Region.
Ein Kommentar von Markus Hugo
Die Kommunen im Calenberger Land hadern mit ihrer Wirtschaftsförderung. In den letzten Jahren gab es viele Veränderungen, aber keinen großen Wurf, der in die Zukunft gerichtet ist. Ein-Blicke:
In Barsinghausen hatte man große Stücke auf einen pensionierten Experten gesetzt, der sich im EU-Förder-Dschungel auskennt. Manfred Koch hat an vielen Stellen gewirkt - an Ende entwickelte er ganz eigene Methoden im Umgang mit Wirtschaftsbetrieben. Das endete bekanntlich vor Gericht. Nach konstanten Jahren mit dem Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft, Peter Dörries, verstarb dieser plötzlich Ende 2016. Nun heißt es: zurück zu Bewährtem. Erneut tritt ein im Ruhestand befindlicher Experte an die Spitze der Barsinghäuser Wirtschaftsförderung, wieder als Mini-Jobber. Bleibt zu hoffen, dass Thomas Müller ein besseres Ende findet als Manfred Koch.
Wennigsens Wirtschaftsförderung begann mit dem ehrenamtlich tätigen Geschäftsmann Werner Brandt. Auf ihn folgte mit Christian Mainka das „Trüffelschwein“ - ein Beiname, den sich Mainka wohl kaum selber gesucht hat, der aber seine Aufgabe gut beschrieb. Ständig war er auf der Suche nach Fördertöpfen und zog Projekte an Land. Vor lauter Leuchttürmen war am Ende die Gemeinde-Kasse noch leerer als je zuvor und vor lauter großen Kreuzfahrtschiffen - um im Bild der Leuchttürme zu bleiben - traten die örtlichen Fischer in den Hintergrund. Als Christian Mainka zum Jahreswechsel seinen Job kündigte, war das Verhältnis zu den Kollegen im Rathaus, zu weiten Teilen der Politik und zur lokalen Wirtschaft ziemlich zerrüttet - und gleichzeitig viele Baustellen und Leuchttürme noch völlig offen. Bei seiner Verabschiedung im März im Wirtschaftsausschuss freute sich Mainka laut und deutlich, nicht mehr Teil des öffentlichen Betriebs zu sein. Nun kommt er wohl über die Hintertür zurück auf die örtliche Bühne. Da Rat und Verwaltung unwillig erscheinen, einen Nachfolger für seine Stelle auszuschreiben, gleichzeitig aber neue Leuchttürme am Wasserpark winken, steht Christian Mainka als freier Projektmanager offenbar bereit, um hier einzuspringen. „Alternativlos“ würde es in Berlin wohl heißen. Back to the roots.
In Ronnenberg setzte Bürgermeisterin Stephanie Harms nach erfolgreicher Wahl ihren Gegenkandidaten Torsten Jung als Wirtschaftsförderer ein. Eine Inthronisierung, die für politische Scherben und öffentliches Stirnrunzeln sorgte. Gab es da womöglich Absprachen im Wahlkampf, lautete eine häufig gestellte Frage. Neben Frühstücks- und Mittagsbegegnungen fällt der frühere Unternehmer aus der Werbebranche bislang kaum auf. Aktuell bewirbt der Wirtschaftsförderer den Vertrieb von französischen Produkten im Einzelhandel anlässlich des Jubiläums mit der französischen Partnerstadt Duclair. Chapeau!
Gehrdens Bürgermeister Cord Mittendorf erklärte die Wirtschaftsförderung im Wahlkampf zur Chefsache, schuf später eine Stabstelle. Die Besetzung mit Nurettin Demirell war sicher geschickt, nun ist dieser aber zum Kämmerer bestellt worden. Die Stabstelle ist damit zumindest gefühlt verwaist - das hat sie mit den Leerständen in der frisch sanierten Fußgängerzone gemeinsam.
Es zeigt sich, dass es nicht ganz leicht zu sein scheint, Wirtschaftsförderung als Kommune optimal und verlässlich zu regeln. Angesichts der Veränderungen durch das digitale Zeitalter sind Politik und Verwaltung mehr denn je gefragt, gemeinsam mit den örtlichen Wirtschaftsbetrieben Perspektiven zu entwickeln. Sanierte Innenbereiche alleine - das zeigen jetzt schon Barsinghausen und Gehrden und künftig womöglich auch Wennigsen - reichen dazu eben nicht aus.