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„Uns reicht es! Wir können nicht mehr!“ - Eltern kritisieren die Kinderbetreuung scharf

Symbolfoto.

Barsinghausen. Die Eltern der Kita Großgoltern machen ihrem Unmut über die Betreuungssituation in einem offenen Brief an Bürgermeister Henning Schünhof Luft. Die Betreuungssituation sei in dieser Form nicht mehr tragbar und die Eltern bitten den Bürgermeister inständig, sich um eine verlässliche Betreuungssituation zu kümmern. Es folgt der offene Brief der Eltern: .

„Uns reicht es! Wir können nicht mehr!

Sehr geehrter Herr Schünhof,

bereits im letzten Kindergartenjahr hatten wir in der integrativen Kindertagesstätte Barsinghausen-Großgoltern mit massiven Ausfällen zu kämpfen. An dieser Situation hat sich offensichtlich, trotz der Beteuerungen von Ihnen Herr Schünhof, nichts geändert. Seit Anfang November haben wir erneut mit massiven Ausfällen zu kämpfen, auf unsere Anfrage vom 10. November haben Sie zunächst gar nicht geantwortet, erst nachdem wir uns auf unterschiedlichsten Wegen an Sie gewendet haben, erfolgte eine Einladung zu einem Termin vor Ort bei dem Sie und die neue Amtsleitung des Kinderbetreuungsamtes Stellung beziehen wollten. Für die Gründe der Absage des Termins haben wir Verständnis, jedoch nicht für die Tatsache, dass Sie uns erst im neuen Jahr einen Ersatztermin anbieten wollen.

Die von uns geforderte schriftliche Stellungnahme, sowie die Schreiben für die Arbeitgeber haben wir allerdings bis heute nicht erhalten. An der Betreuung der 55 Kinder hängen auch die Jobs der Eltern. Ein Schreiben für die Arbeitgeber wäre also das mindeste, was wir erwarten können.

Um es einmal klar auszusprechen:

Wir haben mittlerweile fast alle unsere Belastungsgrenzen überschritten und wissen nicht mehr weiter, zumal unsere Arbeitgeber, wie Ihnen, die ein oder andere E-Mail, von eben diesen, aus den letzten Wochen gezeigt haben dürfte, zunehmend mit Unverständnis reagieren.

Aus unserer Sicht hat es die Verwaltung der Stadt Barsinghausen versäumt, Vertretungskräfte aufzubauen und plant von vorn herein mit einer Mangelverwaltung.

Gehen wir mal von 190 Betreuungskräften aus und einer durchschnittlichen Krankenquote von 4,3 Prozent (Bundesdurchschnitt 2021), sind das schon mal durchschnittlich 8,7 Mitarbeiter die Ihnen fehlen. Bei 30 Urlaubstagen nach TVöD, abzüglich der 19 Tage Schließzeit bleiben noch elf Urlaubstage pro Mitarbeiter. Hier fehlen Ihnen geplant also auch nochmal 9,5 Mitarbeiter im Durchschnitt. Ohne Vertretungskräfte planen Sie im Idealfall also nur mit einer Betreuungsquote von 91,04 Prozent oder anders ausgedrückt, es fehlen Ihnen geplant 17,03 Betreuungskräfte pro Tag. Wohl gemerkt, dass Krankenquoten bei pädagogischen Kräften über dem Bundesdurchschnitt liegen und wir sogar schon die Schließzeiten raus gerechnet haben, die wir Eltern auch zusätzlich mit abdecken müssen.

Wir fragen uns:

- Woran liegt es, dass die Stadt Barsinghausen es schlichtweg nicht hinbekommt, ein tragfähiges Vertretungskonzept auf die Beine zu stellen? Es kann und darf nicht sein, dass beispielsweise der Betrieb der Krippengruppe mit der Anwesenheit oder Abwesenheit einer Person steht und fällt!

- Planen Sie Vertretungskräfte für Urlaub und Krankheit mit ein? Gibt es einen Vertretungspool? Wenn ja, wie berechnen Sie diesen?

- Warum werden Vertretungen nicht zentral in der Verwaltung organisiert? Stattdessen muss die Einrichtungsleitung bei den anderen Einrichtungen erfahren, ob man aushelfen könne. Dies kostet viel Zeit, die die Leitung braucht, um in der eigenen Einrichtung mit die Löcher zu stopfen.

- Die am 28. November durch die neue Amtsleitung mitgeteilten Schließzeiten und die Erhöhung der Studientage belasten uns zusätzlich, wie kommen Sie auf die Idee, dass wir dies noch abdecken können? Schließlich sind wir durch Ihr Versagen dazu gezwungen unsere Urlaubstage für die Außerplanmäßigen Schließungen aufzuwenden und jetzt wollen Sie auch noch an Brückentagen schließen? Das empfinden wir als äußerst unsensibel! Zumal wir in den letzten Jahren immer alles Menschenmögliche getan haben, um unsere Kinder an diesen Tagen anderweitig zu betreuen, um möglichst vielen Ihrer Mitarbeiter eine wohlverdiente Pause zu gönnen.

- Wie kann es sein, dass Sie eine Kindergartenleitung, die bereits alle Löcher stopft und Mangelverwaltung betreiben muss, auch noch aufzubürden die Schreiben an die Eltern bzw. deren Arbeitgeber zu erstellen?

- Im vergangenen Jahr wurde versprochen zu prüfen, ob Rückzahlungen, für die nicht erbrachten Leistungen der Stadt erfolgen können. Weshalb wurden wir bis heute nicht über das Ergebnis informiert? Hier wird ein Problem ausgesessen.

- Wie kann es sein, dass die Stadt Barsinghausen bei einem Heizungsausfall nicht mal die Möglichkeit von Behelfsheizungen zum nächsten Tag prüft, sondern den für die Verwaltung „einfachen“ Weg geht und direkt die Einrichtung schließt?

Wir sehen uns daher bei der aktuellen Situation keine „höhere Gewalt“, sondern schlichtweg Versäumnisse in der Planung, die das Grundproblem verursachen. Sollten Sie also nicht kurzfristig reagiere, behalten wir uns daher rechtliche Schritte, sowie eine Schadensersatzklage vor.

Auf diese fragen erwarten wir eine kurzfristige Antwort bis zum 20. Dezember."

Mit freundlichen Grüßen,

Björn Dreßler

Für den Elternbeirat der Kita Großgoltern.


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