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Verkehrsunfallstatistik 2023 – Gesamtunfallzahlen steigen deutlich, jedoch mit weniger Verletzten

Kommissariatsleiter Ludger Westermann (l.) und Christian Ebeling, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes.

Barsinghausen. Die Polizei Barsinghausen hat die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023 vorgestellt. Es gibt im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Anstieg der reinen Unfallzahlen, jedoch ist das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht. Erfreulich ist trotz der gestiegenen Zahlen, dass die Zahl der Verletzten gesunken ist. Laut der Polizei sind besonders Kinder und Senioren in Barsinghausen sicher unterwegs. Mit der Örtlichkeit Esseler Hof sei ein Unfallschwerpunkt erkennbar und auch die L391 müsse auf ganzer Länge im Fokus der Polizei bleiben. Interessant werde auch die Entwicklung bei der Legalisierung von Cannabis auf den Straßenverkehr sein..

„Die COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen auf die Mobilität gehören der Vergangenheit an – der Straßenverkehr weist aber noch nicht vollständig das Niveau der Zeit davor auf. Mögliche Ursachen: Veränderte Arbeits- und Mobilitätsformen“, erklärten Kommissariatsleiter Ludger Westermann und der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes, Christian Ebeling, bei der Vorstellung der Statistik.

Verkehrsunfälle

Insgesamt hat es im Jahr 2023 778 Verkehrsunfälle gegeben, 2022 waren es 743, 2019 jedoch 829 Unfälle.  Zwar sind die Verkehrsunfälle mit Personenschaden (2023: 112; 2022: 109) leicht gestiegen, aber dafür ist erfreulicherweise die Anzahl der Verunglückten (2023: 134; 2022: 143) gesunken. „Beide Zahlen bewegen sich unter dem Landesdurchschnitt. Nach dem Anstieg im letzten Jahr ist die Anzahl der Schwerletzten in diesem Jahr wieder unter den Durchschnitt gesunken. Die Gesamtzahl der Schwerverletzten und Getöteten ist mit 15 auf einem absoluten Tiefststand“, so Ebeling. 2022 gab es noch drei Verstorbene und 18 schwer Verletzte. 2023 verstarb ein 22-Jähriger bei einem schweren Unfall am Esseler Hof, 14 Personen wurden im Stadtgebiet schwerverletzt.

Bis auf den Esseler Hof sei in Barsinghausen kein Unfallschwerpunkt auszumachen, so die Polizei. Die Unfälle verteilten sich gleichmäßig über das Stadtgebiet. An der L392, Höhe Esseler Hof, habe man daher weiter die erlaubte Höchstgeschwindigkeit verringert. „Wir hoffen nun auf bauliche Maßnahmen der Landesbehörde für Straßenbau“, erläuterte Westermann, „Denn die Griffigkeit der Straße ist im Kurvenbereich nicht gegeben.“ Wann bauliche Maßnahmen erfolgen werden, ist derzeit unklar. Die Unfallkommission werde dann aber erneut überprüfen, inwieweit die Geschwindigkeit am Unfallschwerpunkt angepasst werden kann. „Leider sieht man die Griffigkeit der Straße nicht und der Kurvenverlauf suggeriert, dass höhere Geschwindigkeiten als die aktuell erlaubten 50km/h möglich wären, was aber gerade bei Nässe nicht der Fall ist.“ Bislang hat es im 1. Quartal 2024 keine Unfälle mehr an der besagten Örtlichkeit gegeben. „Wir hoffen weiter auf eine Entspannung der Lage.“

Ursachen

Im Jahr 2023 haben sich Geschwindigkeits- und Vorfahrtsverstöße sowie etwas nachrangiger Abbiegen als Schwerpunkte bei Hauptunfallursachen abgehoben. „Die Hauptunfallursachen „Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr“ sind im Jahr 2024 die Schwerpunkte der Verkehrssicherheitsarbeit in Niedersachsen“, so Westermann dazu. Die Vorfälle unter Drogen (2023: 4; 2022: 3) sind leicht gestiegen, die unter Alkoholeinfluss sind von 2022 (15) auf 2023 (8) gesunken.

Interessant bleibt für die Polizei die Entwicklung um die Legalisierung von Cannabis, gerade im Hinblick auf den Straßenverkehr. „Gerade zu Beginn kann nicht ausgeschlossen sein, dass trotz geplanter Erhöhung der Grenzwerte die Selbsteinschätzung der Bürger nicht gegeben ist, wann diese erreicht sind.“ Grundsätzlich appelliert die Polizei an die Bürger, dass weder Alkohol noch Drogen, oder einige Medikamente, im Straßenverkehr etwas zu suchen haben.  

