Redderse. Bürger gründen Bürgerinitiative, um sich geschlossen gegen den Ausbau der Stromtrassen OstWest- und NordWestLink sowie eines „Multiterminal-Hubs“ direkt am Gehrdener Berg zu wehren..
Ende 2023 veröffentlichte die Bundesnetzagentur ihre Präferenzräume für den Ausbau der Hochspannungs-Gleichstromverbindungen des OstWest- und des NordWestLinks. Demnach sollen die beiden unterirdischen Trassen in der Region am Gehrdener Berg zusammenkommen und dort in einem Gleichstrom-Drehkreuz verbunden werden. Für den Bau des sogenannten „Multiterminal-Hubs“ wird der Vorhabenträger TenneT zeitnah eine geeignete Fläche suchen.
„Genannt wird der Hub „innovative Vermaschung für das Klimaneutralitätsnetz“, was nach einem sinnstiftenden Vorhaben klingt. Inzwischen ist jedoch klar: Gebaut werden sollen dort unter anderem zehn 30 Meter hohe Hallen auf einer Fläche von 40 Hektar – das entspricht in etwa der Größe der Ortschaft Redderse“, kritisiert der Ortsrat Redderse.
Sowohl die Verlegung von parallellaufenden Erdkabeln mit einem über 60 Meter breiten Arbeitsstreifen als auch der Bau des riesigen Drehkreuzes würden einen massiven Eingriff in den Natur- und Landschaftsschutz sowie die großflächige Zerstörung von fruchtbarem Boden bedeuten, teilt der Ortsrat in einem Schreiben mit. Darüber hinaus müssten Populationen geschützter Tierarten umgesiedelt und möglicherweise Landwirtinnen und Landwirte enteignet werden, die ihren Grundbesitz nicht gegen eine Entschädigung abtreten, heißt es in dem Papier weiter und der Redderser Ortsratsvorsitzende Wolfgang Sturm fügt hinzu: „Wir haben hier im Calenberger Land nachweislich den fruchtbarsten Boden in Deutschland. Unsere heimische Landwirtschaft erzeugt hochwertige, kontrollierte Lebensmittel. Sie trägt maßgeblich zur Ernährung der Bevölkerung bei! Der Bau des Hubs würde massive Agrar-Einbußen mit sich bringen, von den möglichen gesundheitlichen Folgen für unsere Einwohnerinnen und Einwohner und nachkommende Generationen ganz zu schweigen.“
Sturm spricht eigenen Angaben nach einen Punkt an, auf den weder die Bundesnetzagentur, noch TenneT oder 50Hertz eine beschwichtigende Antwort finden – in Ermangelung von Präzedenzfällen und Studien. Lediglich auf die bei einer Informationsveranstaltung gestellte Frage eines Bürgers nach möglichen Enteignungen entgegnet der anwesende TenneT-Mitarbeiter, man habe bislang stets eine vertretbare Lösung finden können, teilt Sturm mit. „Leider entsteht der Eindruck, dass man bewusst verharmlost, das Vorhaben klein redet und die betroffenen Gemeinden täuschen führen will, um die eigenen Interessen durchzuboxen“, so Sturm.
Die Bürger aus Redderse wollen nun geschlossen und mittels stichhaltiger Argumente gegen die Pläne von Bundesnetzagentur, TenneT und 50Hertz vorgehen und sind aktuell im Begriff, eine Bürgerinitiative zu gründen. Neben den möglichen, schwerwiegenden Folgen für die Umwelt, den Boden und die Gesundheit führt diese als weiteres Argument an, dass die Ortschaften Leveste und Redderse mit dem Windpark bei Leveste und dem geplanten Windpark bei Redderse bereits einen großen Beitrag zur Energiewende leisten. Der Trassenausbau und das Gleichstrom-Drehkreuz würden die Orte über Gebühr beanspruchen und seien laut Sturm auch ökonomisch nicht nachvollziehbar: „Eine oberirdische Trassenführung wäre durch kaum besiedelte und nicht vom Landschaftsschutz betroffene Gebiete nach unserer Recherche möglich und zudem sogar erheblich günstiger für die beteiligten Instanzen, als die Verlegung von Erdkabeln!“. Im Havariefall dieser völlig unbekannten Technik seien die örtlichen Feuerwehren faktisch weder personell noch technisch in der Lage, zu helfen und schwerwiegende Schäden abzuwenden.
Das erklärte Mindestziel der Bürgerinitiative ist die Verhinderung des Drehkreuz-Bauvorhabens am Gehrdener Berg. Sie fordert von den Verantwortlichen eine damit einhergehende Bauplanung in einem vorhandenen Industrie- oder Gewerbegebiet und die Veränderung der geplanten Trassenführung.