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Unhaltbare Zustände: Bürgermeister fordert grundlegende Verbesserungen bei Schienenersatzverkehr ein

Bürgermeister Henning Schünhof.

Barsinghausen. Bei der Barsinghäuser Stadtverwaltung laufen derzeit mehrere Dutzend E-Mails, Anrufe und Kommentare pro Tag auf, in denen die Bürger ihrem Unmut über die Baumaßnahmen an der S-Bahnstrecke und dem damit verbundenen Schienenersatzverkehr Luft machen. „Wir registrieren nicht nur eine merkliche Zunahme, auch die Schärfe im Tonfall nimmt deutlich zu. Nicht selten werden meine Kollegen sogar beschimpft. So etwas geht nicht, auch wenn die Nerven bei den Betroffenen mittlerweile blank liegen“, sagt Bürgermeister Henning Schünhof. „Für uns in Barsinghausen ist dies nicht hinnehmbar. Das habe ich Ulf-Birger Franz als Verkehrsdezernenten der Region auch deutlich gemacht“, berichtet er aus seiner E-Mail..

Angesichts der zunehmenden Eskalation hat der Barsinghäuser Verwaltungschef jetzt die Initiative ergriffen und die Region Hannover als zuständige Behörde aufgefordert, kurzfristige Maßnahmen zu ergreifen. „Dazu gehört unter anderem, dass Transdev als Organisator des Schienenersatzverkehrs und die DB Netz als Verantwortliche für die Baumaßnahmen endlich sowohl mit den Pendlern als auch mit uns in der Verwaltung verlässlich kommunizieren.“ So könne es beispielsweise nicht sein, dass die Betroffenen kurzfristig und mit dürren Worten über die Verlängerung der Bauarbeiten informiert werden. „Um es mit Schulnoten auszudrücken: Das Kommunikationsverhalten ist mangelhaft.“

Die Kritik richtet sich aber nicht nur gegen die Informationspolitik von DB Netz und Transdev, auch der Schienenersatzverkehr ist Stein des Anstoßes beim Bürgermeister wie auch den Nutzern des schienengebundenen Öffentlichen Personennahverkehrs. „Wir bekommen einen bunten Strauß an Vorwürfe widergespiegelt: So werden beispielsweise die Anschlusszüge verpasst, weil die Busse nicht pünktlich an den Haltepunkten sind, es werden zu wenige Busse eingesetzt, bei den eingesetzten Bussen handelt es sich teilweise um Busse ohne Niederflureinstieg – nur um einige der Kritikpunkte zu nennen“, zählt Henning Schünhof auf.

Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt sei auch die Frequenz des Schienenersatzverkehrs. „Nicht nur, dass er mittlerweile auf die Strecke zwischen Wennigsen und Haste ausgeweitet werden musste, auch die Taktung ist teilweise von 30 Minuten auf 60 Minuten verdoppelt worden“, bzw. findet in Randzeiten gar nicht statt, so Henning Schünhof. Das ist schlichtweg inakzeptabel. Das Wesen eines SEV ist es doch, dass er den getakteten Linienverkehr der S-Bahn nachbildet. Dazu gehört auch das alle Haltepunkte angefahren werden, dies geschieht in Egestorf zurzeit nicht. Weiterhin muss geprüft werden, wie die avisierte Dauer der Bauarbeiten signifikant verkürzt werden kann, um den Grund für das ganze Übel zu beseitigen.“

Für den Streckenabschnitt von Barsinghausen in Richtung Haste hat die Region Hannover den Worten von Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz zufolge von der Transdev eine Nachbesserung des Angebots des Schienenersatzverkehrs verlangt. Das Unternehmen habe angekündigt, diese zum 11.12.2023 umsetzen zu wollen. Ab diesem Datum werde der Regions-Vorschlag eines stündlichen SEVs ohne längere Standzeit von Barsinghausen nach Haste über die entsprechenden Zwischenhalte mit direktem Anschluss an die RE60/70 in Haste in Richtung Hannover beziehungsweise Minden und umgekehrt umgesetzt, so Ulf-Birger Franz. So seien Pendler von Barsinghausen über diese Verbindung innerhalb von 60 Minuten am Hauptbahnhof Hannover. Zusätzlich werde dieser SEV in der Hauptverkehrszeit auf ein halbstündliches Angebot, dann mit Anschluss an die S-Bahn in Haste, verdichtet. So bestehen ab 11.12.2023 mit den Ersatzverkehren nach Wennigsen und Weetzen insgesamt drei, in der Hauptverkehrszeit vier, Fahrtmöglichkeiten von Barsinghausen nach Hannover, schreibt Ulf-Birger Franz in seiner Antwort auf die E-Mail des Barsinghäuser Bürgermeisters.

Darüber hinaus versichert der Verkehrsdezernent der Region Hannover, dass derzeit Überlegungen stattfinden, inwieweit die Anbindung von Egestorf verbessert werden könne. Aufgrund der vorher nicht absehbaren Länge der Baumaßnahme sei selbstverständlich das komplette Abschneiden dieses Bereichs für einen so langen Zeitraum nicht akzeptabel. Deshalb soll kurzfristig entweder der SEV oder die Buslinie 540, letztere vorrangig, den Bahnhof Egestorf bedienen. „Wir hoffen hier auf eine kurzfristige Lösung und bitten bis dahin noch um etwas Geduld“, wirbt Ulf-Birger Franz um Verständnis.

Ferner stehe Transdev derzeit mit der DB Netz im Austausch, inwieweit im nächsten Bauabschnitt wieder beide S-Bahn-Linien bis nach Wennigsen fahren können. Dies hänge mit baustellenbedingten Abschaltungen der Oberleitungen zusammen. Dem Verkehrsdezernenten zufolge sei der Ausgang der Prüfung aber noch offen.

Für den Barsinghäuser Bürgermeister sind die skizzierten Maßnahmen zwar Schritte in die richtige Richtung, sie müssen aber konsequent verfolgt und auch umfassend und transparent kommuniziert werden. „Die Reputation des schienengebundenen Öffentlichen Personennahverkehrs hat in der Bevölkerung am Deister in den zurückliegenden eineinhalb Jahren schweren Schaden genommen. Das Ziel den Autoverkehr in der Region Hannover zu reduzieren, erscheint vor diesem Hintergrund absurd und in sehr weite Ferne gerückt. Zunehmend mehr Menschen schaffen sich wieder Autos an und kündigen ÖPNV-Abos“ Jetzt müsse alles unternommen werden, um eine Trendwende beim ÖPNV zu schaffen, er werde die Verantwortlichen dabei so weit wie möglich unterstützen, sagt Henning Schünhof abschließend.


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