsgesellschaft mit 150 Personen hat abgesagt und auch die Hotelbuchungen zurückgezogen. „20.000 Euro Umsatz sind einfach weg, weil es den Gästen zu unsicher war mit der Baustelle“, erklärt Halil Duran, Inhaber, „Und ich kann sie verstehen.“ Auch der Opernabend am 15. September musste abgesagt werden, genauso wie der Musicalabend. Das Hauptgeschäft macht das La Cascina zu den Messen in Hannover. September und Oktober ist das Hotel oft ausgebucht, doch auch hier sind die Kunden verhalten und vorsichtig aufgrund der Baustelle. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Wir hoffen auf unsere Stammkunden.“

Pizza für die Bauarbeiter

Auch die Diskussion um den geschlossenen Schnellimbiss habe eher dafür gesorgt, dass die Menschen glauben, ganz Holtensen sei geschlossen.

Die Gewerbetreibenden eint, dass sie die Baumaßnahmen verstehen und Begrüßen. Der Kontakt zur Landesbehörde könnte besser sein, bestehe aber. „Aller Anfang ist schwer“ so Herrmann, „Die bekommen derzeit auch viele Beschwerden, dass da nicht jede Mail beantwortet wird, ist klar. Wir warten ab wie es weiter geht.“ Auch der Kontakt zu den Bauarbeitern vor Ort sei gut. „Die machen auch nur ihren Job und wir wollen hier eine gute Zusammenarbeit“, beschreibt Duran die Situation. Die Gewerbetreibenden haben den Bauarbeitern Brötchen gebracht. Vielleicht bringen sie nächste Woche mal Pizza und Getränke.

Versprechen nicht eingelöst

Als größtes Problem sehen die Gewerbetreibenden, dass die Landesbehörde die versprochenen Werbeschilder nicht aufgestellt hat. Diese sollten schon vor der Einrichtung der Baustelle aufgestellt werden, damit die Kunden und Lieferanten wissen, dass der Weg zu den Geschäften frei ist. „Bis heute haben die ihr Versprechen nicht gehalten“, ist Stefanie Filter wütend, „Dadurch werden wir Gewerbetreibenden massiv behindert.“ „Wir brauchen diese Schilder“, sagt auch Manuel Herrmann. „Keiner versteht diese Umleitung. Es gibt ein Schild, dass das Gewerbe angefahren werden kann, doch das steht hier im Ort, wo doch die Leute schon vorher von der Umleitung weggeführt werden“, ist auch Halil Duran ratlos.

Auf Nachfrage bei der Landesbehörde sagte der Pressesprecher, dass die Werbeschilder, die besagen das die Betriebe erreichbar sind, mittlerweile fertig seien – man berate aktuell aber noch, wo sie aufgestellt werden sollen.

Landesbehörde und Gemeinde beobachten die Situation

Der viele Verkehr auf dem B217 Abschnitt in Holtensen zeige, wie wichtig die Strecke und somit die Sanierung ist, erklärt die Landesbehörde gegenüber Con-nect.de. Die Behörde beobachte die Situation genau und nehme derzeit viele Anfragen von Bürgern entgegen. Man versuche auch den Gewerbetreibenden gerecht zu werden. „Wir werden die Beschilderung der Umleitung bei Bedarf nachbessern und haben auch die Sicherheit vor den Schulen und Kita stets im Blick“, so der Pressesprecher der Landesbehörde.

Aktuell liegen der Gemeinde Wennigsen in schriftlicher und telefonischer Form rund 60 Hinweise und Beschwerden vor. Die Anliegen werden nach einer ersten Rückmeldung an die Meldenden an die zuständigen Stellen, also z.B. die Landesstraßenbaubehörde oder RegioBus Hannover, mit der Bitte um Erledigung und Rückmeldung zur Erledigung weitergeleitet, erklärt ein Verwaltungssprecher. Die Gemeindeverwaltung steht eigenen Angaben nach im regelmäßigen engen Austausch mit der Landesstraßenbaubehörde und es gibt wöchentliche Baubesprechungen. Wo abgestimmte Sicherungsmaßnahmen noch nicht umgesetzt werden konnten, beobachtet die Gemeinde Wennigsen täglich die jeweils aktuelle Situation. Im Rahmen der Baustellenprüfung waren die fehlenden Lichtsignalanlagen in Argestorf erneut Thema. Der Gemeinde wurde zugesichert, dass dort die vereinbarten Lichtsignalanlagen aufgestellt werden, sobald diese verfügbar sind. Im Bereich Friedrich-Krone-Straße (Holtensen) ist beabsichtigt, das Seitenradarmessgerät aufzustellen, um dort die Geschwindigkeit zu messen. „Einschränkende Maßnahmen, wie z.B. großflächige Halteverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen, entlang der Umleitungsstrecken werden weitestgehend akzeptiert. Die Einhaltung der Verbote wird von den zuständigen Mitarbeitern der Gemeinde regelmäßig kontrolliert, die Umleitungsstrecken im Gemeindegebiet werden regelmäßig abgefahren. Die Sicherung der Schulwege in Bredenbeck und Wennigsen funktioniert gut. Kritisch ist aktuell noch die Situation in Holtensen auf der Linderter Straße, da diese enge Straße sehr stark als Umleitungsstrecke genutzt wird“, erklärt die Verwaltung auf Nachfrage.

Über die Homepage der Gemeinde Wennigsen (https://www.wennigsen.de/) stehen den Bürgern verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Hinweise und Beschwerden zu der Baumaßnahme zu melden. So hat die Gemeinde z.B. die Mailadresse B217.Meldungen(at)wennigsen.de eingerichtet, über die alle Anliegen zu der Baumaßnahme direkt die zuständigen Mitarbeitenden in der Gemeinde erreichen.