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Boris Kusnezow: Ein Erzähler am Flügel

Wennigsen.

Zu Gast beim 452. Konzert des Kulturkreises Kloster Wennigsen war am Sonntag der Pianist Boris Kusnezow aus Hannover. Für die Veranstalter hat sich dieser Künstler als wahrer Glückgriff erwiesen. Boris Kusnezow gestaltete sein Klavier Rezital als poetischer Erzähler an den Tasten, der das Publikum im fast voll besetzten Klostersaal mit in die Welten hinneinnahm, von denen er erzählte.

Diese Stimmung hatte natürlich mit der Auswahl der Komponisten und ihrer Werke zu tun: Ludwig van Beethoven (die sogenannte "Sturm-Sonate"), Robert Schumann (Kinderszenen op. 15) und Franz Schubert (Klaviersonate A-Dur D 959). Die drei Komponisten schufen ihre Werke in einer Lebensphase, die von Krankheit, Trauer und Tod geprägt war. Das spiegelte sich im hervoragenden Spiel des Interpreten wider. In Beethovens Sonate beginnen und enden alle drei Sätze leise. Kusnezow versteht es, die Zuhörer in diese Stimmung mit hineinzunehmen. Erst die Leichtigkeit, dann die drängende Bewegung. Das Instrument als Ausdruck der menschlichen Stimme. Nach der düsteren Stimmung des ersten Satzes erzählt der Künstler am Klavier im Adagio auf heitere Weise seine Geschichte weiter.

Zum dritten Satz sei Beethoven angeregt worden, "als er einst einen Reiter an seinem Fenster vorbeigallopieren sah". So ist es überliefert. In Schumanns "Kinderszenen" dann lässt Boris Kusnezow seiner Virtuosität mit einfühlsamen Läufen und kräftigem Spiel freien Lauf. Der Komponist hat diese kurzen Szenen nicht für Kinder, sondern als "Rückspiegelungen eines Älteren für Ältere" geschrieben. Die Zuhörer werden vom Spiel des Pianisten mitgenommen zu "fremden Ländern und Menschen". Sie erleben eine "kuriose Geschichte", spüren eine "wichtige Gegebenheit", geben sich der "Träumerei" hin und ... und ... und. Nach Kusnezows letztem Ton dauert es eine Weile, bis sich das Publikum in der Realität wiederfindet. Dann aber gibt es brausenden Applaus. Boris Kusnezow beginnt nach der Pause Schuberts A-Dur Sonate mit wuchtigem Akkordbeginn. Dann: liedhaft, melancholisch, leidenschaftlich.

Der vortragende Künstler versteht es, seinem Publikum all diese Facetten in seiner musikalischen Erzählung à la Schubert in unglaublicher Dichte nahe zu bringen. Einfühlsam beendet Boris Kusnezow diesen Abend mit einer Zugabe, die das Publikum begeistert und erfüllt den Heimweg antreten lässt: mit einem Nocturne von Frédéric Chopin.