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HAG-Schüler spielen Krieg - und treffen ins Herz

Nazar Genjo (vorn), Theater AG und Kammerensemble des HAG spielen Szenen über den Krieg im Lichthof vor dem B-Trakt.

Kirchdorf.

Es könnte keinen besseren Ort geben für das Kammertheater des Hannah Arendt Gymnasiums. Vorn im kleinen Lichthof stehen sieben Stühle für die Instrumentalisten, in einem Steinkreis liegen rote Rettungswesten, im Baum hängt eine große Deutschlandfahne. Und es geht um Krieg.

Die Zuschauer hören eine Aufnahme. Sie sitzen in einem Schützengraben, Artelleriefeuer, Zwitschern der Granaten. „Dieselben Kartoffeln. Dieselben Kapitalisten, aber andere Röcke. Das ist der Krieg“, sagte der Pazifist Kurt Tucholsky. Ein Motto, das die Theater AG der Mittel- und Oberstufe über ihre Szenen gestellt hat.

„Achtung!“ schreit der Offizier, der Anführer der Soldaten, die laut sind, alles im Gleichschritt erledigen. Vier junge Iraker mit Fluchterfahrung und eine sogenannte „Biodeutsche“, die eigentlich nicht in den Krieg will. In einer anderen Szene moderiert sie eine Quizshow mit Zitaten von Josef Goebbels und Björn Höcke. Ihre Kameraden rezitieren eigene oder fremde Prosa und Gedichte von Erich Kästner oder Erich Fried. Und wenn einer von ihnen das Soldatenlied von Wolf Biermann anstimmt, dann mit erfrischend orientalischem Einschlag: „Soldat Soldat in grauer Norm, Soldat Soldat in Uniform, Soldat Soldat, ihr seid so viel, Soldat Soldat, das ist kein Spiel.“ Nein, wahrlich nicht, alle 14 Minuten stirbt ein Mensch durch eine deutsche Waffe.

„Wo ich herkomme, da werden aus Jungen Mörder gemacht“, sagt einer der Schauspieler. Ein anderer zieht sich die Rettungsweste an und erzählt die eigene Fluchtgeschichte- auf Deutsch und in seiner Muttersprache. „Eine Seefahrt, die ist lustig“, spielt das Kammerensemble dazu, genauso schräg wie Mackie Messer oder die Moorsoldaten.

Die Szenenfolge endet pessimistisch mit einem Bürgerkrieg im Jahr 2030. Das Publikum applaudiert den Schauspielern und Musikern. Sie haben bewiesen, dass Theater in der Schule nicht nur beim Erlernen einer Sprache hilft, sondern wirklich Großes schaffen kann.

Schauspiel: Hannah Bönker, Saber Haji, Nazar Genjo, Fuad Al-Dakhi, Ayad Al-Dakhi, Musik: Carina Bartels, Johanna Schröder, Jonathan Wohlrab, Lukas Heidgen, Lilly Jäck, Wiebke Schmidbauer, Emma Jäck. Technik: Thorben Zimmermann. Künstlerische Leitung: Söhnke Post, Alban Peters.