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Ist das Gesundheitsamt schuld an den steigenden Corona-Zahlen?

Wennigsen.

Ein offener Brief des Wennigsers Jan-Eric Bothe an die Region Hannover hat unsere Redaktion erreicht. Wir veröffentlichen dern Brief im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Jagau. Am Freitag, dem 11.9. hatte ich nachweislich längeren und näheren Kontakt zu Corona-Infizierten. Ich wurde vom Gesundheitsamt der Region als K1 eingestuft, also mindestens 15 Minuten Kontakt unter 2 Metern zu Infizierten.
Erst an Tag 13 nach meiner möglichen Infektion habe ich vom Gesundheitsamt die offizielle Anordnung zur Quarantäne bekommen, also noch für einen Tag! Unter anderem war der Brief 6 Tage auf dem Postweg, weil die Region einen privaten Postdienstanbieter gewählt hat, der bekannterweise eine längere Auslieferungszeit hat. Warum reagiert die Region nicht schneller und nutzt zur ersten Information zum Beispiel die Handynummern, von mir lagen sie vor. Warum wird ein Postanbieter gewählt, der bis zu 6 Tagen braucht um so wichtige Anordnungen zuzustellen? Auch erst an Tag 13 konnte ich das Ergebnis des vom Gesundheitsamt angeordneten Tests beim Gesundheitsamt telefonisch erfragen. Wer sein Ergebnis haben möchte, muss selbst beim Gesundheitsamt anrufen und versuchen durchzukommen. Warum informiert das Gesundheitsamt nicht alle vom Gesundheitsamt Getesteten zum Beispiel über Handy? Des weiteren musste ich feststellen, dass die hotline des Gesundheitsamtes nur von Montag bis Freitag von 8:00 bis 16:00 Uhr erreichbar ist und auch mit langen Wartezeiten. Andere Gesundheitsämter ähnlicher Größe sind sieben Tage die Woche von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr, teilweise bis 20:00 erreichbar. Warum arbeitet das Gesundheitsamt Hannover nicht auch am Wochenende mit ausreichendem Personal, evtl. aus anderen Abteilungen. Warum ist die hotline nur werktags von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr erreichbar? Anbei finden Sie das Anschreiben der Region an mich sowie mein Tagebuch der Quarantäne, aus dem alle Daten hervorgehen. Mit freundlichen Grüßen, über eine Antwort würde ich mich freuen, Jan-Eric Bothe

