Wennigsen.
Die Befugnisse eines Ortsrates sind eng begrenzt. Lediglich zu Baumfällungen und zur Namensgebung von neuen Straßen habe der Ortsrat das letzte Wort. "Zu allen anderen Belangen kann der Ortsrat zwar seine Meinung sagen, die Entscheidungen fällt jedoch der Gemeinderat. Und auch die Rolle des Ortsbürgermeisters ist überschaubar. Er leitet die Sitzungen des Ortsrates, und er organisiert, dass zu bestimmten Geburtstagen den Jubilaren gratuliert wird. Ein Mandat, sich im Namen des Ortrates öffentlich zu äußern, hat der Ortsbürgermeister jedoch nicht", darauf weist Wennigsens Ortsbürgermeister Jan Richard Weber hin, als CON ihn um einen Rück- und Ausblick für den Ort bittet.
"Ein bedeutendes Thema für den Ortsrat in 2019 waren anstehende Baumfällungen im Zuge der Hauptstraßensanierung. Hier hat der Ortsrat zu jeder Einzelmaßnahme unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten verantwortlich entschieden. Bei einigen Bäumen hat der Ortsrat einer Entnahme zugestimmt, bei anderen ist er dem Vorschlag des Planers nicht gefolgt, sondern hat entschieden, dass die Bäume stehen bleiben."
Langwierig und schwierig seien die Diskussionen um die Platanen in der Barsinghäuser Straße gewesen: "Hier wünschen Anwohner seit Jahren eine Fällung der Bäume aufgrund von Gehwegs- und Straßenschäden, Allergieproblemen, Grundstücksbeschattung und weiteren Gründen. Am Ende hat der Ortsrat mehrheitlich der Fällung der Platanen zugestimmt. Aber er hat sich das nicht leicht gemacht, denn es gibt auch gute Gründe für den Erhalt der Bäume wie zum Beispiel das Erscheinungsbild der Straße oder die Klimawirksamkeit großer Bäume. Es gab daher auch Ortsratsmitglieder, die der Fällung nicht zugestimmt haben. Ich persönlich glaube, dass es ein Verlust ist, wenn die Platanen gefällt werden, dass aber unter Abwägung aller Vor- und Nachteile die Entscheidung des Ortsrates trotzdem richtig ist."
Das Thema Spielplatzsatzung sei im Ortsrat kontrovers diskutiert worden, und es werde auch im kommenden Jahr eine Rolle spielen: "Das Thema betrifft einen Wertewandel, der sich gerade vollzieht, und zu dem sich die Gesellschaft eine grundsätzliche Meinung bilden muss. Der Wertewandel besteht darin, dass es früher hieß: „Musik nur in Zimmerlautstärke“. Heute hingegen beanspruchen einige Menschen für sich das Recht, mit ihrer Musik auch diejenigen zu beschallen, die diese Musik gar nicht hören möchten. Die Gesellschaft muss also die Frage beantworten, welche Regel in unserem Gemeinwesen gelten soll: Soll das Ruhebedürfnis von Menschen zurückstehen hinter dem Bedürfnis anderer Menschen, Lärm zu machen? Eigentlich bräuchte man hier gar nicht abzuwägen, denn mit Kopfhörern kann jeder, der das toll findet, einen hirnerweichenden Schalldruck auf seinem Trommelfell erzeugen, ohne dass andere davon behelligt werden. Alternativ könnte man lautstarke Zusammenkünfte an Plätze außerhalb der Ortschaft verlegen. In diese Richtung zielte mein Antrag zur Aufstellung von Tischen und Bänken am Festplatz zwischen Argestorf und Wennigsen. Ich bin gespannt, wie sich die Gesellschaft hier positionieren wird. Ich persönlich halte es für absurd, wenn die Gesellschaft meint, sie müsse Rücksicht nehmen auf das Bedürfnis von Menschen, die selbst keine Rücksicht auf andere nehmen möchten. Da kommt für mich eine Wir-haben-uns-alle-lieb-Grundhaltung zum Ausdruck, die zwar grundsätzlich gut sein kann, die aber an dieser Stelle die Sicht auf das Problem verstellt."
Auch die Hauptstraßensanierung war und bleibt Thema: "In meinen Augen könnten die bestehenden Verzögerungen durchaus etwas Positives haben. Das ist wie beim Brexit: Je länger er sich hinzieht, umso größer ist die Chance auf ein neues Referendum. Und vielleicht besteht ja die Chance, dass die Entscheidungsträger in Wennigsen noch einmal über den Kreisel nachdenken. In Äußerungen zum Thema Kreisel gewinne ich regelmäßig den Eindruck, dass der eigentliche Vorteil eines Kreisels nicht angemessen berücksichtigt wurde. Dieser Vorteil besteht darin, dass es am Kreisel keine Linksabbieger gibt. Linksabbieger sorgen zur Zeit dafür, dass der Verkehr nicht fließt. Wenn man aus Richtung Bahnhof kommt und vorne jemand Richtung Argestorf abbiegen will, dann stehen, solange Autos aus Richtung Edeka kommen, dahinter alle still. Gleichzeitig stehen auch diejenigen still, die aus Richtung Argestorf kommen, solange vorne jemand nach links abbiegen will. So eine Situation gäbe es an einem Kreisel nicht, alles würde fließen, selbst dann, wenn eine Bus oder LKW die Mitte des Kreisels überfahren müsste. Falls die laufenden Verzögerungen beim Bau die Möglichkeit eröffnen, die Entscheidung zum Kreisel nachzubessern, könnte das nach meiner Meinung ein großer Gewinn für Wennigsen sein."