Anzeige
Anzeige
Anzeige

Fachwerkhaus am Thie – Schimmelbefall statt Ideen

Barsinghausen. Und sie bewegt sich doch! Nachdem Con-nect.de schon im November 2023 zum Sachstand des Fachwerkhauses am Thie bei der Stadtverwaltung angefragt hat, aber stets vertröstet wurde, bewegt sich die Verwaltung nun doch und gibt zumindest einige Antworten. Nachdem jüngst auffällige Stützbalken am Fachwerkhaus auffielen, kam nun neuer Schwung in die Sache..

Schon der Kauf der Immobilie in zentralster Lage am Thie sorgte im Rat für viele Diskussionen. Für die eine Seite war es eine einmalige Chance endlich Eigentümer der Immobilie und des Grundstücks zu werden und die Möglichkeit zu ergreifen, dass Gesicht der Innenstadt selbst zu gestalten. Für die andere Seite sorgte die finanzielle Lage der Stadt und der schlechte Zustand des Gebäudes eher für verhaltene Kauffreude. 

An der zentralen Stelle spazieren die Bürger täglich vorbei, weshalb sich die Frage aufdrängt: Was passiert nun mit dem Haus? 

Keiner hatte Interesse an der alten Immobilie

Das gut 100-jährige Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand und ist nur durch einen Millionenbetrag zu erhalten. Das Gebäude hatte im Jahr 1991 seinen Denkmalschutz verloren, da der Zustand zu schlecht war. Seit 2009 steht es leer und verwittert seitdem. Investoren hatten sich nie gefunden und auch der Besitzer hat das Gebäude nie einem Nutzen zugeführt. Der reine Kaufbetrag lag bei etwa 250.000 Euro. Allerdings muss das Gebäude umfänglich saniert werden. Ein Gutachten ermittelte damals Gesamtkosten von 2,6 Millionen Euro.

„Aus haushälterischer Sicht können wir uns dieses Projekt – gerade aktuell – nicht erlauben. Aus Sicht der Innenstadtentwicklung besteht nur jetzt eine, vermutlich, einmalige Chance“, sagte der damalige Baudezernent Ingo Ellerkamp bereits am 29. September 2022 im Bauausschuss zu der Thematik.

Der Rat stimmte bei der Abstimmung im Oktober 2022 dann mit einer knappen Mehrheit von SPD und Grünen für den Kauf des Fachwerkhauses. Dann wurde es wieder still um das Projekt.

Doch wie ist nun der aktuelle Stand zu der Immobilie?

Einige Ideen gab es zur Nutzung in der Vergangenheit. So wurde die Möglichkeit eines Coworking Space (anmietbare Büros) diskutiert aber verworfen und auch die letzte Idee, aus dem Fachwerkhaus eine Art Markthalle zu machen, wurde bislang nicht weiter vertieft.

Matthias Wuttig, Leiter des Gebäudewirtschaftsamtes, sagt: „Das Gebäudewirtschaftsamt erwartet in kürze den Untersuchungsbericht des Baubiologen für den Schimmelbefall im Fachwerkhaus. Geplant war, auf Grundlage dieses Berichtes die weiteren notwendigen Sanierungsmaßnahmen, zu denen die Beauftragung von Statikern, Zimmermännern, Dachdeckern sowie Maurern gehört, zu veranlassen. Diese Sanierungsmaßnahmen werden gemäß Ratsbeschluss durchgeführt, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und den weiteren Verfall zu stoppen.“ Ein Baubiologe hat demnach seine Untersuchungen inzwischen abgeschlossen, jedoch seine Berichtserstellung noch nicht. Nach Absprache mit dem Baubiologen wurde Anfang Oktober die Beauftragung eines Dachdeckers für die Instandsetzung der Dachentwässerung veranlasst.

Nachdem der Baubiologe den Befall vom echten Hausschwamm im Fachwerk ausgeschlossen hatte, fand ebenso eine Begehung und Bestandsaufnahme des Holztragwerkes mit einem Zimmermann statt, der als erforderliche Sicherungsmaßnahme die stark beschädigten Hölzer austauschen wird. Erste Maßnahmen sind in den vergangenen Tagen eingeleitet worden. Unter anderem wurden Arbeiten an den Balken, darunter auch Grundbalken, vorgenommen. Für den Austausch des Balkens wird aktuell der Dachstuhl mit einer Holzkonstruktion abgestützt. „Seitens der Verwaltung gibt es derzeit keine Pläne für eine zukünftige Nutzung des Gebäudes“, so Wuttig abschließend.

Welche Kosten der Stadt für alle bisherigen Maßnahmen angefallen sind, verriet die Stadtverwaltung leider nicht.

Welches "Gesicht" wird der Thie in Zukunft haben? 

Langfristig bleibt abzuwarten, welche Ideen Bürger und gerade auch die Politik für eine Nutzung ins Spiel bringen. Am Ende wird die Frage aber bleiben, kann sich Barsinghausen derzeit so ein Projekt leisten, oder versickert noch viel Geld für Sicherungsmaßnahmen am Thie – oder gar der Abriss der verfallenen Immobilie?