Barsinghausen. In der gestrigen Ratssitzung haben Grüne und die SPD mit ihrer Mehrheit dafür gestimmt, dass die Verwaltung bis zum Herbst ein Nutzungskonzept zur Nutzung des maroden Fachwerkhauses am Thie erstellt. CDU, AfB und FDP und AfD hatten gegen diesen Antrag gestimmt. Ein Antrag zum Abriss des Hauses von AfB wurde abgelehnt. Dazu hat Hannelore O. Owens aus Barsinghausen einen Leserbrief geschrieben:.
„Ohne ein vernünftiges Konzept werden Millionen von Euros in ein marodes Fachwerkhaus investiert. Dem Antrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen zum Fachwerkhaus am Thie wurde in der Ratssitzung am 25.04. grünes Licht gegeben. Das war eigentlich vorauszusehen, denn sie haben die Mehrheit im Rat.
Nicht vorauszusehen war für mich als Naturschützerin die Aussagen von Ratsfrau Sabine Freitag (Bündnis 90/Die Grünen), die behauptete, eine Grünfläche und Schatten spendende Bäumen am Thie, wie von Aktiv für Barsinghausen vorgeschlagen, sei absurd. Aus ihrer Aussage geht hervor, dass die Grünen nach der Kommunalwahl 2021 ihre Ziele geändert haben, denn diese Aussage steht in direktem Widerspruch zu den im ‚Kommunalwahlprogramm 2021‘ der Grünen für Barsinghausen veröffentlichten Aufgaben/Ziele: „…Im Stadtgebiet wird als Insektenschutzmaßnahme der naturnah bewirtschaftete Grünanteil erhöht…“ und „…Die Stadt erhöht den Baumbestand auf öffentlichen Flächen…“.
Frage: Warum haben die Grünen jetzt, nach der Kommunalwahl, andere Ziele/Prioritäten?
Ebenfalls überraschend für mich war die Feststellung von Ratsfrau Cronau-Kretzschmar (Bündnis 90/Die Grünen), die sich auf der Ratssitzung dahingehend äußerte, dass sie keinen Platz für einen Wald am Thie sehe. Allem Anschein nach hat sie den Antrag der AFB bewusst sachlich falsch gewertet. Sie bezeichnet das Fachwerkhaus am Thie sogar als Schandfleck, den zu sanieren es gelte. Das Haus steht leer – wie so viele andere Gebäude der Innenstadt. Das Aussehen wird durch eine Sanierung gewiss nicht verändert.
Seit geraumer Zeit kann man beobachten, dass ein Wandel in der sich vormals vorrangig Natur- und Umweltschutzprojekten widmenden Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stattfindet. Vorrangig sind in jüngster Zeit Kunst- und Architekturprojekte. ‚Begegnungsstätten‘ oder ‚zentrale Anlauf- und Treffpunkte‘ werden von ihnen nun vermehrt gefordert (die Krawatte, das Fachwerkhaus) und rücken in den Vordergrund. Dabei werden Millionen Euros unter dem Vorwand, es seien ja Fördergelder, die uns nichts kosten, gerne investiert. Aber Fördergelder sind Steuergelder, also auch Gelder, die wir Bürger aufbringen müssen. Derartige Begegnungsstätten gibt es bereits in zahlreichen Vereinen, von denen viele ebenfalls mit Fördergeldern unterstützt werden.
Auf die Stadt Barsinghausen kommen andere, dringendere Projekte zu, die es zu finanzieren gilt. Vor diesem Hintergrund ein altes Fachwerkhaus vordergründig sanieren zu wollen, sollte wohl überlegt sein. Ein plausibles Konzept liegt bis heute nicht vor.
Eines sei dazu an dieser Stelle gesagt: Kosten und Nutzen von Projekten müssen sich die Waage halten und eine Begegnungsstätte in der Größenordnung wie das Fachwerkhaus am Thie brauchen wir nun wirklich nicht. Was wir aber dringend brauchen sind Projekte, die dem Natur-, Umwelt- und Klimaschutz dienlich sind.“
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