Barsinghausen. Seit September 2024 ist Robin Voll in Barsinghausen als Feld- und Forsthüter unterwegs. Zunächst ehrenamtlich, seit dem 1. April als geringfügig Beschäftigter der Stadt Barsinghausen. In den letzten Monaten konnte Voll sich ein umfangreiches Bild vom Deister und seinem Tätigkeitsfeld machen. Con-nect.de hat Voll auf einer Tour durch den Deister begleitet..
Hauptberuflich ist Robin Voll (53) im Landtechnikvertrieb tätig und hat einen Jagdschein. Bei der Bundeswehr konnte er eine Ausbildung zum Forstwirt absolvieren. „Als dann die Stelle zum ehrenamtlichen Feld- und Forsthüter ausgeschrieben war, hat mich das gleich interessiert“, erinnert sich der Barsinghäuser. Seine wöchentliche Arbeitszeit ist auf zwei Stunden angelegt. Bürgermeister Henning Schünhof erklärt: „Die geringfügige Beschäftigung war von Anfang an geplant, ließ sich aber erst im April dieses Jahres umsetzen. Der Vorteil ist, dass der Feld- und Forsthüter als Beschäftigter der Stadtverwaltung auch Ordnungswidrigkeiten feststellen kann, was zu Bußgeldern führen kann.“ Auch die Personalien darf Voss nun erfragen und aufnehmen.
Aufklärung statt Bußgeld – Doch manche Waldbesucher sind unbelehrbar
Doch auf Bußgelder ist Voll nicht aus. „Ich war bislang präventiv unterwegs und halte Aufklärung für den besten Weg – leider sind manche Menschen beratungsresistent.“ Das „Einsatzgebiet“ des frischen Feld- und Forsthüters erstreckt sich über 10.000 Hektar und beinhaltet die 18 Barsinghäuser Ortschaften. Zu den Aufgaben gehört das Überwachen des Waldes und der Feldflure. „Manchmal denke ich mir schon, was stimmt mit den Menschen nicht!“, schaut Robin Voll auf seine bisherige Tätigkeit.
Vom Hausmüll über Schlachtabfälle bis Sondermüll – alles landet in der Natur
So findet Voll immer wieder wilde Müllhalden. Die Menschen entsorgen Gartenabfälle, Rasenschnitt, Weihnachtsbäume, Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt, Renovierungs- & Sanierungsmüll, Schlachtabfälle, Sondermüll (Asbest, Autobatterien, Lacke & Altöle) im Wald und auf Feldwegen. „Man kann den Müll kostenlos auf Deponien entsorgen, trotzdem fahren manche Mitbürger zur Entsorgung tief in den Wald.“ Auch ein ganzes Badezimmer fand Robin Voll. Wenn möglich, sucht er nach Hinweisen, um den Verursacher auszumachen. Wer jedoch Tüten mit geschlachteten Schafen in der Feldmark entsorgte, bleibt ihm ein Rätsel. „Der Gestank ging an die Schmerzgrenze.“
Auch die Aufklärung und das Durchsetzen der Zelt- und Campingverbote zählen zu seinem Aufgabengebiet. Auch der Müll von Verkehrsteilnehmern am Nienstedter Pass und der B65 ärgert ihn. „Es wird alles in die Natur geworfen. Vom Hausmüll bis zu Handwerkermaterialien. Die Verursacher sind leider oft nicht ermittelbar.“ Trotzdem dokumentiert er die Fälle und leitet die fachgerechte Entsorgung ein. Voll erklärt weiter, dass er auch Kontakt zu den Ortsbeauftragten suche, damit die Bürger sensibler dafür werden, wenn z.B. ein LKW unerklärlicherweise auf Feld- oder Waldwegen unterwegs ist.
Leinenpflicht und gierige Sammler
Viel Aufklärung bedarf es auch bei dem Thema Leinenpflicht in der Brut- und Setzzeit (1. April - 15. Juli). Ein paar Meter an der Flexi-Leine seien in Ordnung, doch wenn die Hunde ohne Leine weit in die Felder und Wiesen laufen, störe das die Wildtiere massiv. „Es werden auch gerne Holz und Äste gesammelt. Gerade im Frühling sind die ersten Knospen aber wichtig für die Bienen, doch viele wollen ihre Osterdekoration basteln.“ Auch Pilze und Bärlauch werden gerne und viel gesammelt. „Da stehen sie in Reihen von acht Personen und sammeln alles samt Wurzelballen weg. Dann kommt der Transporter angefahren und sie ziehen mit den leeren Körben wieder los.“ Dabei gilt ca. 1 kg/Person/Tag.
Das Zünden von Böllern im Wald, wildes „Waldbaden“ und Partyrückstände an Sitzgelegenheiten erscheinen da fast als kleines Problem, werden von Robin Voll trotzdem oft beobachtet. Ein polizeibekannter Obdachloser mache sich am Lagerfeuer auch mal gerne sein Essen warm.
Der Deister wird von vielen Interessengruppen genutzt
Revierförster Ralph Weidner aus Lauenau kennt ein weiteres Problem im Deister, und das sind die Downhill-Biker. Er sieht die Stelle des Feld- und Forsthüters in Barsinghausen positiv und kennt Robin Voll aus dem Wald. „Der Deister wird von sehr vielen verschiedenen Interessengruppen genutzt. Da alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, ist schwer. Es wird aber nur gelingen, wenn alle miteinander reden und Rücksicht auf die anderen nehmen.“ So gibt es zwar einige legal angelegte Trails für Biker im Deister. „Doch leider reicht der Kick einigen nicht aus, und es gibt bestimmt über 90 illegale Trails“, so Voll. Weidner ergänzt: „Da der Wald aber Privatpersonen oder den Klosterforsten und Landesforsten gehört, ist es schlicht Sachbeschädigung. Außerdem belastet es die Natur, wenn der Waldboden massiv abgetragen wird, und auch die Tiere haben keine Ruhe mehr.“ Selbst nachts seien einige Biker unterwegs, mit viel Licht, Lärm und Blitzlichtern, um Wildunfälle zu vermeiden. „Dann haben die Tiere selbst nachts keine Ruhe mehr.“ Die breiten Fahrspuren führen bei Regen zu Erosionen und weiteren Schäden.
Robin Voll ist gerne Feld- und Forsthüter
„Ich bin viel im Wald unterwegs, da schaue ich auch nicht auf meine zwei Wochenstunden, aber ich habe auch noch einen richtigen Beruf und kann nicht immer im Wald sein“, schaut Voll realistisch auf seine Tätigkeit. „Aber ich gehe gerne aktiv auf die Menschen zu und erkläre die Sachverhalte.“ In Zukunft müssten Gemeinden stärker mit Kloster- und Landesforsten zusammenarbeiten, denn für die Besucher des Waldes gelten keine Gebietsgrenzen. Das findet auch Revierförster Weidner: „Wir müssen den Deister als Ganzes sehen und uns entsprechend zusammenfinden.“
Feld- und Forsthüter Robin Voll sagt zum Ende der Deister-Tour: „Erholung im Wald wird es nur geben, wenn jeder Rücksicht nimmt.“ Auch dafür will er sich weiter einsetzen.