Wennigsen/Region.
Seit Sommer 2017 ist es klar: Kleine Kläranlagen wie die in Evestorf dürfen ihren Klärschlamm laut Verordnung auch weiterhin als Dünger in der Landwirtschaft verwenden. Sie dürfen, müssen aber nicht. In Lahe entsteht eine große Monoklärschlammverbrennungsanlage. Mitte 2022 soll sie in Betrieb gehen, ab Januar 2023 soll dort Klärschlamm verbrannt werden. Die Betreiber suchen nach Kommunen, die mitmachen.
Laut Christoph Kollenda von Enercity Contracting sind es zwei Aufgaben, die laut Klärschlammverordnung auf den Kommunen mit Kläranlage lasten: zum einen die Entsorgung des Klärschlamms, zum anderen ab 2029 zusätzlich die Wiederverwertung des darin enthaltenen Phosphors, allerdinmgs erst für Anlagen ab 50.000 Einwohner: "Wie kriegen wir den Phosphor sauber raus, sodass wir ihn wieder in den Kreislauf einbinden können?"
Die Mitverbrennung des Klärschlamms in Kohlkraftwerken vermag das nicht. Deshalb baut Enercity eine Monoklärschlammverbrennungsanlage, mit der gleichzeitig ressourcenschonend Fernwärme erzeugt werden soll. Der Phosphor wird nach der Verbrennung aus der Klärschlammasche gewonnen. Die Aufbereitungsanlage dafür wird im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen errichtet.
Dem Klimaschutzbeauftragten Detlev Krüger-Nedde ist das zu viel " Mülltourismus". "Wie sieht die CO2-Bilanz aus?" fragt er die beiden Experten. Kollenda und sein Kollege Günter Fehr von BioSolid plädieren dafür, den Klärschlamm dezentral, also beispielsweise bei der Kläranlage in Wennigsen, zu trocknen, das reduziere die Zahl der Transporte.
Andere Systeme seien noch nicht ausgereift, erklären die Experten. Selbst hoffen sie aber auch noch, bis 2029 ein lizensiertes Verfahren für die Phosphortrennung mit Salzsäure gewonnen zu haben. Die Frage, was künftig aus Wennigsens Klärschlamm wird, ist noch völlig offen.