Wennigsen / Barsinghausen / Region.
Über beispielhafte Klimaschutz-Projekte haben sich Mitglieder des Regionsausschusses für Umwelt und Klimaschutz (AUK) gemeinsam mit Christine Karasch, Dezernentin für Umwelt, Planung und Bauen, informiert. Die von der Klimaschutzleitstelle der Region organisierte Bereisung führte zu Zielen in Hannover, Wennigsen und Barsinghausen.
Besichtigt wurde zum Beispiel das Wohnquartier CALEIDIS in Wennigsen, das aktuell auf ehemaligen Grundstücken der Klosterkammer entsteht. Auf dem sieben Hektar großen Gelände an der Degerser Straße werden rund 80 Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser sowie acht Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen errichtet. Das zentral gelegene und hervorragend an die S-Bahn angeschlossene Quartier ist für etwa 500 Menschen geplant. Investor ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Ideal Wohnen und Dereco aus Köln. Der Investor errichtet das neue Quartier ausschließlich im Standard „KfW-Effizienzhaus 55“. Diese Häuser benötigen 45 Prozent weniger Primärenergie im Jahr als es die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV) fordert. Als Impuls des Klimaschutzkonzepts der Gemeinde Wennigsen enthält der Bebauungsplan aus dem Jahr 2012 eine Obergrenze des Jahresprimärenergiebedarfes für die Gebäude, die bei 70 Prozent der EnEV-Vorgabe liegt. Die Häuser im Quartier erfüllen diese Grenze problemlos. Die Wärmeversorgung wird durch die Stadtwerke Springe über ein etwa 1.900 Meter langes Nahwärmenetz erfolgen. Einen eigenen Heizkessel benötigen die Häuser des neuen Quartiers daher nicht. Für die Wärmeerzeugung errichtete das Unternehmen bereits eine Heizzentrale mit Blockheizkraftwerk, Holzpellet-Kessel sowie Erdgas-Brennwert-Kessel für die Spitzenabdeckung. „Es ist wegweisend, dass die Heizwärme für sämtliche Gebäude des Wohnquartiers überwiegend regenerativ erzeugt wird“, sagte Bürgermeister Christoph Meineke.
Ebenfalls einen Besuch wert war das e.coSport-Projekt des TSV Egestorf. Der TSV Egestorf hat seine Vereinsstätte im Zuge des Programms e.coSport energetisch saniert. Die Region Hannover unterstützte den Verein hierbei mit einer Fördersumme von rund 55.000 Euro. Bei der im August 2018 abgeschlossenen Sanierung tauschte der TSV Egestorf die alte Heizungsanlage gegen eine Brennwertheizung aus und installierte eine Solaranlage für die Warmwasserbereitung. Außerdem setzte der Verein in den Vereinsgebäuden neue Fenster und Türen im Passivhausstandard ein. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen sinkt der Energieverbrauch um 35 Prozent, was rund zehn Tonnen CO2 pro Jahr einspart. „e.coSport steht für praktischen Klimaschutz und macht die Vereine fit für die Zukunft“, betonte die stellvertretende Ausschussvorsitzende Ute Lamla. Sie lobte das Konzept des e.coSport-Programms von Landeshauptstadt und Region Hannover, zu dem eine fundierte Beratung der Vereine vor und während der Sanierung zählt.
Abschließend besichtigten die Ausschussmitglieder die größte PV-Freiflächenanlage in der Region Hannover, die in Groß Munzel steht. Der Solarpark auf dem ehemaligen Zuckerfabrikgelände in Groß Munzel ging im Jahr 2012 ans Netz. Errichtet hat ihn die hannoversche AS Projekte GmbH für das Kölner Immobilienunternehmen Schorn. Mehr als 24.000 Solarmodule mit einer Leistung von insgesamt 5,8 Megawatt produzieren auf dem sechs Hektar großen Gelände rund 5,6 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Damit lässt sich rechnerisch der jährliche Strombedarf von 1.500 Drei-Personen-Haushalten decken. „Wir brauchen die Solarenergie, um das Ziel einer klimaneutralen Region bis zum Jahr 2050 erreichen zu können“, sagte Regionsdezernentin Christine Karasch und ergänzte: „Im Zuge der Solaroffensive wird die Region ein für alle Bürgerinnen und Bürger zugängliches Solardachkataster erstellen.“ Mit der bereits vorliegenden Solarpotenzialanalyse gebe es bereits die notwendige Basis.
Carsten Grobe, Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen Architektur- und TGA-Planungsbüros, saniert derzeit in Hannover den ehemaligen Dänischen Expo-Pavillon zu einem hoch energieeffizienten Büro- und Veranstaltungsgebäude. Alle Gebäudeteile sollen nach der Sanierung den energiesparenden Passivhausstandard erfüllen. Als „Plusenergiegebäude“ soll der Pavillon sogar eine positive Energiebilanz aufweisen. Das Herzstück hierfür ist die innovative und rund 325 Quadratmeter große Photovoltaikanlage, wovon 230 Quadratmeter mit einem Wärmetauscher hinterlegt sind. Für die Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie kommen gebäudeintegrierte, regendichte PVT-Kollektoren (photovoltaisch-thermische Kollektoren) zum Einsatz. Sie erzeugen Strom und Wärme und fungieren gleichzeitig als Dach des Hauptgebäudes. Kombiniert mit einer reversiblen Wärmepumpe, die sowohl Wärme als auch Kälte liefern kann, lässt sich der Heiz- und Kühlbedarf des Gebäudeensembles komplett decken. Zudem kühlt die Wärmeträgerflüssigkeit der PVT-Kollektoren die Photovoltaikmodule, was den Stromertrag erhöht. „Bei der Installation verwenden wir ein neuartiges, flexibles und universelles Montagesystem, in dem alle marktüblichen rahmenlosen PV-Qualitätsmodule verbaut werden können“, erläuterte Carsten Grobe. Die Region Hannover fördert die PVT-Anlage mit bis zu 100.000 Euro über die Leuchtturmrichtlinie für regional bedeutsame Klimaschutzvorhaben. Christine Karasch, Dezernentin für Umwelt, Planung und Bauen der Region Hannover stellte die Multiplikatorenwirkung des Projekts heraus. „Die innovative Anlage hat Vorbildcharakter für den Einsatz in anderen Wohn- und Nichtwohngebäuden.“