Risikogruppen

Erfreulich ist laut Polizei, dass besonders Kinder und Senioren sehr sicher in Barsinghausen unterwegs sind. Kein Kind (bis 14 Jahre) wurde im Jahr 2023 bei Verkehrsunfällen schwerverletzt oder getötet. Zum Großteil waren die Kinder als ungeschützte Verkehrsteilnehmer beteiligt. Es haben sich etwas mehr Schulwegunfälle (3) als die Vorjahre (2022: 2; 2021: 1) ereignet, die aber keine schweren Folgen verursacht haben und vom Unfallablauf eher untypisch waren.

Bei den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) hatten 2023 19 Personen einen Unfall, darunter zwei Schwerverletzte und eine verstorbene Person (22-Jähriger am Esseler Hof). Weitere Verstorbene gab es in der Altersgruppe in den letzten Jahren nicht. 2022 gab es 22 verletzte Jugendliche, davon 1 Schwerverletzter.

Die Anzahl der verletzten Senioren ist rückläufig (2023: 4 Schwerverletzte und 11 Leichtverletzte; 2022: 4 Schwerverletzte und 17 Leichtverletzte). Im Vergleich zu den Vorjahren waren weniger Senioren unter den verletzten Fahrrad- und Pedelecfahrern.

Der rückläufige Trend an Verkehrsunfällen mit Fußgängern aus den Vorjahren war 2023 leider nicht mehr erkennbar. Die Anzahl der schwer- und leichtverletzten Fußgänger ist erheblich gestiegen. Die Ursachen sind laut Polizei vielfältig. Hinsichtlich der Örtlichkeiten sei jedoch auffällig, dass sich 8 von 20 Verkehrsunfällen auf der L391 zugetragen haben. Von diesen 8 noch 5 beim Überqueren der Straße. „Dies müssen wir im Blick behalten, ob sich in nächster Zeit Orte herausstellen, die besonders gefährlich sind und entsprechende Reaktionen erordern“; sagte Ebeling. Auf dem Stück Wilhelm-Hess-Straße, vor der dortigen Kita, wurde Tempo 30 eingeführt. „Wir haben auf der gesamten Länge der L391 keinen Unfallschwerpunkt und das Verkehrsaufkommen ist auf dieser Hauptverkehrsachse auch enorm“, so Westermann, „Eine Geschwindigkeit von 30 anstatt 50 km/h kann da schon viel ausmachen.“ Ein erhöhtes Unfallaufkommen aufgrund der schlechten Beschaffenheit der L391, ist laut Polizei nicht zu erkennen.

Die Anzahl der verunglückten Radfahrer (2023: 34; 2022: 34) ist insbesondere bei den schwer verletzten (2023: 4; 2022: 6) gesunken. Ein örtlicher Schwerpunkt konnte nicht ausgemacht werden. Bei 19 der Verkehrsunfälle wurde kein Fahrradhelm getragen, bei den schwer Verletzten trugen 3 von 4 keinen Helm. „Daher ist es wichtig, einen Schutzhelm zu tragen. Ein Helm kann insbesondere dabei helfen, Kopfverletzungen mit schwerwiegenden Folgen zu verhindern“, appelliert die Polizei daher erneut an die Bürger. Im Verhältnis sind weniger Pedelecfahrer bei Verkehrsunfällen verunglückt als in den Vorjahren.

Unfälle mit E-Scootern seien weiterhin eher ein Großstadtproblem. 2023 gab es zwei Unfälle mit E-Scootern in Barsinghausen, 2022 gab es einen Unfall.  

Im Jahr 2023 sind keine Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen verstorben, aber drei schwerverletzt worden. Davon aber 2 selbstverschuldet.

Verkehrsunfallfluchten

2023 gab es 207 Verkehrsunfallfluchten (2022: 216; 2021: 216), wovon 85 (2022: 87; 2021: 87) aufgeklärt wurden. Eine Aufklärungsquote von rund 41 Prozent. „Wie in den letzten Jahren, bitten wir hier die Bevölkerung um Hinweise, um diese Fälle aufklären zu können, damit die Geschädigten nicht auf den Kosten sitzenbleiben“, so Westermann.

Maßnahmen

Im vergangenen Jahr ahndete die Polizei bei Streifendienst und gezielten Kontrollen 1.780 Verstöße. Zumeist nutzten Fahrer am Steuer das Mobiltelefon, waren mit erhöhter Geschwindigkeit unterwegs, oder nahmen einem anderen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt. „Auch 2024 werden wir unsere Maßnahmen an den Schwerpunkten ausrichten“, erklärte die Polizei.

„Wir alle tragen Verantwortung und daher ist gegenseitige Achtung im Straßenverkehr weiterhin das oberste Gebot für alle Verkehrsteilnehmer“, sagte Ludger Westermann zum Ende der Präsentation der Unfallstatistik 2023.


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