Bredenbeck.
Rund 60 Landwirte und gut 130 Bürger waren Samstagabend beim Mahnfeuer der „Land schafft Verbindung“ in Bredenbeck. Es war eine weitere bundesweite Aktion, um auf die Belange der Landwirte aufmerksam zu machen.
Ein anwesender Landwirt formulierte es so: „Wir wollen kein Geld, Lösungen müssen her. Ich finde es toll, dass hier jetzt junge Landwirte sind und für ihre Sache kämpfen. Das ist kein muffiger alter Verband. Hier hat sich eine WhatsApp-Gruppe gegründet und die bewegen richtig was.“
Die Landwirte bemängeln den Agrar-Pakt der Bundesregierung und das Merkosur-Abkommen, das den europäischen Markt für südamerikanische Produkte öffnen soll. Doch an diesem Abend möchten die Landwirte mit den Menschen ins Gespräch kommen. „Wir haben in den letzten 20 Jahren sicherlich versäumt den Menschen zu erklären, was wir machen“, erklärt Philip Noltemeyer, Schweinemäster aus Argestorf, „Aber es herrscht auch einfach viel Unwissenheit bei diesem komplexen Thema.“ Er meint damit auch das Verhalten der Menschen. Viele betrieben ein regelrechtes Bauern-Bashing, gern auch in den sozialen Medien. Dort wird den Landwirten laut Noltemeyer vorgeworfen, mit Gülle und auch Glyphosat die Natur zu zerstören. „Die Natur ist aber doch unser Kapital. Unser Boden muss doch auch in Jahrzehnten noch Erträge abwerfen, kein Landwirt wird da gegen die Natur arbeiten.“
Besonders ärgert Noltemeyer, dass viele Menschen von Naturschutz reden, dann aber im Supermarkt Billigfleisch kaufen. Oder den Bauern vorwerfen zu wenige Blühflächen bereitzustellen, gleichzeitig haben viele Menschen neuerdings Stein- und Schottergärten. „Wir möchten einfach Lösungen, aber bei der Ursache angefangen“, erklärt Henriette Struß, Niedersachsen Vertreterin von Land schafft Verbindung: „Glyphosat wird nur auf zehn Prozent der Äcker einmal im Jahr genutzt und es hilft die Äcker zu „säubern“. Ohne Glyphosat, erklärt Struß, müssten die Landwirte öfter und tiefer pflügen, das würde viel CO² freisetzen und sei auch schlecht für die Regenwürmer. „Wenn es etwas gibt, was wir Landwirte besser machen können, werden wir das gerne umsetzen, aber 2017 kam erst eine neue Düngeverordnung, der muss jetzt erst einmal Zeit gegeben werden zu wirken, bevor sofort wieder nach neuen Regeln verlangt wird.“
Etwa 30.000 Tonnen Dünger hätten die Landwirte eingespart. Noltemeyer sieht es genauso: „Die Bodenfruchtbarkeit ist so gut wie seit Jahren nicht, aber das sehen die Menschen nicht. Da muss nur immer schneller was Neues her.“ Die Äcker benötigen laut den Landwirten einfach Zeit, um sich nach neuen Verordnungen zu verändern und zu regenerieren. Einige Landwirte äußern, dass es ihnen schon an die Nieren gehe, dass sie in der Öffentlichkeit so verunglimpft würden. Im Grunde sehen sie sich auf der gleichen Seite wie die Umweltschützer.
Bei Aktionen wie dem Mahnfeuer kommen Landwirte und Bürger ins Gespräch. Struß schätzt daran, dass die meisten Menschen dann verstehen, wie Natur und Landwirtschaft zusammenhängen und den Standpunkt der Landwirte verstehen lernen. „Wir wollen einfach Ängste nehmen und besser erklären, wie wir arbeiten“, sagt Henriette Struß.
Auch den Landwirten tue es gut, sich untereinander auszutauschen. Rund 100.000 Landwirte sind nun durch „Land schafft Verbindung“ vernetzt. „Und wenn wir eine Aktion starten wollen, stehen sofort ein paar Tausend auf der Matte und sind dabei“, freut sich Struß.