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Rat beschließt Neubau der Grundschule „Am Castrum“ in Hybridlösung

Gehrden. In seiner letzten Sitzung hat der Gehrdener Rat sich mit großer Mehrheit für den Neubau der Grundschule „Am Castrum“ entschieden und für die etwas günstigere Hybridlösung aus Holz und Stein ausgesprochen. Trotzdem sorgten die Kosten bei klammer Stadtkasse die Ratsmitglieder. .

Der Neubau der Grundschule Am Castrum wurde im Rahmen eines Architektenwettbewerbes durchgeführt. Am 03.09.2021 fand sich das Preisgericht, bestehend aus Sach- und Fachpreisrichtern, zusammen um über den besten der 16 eingereichten Entwürfe zu entscheiden. Als einstimmiger Sieger dieses Wettbewerbes ging der Entwurf des Architekturbüros H4a aus Düsseldorf hervor. Dieser sieht einen linearen, 2-geschossigen Bau bestehend aus vier miteinander verbundenen Baukörpern vor, davon zwei Lernhäuser, eine Aula mit angesiedelten Fachräumen und einen Eingangs- und Verwaltungsbaukörper.

Am 1. März lag die erste Kostenschätzung des Büros H4a vor. In dieser werden die aktuell starken Preisanpassungen in der Bauwirtschaft klar deutlich. Von Beginn der Auslobung (1. Quartal 2021) bis Stand der derzeitigen Kostenberechnung (2. Quartal 2022) sind die Kosten für die reine Baukonstruktion um rund 24 Prozent gestiegen. Weiterhin ist für die Zukunft mit einer jährlichen Baupreissteigerung von 15 Prozent pro Jahr zu rechnen. Dies sorgt dafür, dass sich nach derzeitigem Stand die Gesamtkosten des im Wettbewerb ausgewählten Entwurfes (Holzbau) auf rund 35,18 Millionen Euro belaufen. Hierzu kommen die Kosten für die Ertüchtigung des Süd-Baus von ca. 1,60 Millionen Euro sowie die Kosten für Ausstattung, IT sowie Aktivierte Eigenleistungen in Höhe von 1,43 Millionen Euro. Die Gesamtsumme addiert sich somit auf rund 38,21 Millionen.

Die klamme Stadtkasse sorgte aber für Diskussionen, wo Einsparungen möglich sind, ohne das pädagogische Konzept aufzuweichen. Um die qualitativen Vorteile der Holzbauweise mit den wirtschaftlichen Vorteilen einer Massivbauweise zu kombinieren, wurde das Büro H4a verwaltungsseitig gebeten eine solche Lösung zu erarbeiten. Diese Variante sieht eine Holz-Beton Hybridbauweise vor. Bei dieser Variante wird die statische Konstruktion des Gebäudes als Stahlbeton-Skelettbauweise ausgeführt. Alle nichttragenden Innen- und Außenwände, sowie Decken können als Holzbauweise ausgeführt, bzw. mit Holz verkleidet werden. Somit ist es möglich die hohe Raumqualität eines Holzbaus mit der positiven Folgekostenbetrachtung eines Massivbaus zu kombinieren. Die Hybridbauweise wird „nur“ 33,49 Millionen Euro kosten und rund 1,69 Millionen Euro Einsparung bringen.

Glücklich über die gestiegenen Kosten war niemand im Rat. Michael Passior (SPD) sagte für seine Ratsfraktion, dass sie die Entscheidung mit Bauchschmerzen mittragen werde. „Wir hätten uns ein höheres Einsparpotential gewünscht, tragen den Kompromiss jedoch mit“, so Passior. Thomas Spieker (CDU): „Ganz Gehrden muss von diesem flexibel nutzbaren Neubau profitieren, auch in Zeiten geringerer Schülerzahlen sind Gebäude anderweitig zu nutzen. Diese Verteuerung der notwendigen Investitionsmaßnahmen - vornehmlich im Bereich der Bildung - bedarf zusätzliche Kreditaufnahmen die einen Kapitaldienst in Form von Zinsen und Tilgung nach sich ziehen, die entsprechend unseren Haushalt noch stärker belasten wird als ohnehin der Fall ist.“ Heinz Strassmann sagte für die Grünen: „Die Festhalle ist ein wichtiger Bestandteil des Schullebens und auch für die ganze Stadt ein Mehrwert, weshalb wir nicht darauf verzichten sollten. Wir hätten uns die reine Holzbauweise gewünscht, doch mit Blick auf unseren Haushalt geht es ohne Einsparungen nicht. Jedoch bekommen wir mit dem Neubau eine moderne Schule, die wir unseren Kindern nicht vorenthalten sollten.“ Weniger positive Worte kamen von der FDP. Rudi Locher teilte mit, dass seine Partei den Neubau nicht mittragen werde, da Gehrden sich den Bau schlicht nicht leisten kann. „Wir wollen alles tun für unsere Kinder, dass ist auch richtig“, so Locher weiter, „Aber ist es zukunftsorientiert, wenn wir unseren Kindern so einen großen Schuldenberg hinterlassen?“

 â€žMir ist gerade klar geworden, wie es vor einigen Jahren zu dem Pisa-Schock kommen konnte“, sagte Dirk Tegtmeyer (Die Linke) in der Diskussion, „In Deutschland werden die Schulen von den Kommunen gebaut, die haben aber natürlich kein Geld. Das ist ein grundsätzliches Problem.“ Trotz knapper Finanzen sprach aber auch er sich für den Neubau und die Festhalle aus. „Bund, Land und auch Region lassen uns vor Ort komplett im Regen stehen. Und die Schulträgeraufgaben insbesondere für weiterführende Schulen sind nicht mehr vor Ort zu stemmen. Nachbarkommunen fordern gerne, winken bei Finanzierungsanteilen aber ab. Deshalb ist für uns auch Schluss mit weiteren Wünschen nach noch mehr Ausweitung von Bildungseinrichtungen in Gehrden“, so Spieker abschließend.

Bei der Abstimmung stimmten dann entsprechend 22 Ratsmitglieder für den Neubau mit Festhalle in Hybridbauweise. Nur die FDP stimmte mit ihren zwei stimmen gegen den Bau.


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