Wennigsen.
Es war ein Abend der großen B-s. Der in Thüringen lebende Gitarrist Roger Tristao Adao hatte außer mehreren Stücken von Johann Sebastian Bach auch Musik des paraguayischen Gitarren-Virtuosen und Komponisten Agustin Barrios mitgebracht. Dazu fügte er ein Werk des italienisch-deutschen Musikers und Bach-Zeitgenossen Giuseppe Antonio Brescianello. Barrios hatte Bach verehrt, und dessen Einflüsse sind an mehreren Stellen in den Stücken des Südamerikaners zu hören. Solche Verbindungen herauszuarbeiten war ein Anliegen des früheren Leipziger Gitarren-Dozenten und freischaffenden Konzertmusikers Tristao Adao. Mit pädagogischem Humor und musikalischer Virtuosität gelang es ihm, die Zuhörer zu begeistertem Applaus anzuregen. Im Mittelpunkt stand dabei Bachs Präludium, Fuge, Allegro Es-Dur BWV 998, das der Künstler erst in seinem Aufbau und seiner musikalisch-religiösen Aussage mit Beispielen darstellte, um es dann dem hochkonzentriert lauschenden Publikum vollständig zu präsentieren.
Eine Partita in drei Sätzen des Stuttgarter Hofkapellmeisters Brescianello ließ die Zuhörer wunderbar melodische Klänge auf der Schwelle vom Barock zur Klassik genießen. Barrios‘ Guarani-Tänze beindruckten durch ihre abwechselnd melancholische und temporeiche Anlage und Anspielungen auf Indio-Klänge seines Heimatlandes.
Mit zwei Stücken des kubanischen Komponisten Leo Brouwer zeigte Tristao Adao ungewöhnliche Tonerzeugung mit der Gitarre und brachte dem Publikum ungewohnte, aber begeisternde Hörerlebnisse. Diese wie alle anderen Stücke spielte der Künstler auswendig, dabei ging er auch noch spontan auf die Reaktionen des Publikums ein. Dessen Beifall nach zu urteilen hat Roger Tristao Adao nicht zum letzten Mal im Calenberger Land gastiert.