Wennigsen. Dem puren Entsetzen Raum geben: „Mit tödlichem Tempo füllten schlammige Wasser die Häuser, grausig ertranken Menschen in ihren eigenen Zimmern.“ Diese Worte schrieb Stephan Wahl, Priester des Bistums Trier, wenige Tage nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Der „Ahr-Psalm“ erklang seither in vielen Gottesdiensten – und er stand auch jüngst zur traditionellen Gerhardsvesper der beiden Ritterorden der Johanniter und Malteser in der Region Hannover im Zentrum des Gottesdienstes. .
Beide Orden gedachten in einer ökumenischen Gedenkfeier zu Ehren ihres Ordensgründers Bruder Gerhard nicht nur der gemeinsamen, 900 Jahre alten Wurzeln. Im Beisein von Abordnungen der jeweiligen Hilfsorganisationen, der Johanniter-Unfall-Hilfe sowie des Malteser-Hilfsdienstes, nahmen die Ritterbrüder auch die jüngsten Katastrophenschutzaufgaben ihrer Werke in den Blick. Sowohl Johanniter-Unfall-Hilfe als auch der Malteser-Hilfsdienst hatten Freiwilligen-Kontingente in die besonders vom Hochwasser betroffene Region Bad-Neuenahr-Ahrweiler entsandt.
Der Ronnenberger Johanniter-Ortsverband Deister war, gemeinsam mit seinem Dienststellenleiter Olav Grote und dem Ortsverbandspfarrer Wichard v. Heyden, mit 20 Ehrenamtlichen bei der Vesper vertreten. Mehr als die Hälfte von ihnen war im Sommer in Ahrweiler dabei; andere wiederum unterstützten über Monate hinweg die Maßnahmen gegen die Pandemie. Sowohl ihnen als auch den Maltesern widmete Bischof Michael Wüstenberg, Diözesanseelsorger der Malteser im Bistum Hildesheim, wichtige Worte. „Dank für jeden, der Hoffnung brachte, wo es Leid gab“, sagte der Bischof in seiner Predigt in der Klosterkirche Wennigsen. Es scheine so, sagte er weiter, als richteten sich mit der Corona-Pandemie, Dürren, Kriegen wie jenem in Syrien, sowie mit dem Hochwasser im Juli die Elemente „zunehmend gegen uns“. Er schlug einen Bogen von den Anschlägen in New York 2001 bis zum Ende des Afghanistaneinsatzes und der „Sintflut entlang der Ahr“ 20 Jahre später. Und doch gebe es immer wieder auch Hilfe; und gebe es immer wieder eine Kreativität des Lebens, die Menschen zusammenbringe, betonte der Bischof. Die Kollekte am Ende des Gottesdienste wurde zugunsten der Flutopferhilfe im Ahrtal vorgenommen; exakt 1002 Euro kamen zusammen.
Bereits zum 16. Mal begingen die beiden Orden den Namenstag ihres Gründers mit einer ökumenischen Vesper in Wennigsen. 2020 fiel die Veranstaltung pandemiebedingt aus. Jetzt kamen wieder über 100 Gottesdienstbesucher, darunter auch Vertreter befreundeter Ordensgemeinschaften. Die evangelischen Johanniter und die katholischen Malteser haben mit dem Orden, der um 1100 unter dem Namen des Heiligen Johannes in Jerusalem gegründet wurde, ihren gemeinsamen Ursprung. Das Johanniterhaus Wennigsen und die angeschlossene Klosterkirche sind für den Johanniterorden das sprituelle Zentrum im nordddeutschen Raum.