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Landesarmutskonferenz fordert verstärkte, kreative Impfkampagnen

Region. Angesichts der sich abzeichnenden Corona-Entwicklung fordert die Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen verstärkte und kreative Impfkampagnen in sozialen Brennpunkten. .

Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der LAK Niedersachsen, betont: „Die Inzidenzwerte steigen, die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen erhöht sich und erste Krankenhäuser warnen vor Versorgungsproblemen bei Long-Covid-Patienten. Wenn wir nicht jetzt proaktiv tätig werden, besteht die Gefahr einer vierten Welle ab Herbst, mit allen negativen Konsequenzen vor allem für Arme. Selbst wenn auf Grund erhöhter Impfquoten die Dramatik des letzten Winters nicht erreicht wird, besteht kein Anlass für eine Vernachlässigung vulnerabler Gruppen. Die Tendenz zu Long-Covid als neue Volkskrankheit verstärkt sich und davon werden in hohem Maße Arme und Menschen in sozialen Brennpunkten betroffen sein, weil es ihnen an Ressourcen auf allen Ebenen mangelt. Sie sind ohnehin im Durchschnitt kränker, Infektionen verlaufen schwerer, sie sterben früher, haben Informations- und Bildungsdefizite und weniger Möglichkeiten, Erkrankungen auszukurieren.

Die Beziehung aus Armut, Arbeitslosigkeit und erhöhter Inzidenz kann als gesichert gelten. Das muss offen und kontinuierlich auch so kommuniziert werden. Die Inzidenzwerte je nach Stadtteilen und Quartieren sind nicht in ausreichendem Maße bekannt, dadurch fehlt es offensichtlich an Handlungsdruck. Kontraproduktiv ist die aktuelle „Ausschließeritis“ von Politikern: Keine Bratwürste als Impfanreize, kein Bargeld für Impfwillige, keine Impfpflicht. Wenn die faktische Kraft einer möglichen vierten Welle uns zu verstärkten Aktivitäten zwingt und bisher ausgeschlossene Maßnahmen doch praktiziert werden, erleidet die Politik weiteren Vertrauensverlust - eine denkbar schlechte Grundlage zur Pandemie-Bekämpfung. Gerade in sozialen Brennpunkten ist bereits jetzt das Vertrauen in staatliches Handeln geringer ausgeprägt. Die Wahlbeteiligung beispielsweise dort liegt im Durchschnitt um die Hälfte niedriger als in „Villen“-Vierteln.

Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen fordert daher den Ausbau kreativer Impfkampagnen in sozialen Brennpunkten, mit niedrigschwelligen Zugängen, einfacher Sprache, Comicelementen, Videoclips in sozialen Netzwerken. Dort finden oft Wochenmärkte statt. Warum nicht an Markttagen Impfmobile dort hinschicken, begleitet von Musikern aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Theatermachern, mit den erwähnten Bratwürsten, ergänzt durch Falafel und Döner. Dann kann das regelmäßige Erscheinen des Impfmobils zu einem kulturellen Event und Treffpunkt werden, was die Impfbereitschaft erhöht.

Das Beispiel soll zeigen: Alles ausprobieren, nichts ausschließen, und zwar jetzt, solange es die Inzidenzwerte noch zulassen. Nur so finden wir die besten Methoden, um die Pandemie solidarisch und sozial gerecht zu bewältigen.“ Die Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen wurde 1995 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen mit dem Ziel einer nachhaltigen Armutsbekämpfung


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