Mein Corona-Quarantäne-Tagebuch
ï‚· Tag 0, Freitag, 11.9.: Ich arbeite eine Woche als Vertretung in einem Kindergarten in der
Küche. Wie sich später herausstellt, sind in zwei Gruppen Kinder mit Corona und wohl auch
schon Erzieherinnen: Die Infektionen sind da noch nicht bekannt. Freitag, der letzte Tag im
Kindergarten, ist für mich Tag 0.
ï‚· Tag 1: Samstag, 12.9.: -
ï‚· Tag 2: Sonntag, 13..9.: -
 Tag 3: Montag, 14.9.: Wie ich später erfahre: eine Erzieherin hat ein positives Testergebnis.
 Tag 4: Dienstag, 15.9.: Wie ich später erfahre: drei Erzieherinnen sind positiv getestet. Der
Kindergarten ist geschlossen.
ï‚· Tag 5: Mittwoch, 16.9.: -
ï‚· Tag 6: Donnerstag, 17.9.: Vormittags: Ich werde von der Leitung informiert, dass der
Kindergarten wg. Corona geschlossen ist, ich als K1 eingestuft wurde und in Quarantäne
gehen sollte, das Gesundheitsamt würde mit mir Kontakt aufnehmen. Ich gehe sofort
freiwillig in Quarantäne, informiere Freunde, Familie und Nachbarn und sage alle Termine
ab. Die Leitung des Kindergartens hält mich auf dem Laufenden.
 Tag 6, Donnerstag, 17.9.: Nachmittags: Ich informiere mich weiter und möchte die Hotline
des Gesundheitsamtes der Region Hannover anrufen und stelle mit Ãœberraschung fest: Das
Gesundheitsamt der Region Hannover mit über einer Million Einwohner arbeitet trotz
steigender Corona-Zahlen nur Montags bis Freitags von 8.00 bis 16.00 Uhr, ich rufe an,
werde vier mal aus der Warteschleife geschmissen und erreiche kurz vor 16 Uhr eine
Mitarbeiterin. Aussage: Ich könnte freiwillig in Quarantäne gehen, verpflichtend erst, wenn
das Gesundheitsamt mit mir Kontakt aufnimmt, stand auf der Homepage allerdings anders.
Außerdem müsste ich demnächst einen Test machen, auf meinen Hinweis, dass ich keinerlei
Symptome habe und es wohl für einen Test schon zu spät wäre, kommt die Aussage, ich
müsste aber, wäre wichtig für die Statistik. Wann getestet wird, könne sie mir nicht sagen.
 Tag 7: Freitag, 18.9.: Insgesamt sind fünf Erzieherinnen positiv getestet, weitere Ergebnisse
stehen noch aus. Ich frage mich, wie viele Kinder wohl infiziert sind und schon andere
angesteckt haben. Ich halte mich in Nähe von Festnetz und Handy auf und warte auf einen
Anruf des Gesundheitsamtes, da kommt aber nichts. Nachweislich hat das Gesundheitsamt
meine Handy-Nummer.
 Tag 8: Samstag, 19.9.: Bin in der Nähe meiner Telefone, erwarte aber nicht, dass das
Gesundheitsamt am Wochenende arbeitet, es kommt kein Anruf vom Gesundheitsamt, aber
von der Kindergartenleitung, die mich weiterhin informiert und sagt, dass ich demnächst
ohne Ankündigung vor meiner Haustür getestet werde.
 Tag 9: Sonntag, 20.9.: Bin weiter in der Nähe meiner Telefone, erwarte aber weiterhin
nicht, dass das Gesundheitsamt am Wochenende arbeitet, es kommt kein Anruf.
ï‚· Tag 10: Montag, 21.9.: Um 15:20 Uhr wird bei mir ein Covid-19-Abstrich genommen. Vom
Gesundheitsamt immer noch keine Nachricht. Die Tester sagen, ich soll mich für das
Ergebnis in zwei Tagen beim Gesundheitsamt melden, beim positiven Ergebnis bekomme
ich aber Nachricht.
ï‚· Tag 11: Dienstag, 22.9.: Immer noch nichts vom Gesundheitsamt.
ï‚· Tag 12: Mittwoch, 23.9.: Ich rufe beim Gesundheitsamt an und nach 35 Minuten in zwei
Warteschlangen werde ich durchgestellt. Ich werde informiert, dass die Ergebnisse bis zu
vier Tagen brauchen, sie hätten noch nicht einmal die Ergebnisse vom Sonntag. Ich solle
Donnerstag oder Freitag noch einmal anrufen.
 Tag 13: Donnerstag, 24.9.: Ich rufe erneut beim Gesundheitsamt an, der übliche Nerv mit
der Warteschleife. Dann: Mein Ergebnis liegt vor, ich bin negativ getestet. Die Mitarbeiterin
wundert sich, da ich drei Mal im System stehe.
Ich bekomme Post vom Gesundheitsamt, die Anordnung zur häuslichen Quarantäne, mit
Datum vom Freitag, am Dienstag durch einen bekannterweise langsamen privaten
Postanbieter bearbeitet und mir nach sechs Tagen zugestellt, ich muss bis zum 25.9. in
Quarantäne, also noch einen Tag. Die Infos und Anweisungen in der Anordnung hätte ich
gerne früher gehabt. Über mein Handy ist kein Kontakt aufgenommen worden.
 Tag 14: Freitag, 25.9.: Mein letzter Tag in Quarantäne.
Jan-Eric Bothe"


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