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Wie viele Seesterne können wir retten?

Barsinghausen.

Der Willkommenskreis der Mariengemeinde organisierte im Rahmen der interkulturellen Woche die szenische Lesung „Seestern in Südtirol“ in der Klosterkirche. Das Theater in der List führte in Kooperation mit dem Lampedusaprojekt Hannover die Fluchtgeschichte von Alidad Shiri auf.

Die Veranstaltung war mit ca. 50 Zuschauern fast ausgebucht und alle, sowohl Künstler als auch Zuschauer, waren froh, dass kulturelle Aufführungen in kleinem Rahmen wieder möglich sind. Auch Kultur ist wichtig für das gesellschaftliche Miteinander.

Die Schauspieler Renate Blancke, Rüdiger Hofmeister und Liane Sickel beleuchteten beim „Seestern in Südtirol“, verfasst von Gesamtkoordinator Antonio Umberto Riccó,auf eindrückliche Weise das Schicksal des 14-jährigen Alidad aus Afghanistan nach einer wahren Geschichte. Er flüchtete zwei Jahre über Pakistan, Iran, Türkei und Griechenland, bis er in Südtirol in der Nähe von Brixen ankam.

Die Geschichte wurde aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. So wurden die Meinungen von Zeugen wiedergegeben, die den Jungen kennenlernten und das Publikum bis zum heutigen Tag begleiten. Wer ist Alidad? Warum kam er nach Europa? Ist er „ein Geschenk“ für die Südtiroler Gesellschaft oder doch ein Betrüger, der vom Wohlstand profitieren will? Die erste Sprecherin erzählte Fakten, während die zwei anderen heftig diskutierten über Alidads Identität, sein Alter und seine fehlenden Dokumente. Sie bewerteten die unglaublichen Geschichten von dem Jungen ganz verschieden und ebenso seine Fluchtgründe. Dabei wurden sehr gegensätzliche Standpunkte deutlich. Sie spiegelten Meinungen wieder, die in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind. Integration und Ablehnung, „Gutmenschentum“ und Vorurteile wechselten sich ab und halfen dem Publikum, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Dabei erlebten die Zuschauer manche Überraschung: Die „Guten“ und die „Bösen“ sind nicht immer so vorhersehbar. Das Stück hat alle emotional sehr berührt. Der Seestern steht als Metapher für die Geflüchteten. Sehr eindrucksvoll war der Vergleich zu einem Strandfoto mit endlosen Seesternen. Über Alidads Fluchtgeschichte mit seiner Unterstützerin Gina gibt es auch ein Buch, ein lebendiger Schicksalsbericht.

Aus dem Publikum gab es persönliche Erfahrungsberichte im Anschluss. So erzählte Rosemarie Struß, dass sie nun eine ganz große Familie hat mit den vielen Geflüchteten, die sie betreut hat und die ihr ans Herz gewachsen sind. Rona Popal, ursprünglich aus Afghanistan, hätte sich damals auch gerne eine „Gina“ als Unterstützerin gewünscht. Pastorin Uta Junginger dankte sowohl Autor und Schauspielern für die eindrucksvolle szenische Lesung, die ein hoch brisantes Thema vor Augen führte, als auch den so engagierten Frauen des Willkommenskreises „Wilkommen in Basche“.


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