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... und plötzlich ist es Krebs: „Es begann mit einem Niesen"

Peter-Michael Grundke (59) aus Pattensen berichtet von seinen Erlebnissen mit Krebs.

Region.

Anfang Januar um "Fünf vor Zwölf" haben wir mit der Kampagne "... und plötzlich ist es Krebs" begonnen, um der Krankheit ein Gesicht zu verleihen. Zahlreiche Leserzuschriften sind schon jetzt eingegangen, jede einzelne Geschichte ist berührend. Machen auch Sie mit - schicken Sie uns Ihre Geschichte.

 

Heute berichtet Peter-Michael Grundke (59) aus Pattensen von seinen Erlebnissen mit Krebs:

 

"Es fing eigentlich alles so harmlos an und war auch noch zum Lachen… im Juni 2014 war es das erste Mal, dass ich mir beim Niesen eine Rippe gebrochen hatte. Nun ja, das passiert einem nicht oft. Nachdem im August und Oktober aber immer wieder die gleiche Rippe brach, schickte mich mein Arzt ins Krankenhaus zur Überprüfung auf Osteoporose. Eine Nacht dort und es kam Entwarnung: alles in Ordnung. Die Zeit heilt ja einiges und auch die Rippenbrüche verheilten. Ich hatte zwar Rückenschmerzen, aber nicht unbedingt mehr als sonst.

Dann kam der Samstag im Januar 2015. Ich war gerade vom Brötchen holen zurück gekommen und beugte mich ins Auto - da knackte es ganz laut im Rücken. Wie froh war ich, dass ich mein Handy immer dabei habe. Denn ich musste meine Frau anrufen, damit sie kommt und mich in die Wohnung bringt. Damit fing ein langer Weg mit Untersuchungen, Einrenk–Versuchen und Schmerztabletten-Einnahme an.

Mein Hausarzt war es dann, der mich zu einem Hämatologen schickte. Ein kurzes Arztgespräch mit Blutentnahme und Anschluss–Termin war auch hier erstmal nichts Außergewöhnliches für mich. Ich bekam gleich einen Termin für die kommende Woche, um die Ergebnisse zu besprechen. Die Schmerzen wurden zwar nicht weniger, aber dafür erhöhte sich die Menge an Tabletten, die ich einnehmen musste. Und nun war auch der Termin, um zu erfahren, was ich habe - dachte ich jedenfalls.

Der Arzt erklärte mir, dass meine Blutwerte in einigen Bereichen ein wenig erhöht waren, diese aber nicht beunruhigend waren. So etwas kann schon mal sein und um sicher zu gehen, würde er gerne eine Knochenmarkprobe nehmen und noch ein MRT mit Kontrastmittel durchführen lassen. Die Entnahme der Probe war aufgrund meiner Rückenschmerzen sehr schmerzhaft. Der Termin für das MRT wurde gleich in der Praxis für mich gemacht und es ging alles reibungslos. Ich bekam auch sofort wieder einen neuen Besprechungstermin für den 09.04.2015.

Am 08.04. feierten wir den Geburtstag meiner Tochter - und auch durch die Schmerztabletten konnte ich mich einigermaßen bewegen. Niemand dachte an den kommenden Tag.

Wie immer fuhr ich mit meiner Frau zum Arzt und - wie man es so macht - erzählten wir uns, dass da bestimmt nichts gefunden wurde und dass es ja auch bestimmt langsam besser werden würde. Voller Zuversicht gingen wir in das Sprechzimmer und überlegten bereits, was wir nach diesem Gespräch noch alles machen wollten: Eis essen gehen, Shopping oder so.

Der Arzt begann nun, uns genau die Ergebnisse darzulegen. Die erhöhten Blutwerte allein zählten nicht. Das MRT zeigte einige Punkte im Beckenkamm und auch die Knochenmarkprobe ... Ich stellte fest, dass ich das alles gar nicht verstand und wiedermal dankbar war, dass meine Frau an meiner Seite war. Zum Schluss hörte ich den Arzt nur sagen: „... muss ich Ihnen sagen: es ist Krebs. Plasmozytom“

Nun ja, bevor man nun mit der Bestrahlung anfangen kann, müssen wir erst sehen, ob er gestreut hat. Also brauchen wir noch ein Ganzkörper–CT. Es folgte darauf noch eine Lungen–OP, da man bei dem CT noch zwei Punkte auf der Lunge gesehen hatte, die aber nur ein verkapselter Lymphknoten waren.

Dann endlich Anfang Juni begannen die Bestrahlungen: 15 Mal - das heißt drei Wochen lang jeden Tag dorthin. Danach fing meine Chemotherapie an: drei Zyklen ambulant und noch einer stationär. Danach noch einmal in die MHH, um meine gespendeten Stammzellen wieder abzuholen, denn ich war in der glücklichen Lage, nach der folgenden Hochdosis Chemotherapie meine eigenen Stammzellen wiederzubekommen.

Heute, zwei Jahre danach, geht es mir wieder besser - und ich danke meiner Familie, die mich in dieser sehr schweren Zeit unterstütz hat. Dieses kann natürlich nur einen kurzen Einblick in den Krankheitsverlauf geben. Denn alles zu erzählen, würde glaube ich ein ganzes Buch füllen. Auch die Zeit danach mit Zahnverlust, Herzproblemen und vielem mehr. So auch immer dieses komische Gefühle bei jeder Blutentnahme oder vor jeder Kontrolluntersuchung. Das alles kann man nicht beschreiben.

Was mir aber aufgefallen ist, ist, dass sehr viele Leute nicht damit umgehen können, wenn sie hören, dass man Krebs hat. Einige wechselten die Straßenseite, andere vermieden den Kontakt. Mir hat es sehr geholfen, darüber zu reden und sich nicht zu vergraben - nur weil man krank ist.

 

Ich habe das große Glück, einen Arzt (Onkologen) zu haben, bei dem man nicht nur eine durchlaufende Nummer ist, sondern der sich viel Zeit nimmt und wo auch die Mitarbeiterinnen auf jeden Patienten eingehen und ihn betreuen. Auch heute noch muss ich alle acht Wochen zur Infusion und fühle mich dort sehr gut aufgehoben."

 

Haben auch Sie Erfahrungen mit Krebs gemacht?

Lassen Sie uns und unsere Leser daran teilhaben. Ab sofort veröffentlichen wir jede Woche am Freitag um 11.55 Uhr ("Fünf vor Zwölf") einen Erfahrungsbericht zum Thema Krebs und geben der Krankheit ein Gesicht. Zeigen Sie Ihr Gesicht, machen Sie Menschen Mut, gegen den Krebs anzukämpfen. Machen Sie Menschen Mut, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.

Schreiben Sie uns an redaktion@con-nect.de oder redaktion@leine-on.de oder rufen Sie uns an, schreiben eine SMS oder WhatsApp an 01 74 - 37 87 461.