Wennigsen. 457 Personen haben die Petition der Eltern unterschrieben und verleihen der Forderung nach einer Ganztagsbetreuung an den Grundschulen in Wennigsen und Bredenbeck mehr Ausdruck. Am Mittwoch wurde die Petition mit den Unterschriften an Bürgermeister Ingo Klokemann übergeben. Wird sich nun etwas ändern?.
„Als ich Stimmen für die Petition gesammelt habe, bin ich mit vielen Eltern ins Gespräch gekommen. Und die Eltern fragen sich zurecht: Warum kann mein Kind den ganzen Tag in die Kita, aber nur den halben Tag in die Schule? Warum werden die Hortplätze und die Plätze in der Schulkindbetreuung nicht bedarfsgerecht ausgebaut? Und wie soll ich in Zukunft eigentlich Familie und Beruf vereinbaren, wenn die Schule bereits um 12.45 Uhr endet?“, erklärte die Initiatorin der Petition, Jana Melching, „Es wird Zeit, dass auch in Wennigsen dieser Widerspruch aufgelöst wird - am besten mit einer Ganztagsschule. Mir ist klar, dass eine Ganztagsschule nicht von heute auf morgen eingerichtet wird und dass Personal und Räume knapp sind. Aber: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Betroffenen haben ihren Willen mit der Unterstützung der Petition klar formuliert und nun ist es an der Verwaltung einen Weg zu finden, die Betreuungssituation für Grundschulkinder am Nachmittag zeitnah zu verbessern.“
Klokemann: „Verwaltung tut, was sie kann.“
Bürgermeister Klokemann dankte den Eltern für die Petition, diese unterstreiche den Bedarf, den auch die Verwaltung erkannt habe. Derzeit fehlen insgesamt 35 Betreuungsplätze, 25 in Wennigsen und zehn in Bredenbeck. „Wir sind an dem Thema dran, doch Planungsphasen dauern leider sehr lange und es ist auch eine Frage der passenden Räumlichkeiten und ob Personal zur Verfügung steht“, so Klokemann. Die Gemeinde habe sich eine Ausnahmeregelung besorgt, womit Schulräume als Hort genutzt werden können. „Zehn Plätze haben wir so in Wennigsen zusätzlich geschaffen, leider sind dann die beiden Mitarbeiter aus persönlichen Gründen abgesprungen und wir können die Gruppe derzeit nicht öffnen“, zeigte sich Klokemann selbst nicht glücklich mit der Situation.
Die Hortbetreuung sei eine freiwillige Leistung der Gemeinde und sehr teuer, erklärte der Bürgermeister weiter. Klokemann sieht das Geld dort aber gut angelegt. Die Verwaltung habe das Grundstück des alten Knölke Hauses erworben, wo in Zukunft eine Mensa entstehen soll, wenn die Ganztagsbetreuung ab 2026 Pflicht werde. „Dann ist auch das Land finanziell involviert.“ In der Grundschule Bredenbeck wird wohl bis 2026 kein Ganztag eingeführt werden können. Die Pläne zur Sanierung hätten bei Überprüfung ergeben, dass ein Ganztag nicht ohne weiteres hätte umgesetzt werden können. Da die Substanz laut Sachverständigen der Verwaltung für eine Sanierung zu schlecht sei, entschieden sich Politik und Verwaltung für einen Neubau. Dieser wird vor 2026 aber wohl nicht fertig sein. „Wir haben neben anderen Projekten Schulsanierungen vor uns und auch den Mensa-Bau. Die Verwaltung kommt bei der Planung an ihre Grenzen.“
Selbst zwei berufstätige Eltern erhalten keine Betreuungsplätze
Die Eltern kritisierten, dass die Infrastruktur in den letzten Jahren nicht mitgedacht wurde. 500 neue Bürger in Caleidis, darunter Familien mit Kindern. „Die Bauzeit hat fünf Jahre gedauert – genug Zeit, um zu reagieren.“ Auch in Bredenbeck wird es ein neues Baugebiet geben, doch es seien keine weiteren Hortplätze geschaffen worden. Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, fordern die Eltern von der Verwaltung mehr Aktivität. „Es reicht nicht aus, einfach nur auf Bewerbungen zu warten.“ Mittlerweile würden selbst Familien, in denen beide Elternteile arbeiten würden, keinen Betreuungsplatz mehr. Für die Eltern hätte viel früher gehandelt werden müssen.
Neue Vergaberegeln lösen das Problem nicht
Die Vergabekriterien für Betreuungsplätze würden durch den Rat entschieden, dort müssten sie gegebenenfalls auch neu entschieden werden. „Keine Vergabemethode ist zu 100 Prozent fair, doch es kann diskutiert werden, ob sie nicht gerechter gemacht werden könnten. Jedoch entstehen dadurch nicht mehr Betreuungsplätz“; sagte Klokemann.
Wann, was und wie sich für die Eltern kurzfristig etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Die Chancen, dass sich kurzfristig in der Hortbetreuung etwas ändern wird, stehen aber wohl eher schlecht. „Wir müssen auch davon ausgehen, dass sich der Bedarf noch weiter verschärfen wird“, so der Bürgermeister.
Die Ganze Region hat Probleme
Wennigsen steht mit dem Problem um ausreichend Betreuungsplätze nicht alleine da. Der neue Kita-Bericht 2022/2023 der Region gibt einen detaillierten Überblick über die Versorgungssituation der Kinderbetreuung in den 16 Städten und Gemeinden, für die die Region als Jugendamt zuständig ist. Grundlage für den Bericht, den die Region jährlich erstellt, sind die Betreuungs- und Planungsdaten der Kommunen im Zuständigkeitsbereich der Region. Demnach geht der Ausbau von Kita-Plätzen zwar voran, dennoch sehen sich die Kommunen immer größeren Herausforderungen gegenüber, ausreichend Betreuungsplätze zu schaffen. Gründe dafür sind neben fehlenden Räumlichkeiten und verzögerten Baumaßnahmen vor allem der Fachkräftemangel, welcher sich noch verschärfen wird. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen fehlen bis zum Jahr 2030 insgesamt 6.122 Fachkräfte in der Region Hannover.