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Interkulturelle Woche - Gestrandet am Rande der EU

Foto: privat.

Barsinghausen. Im Rahmen der interkulturellen Woche hat der Runde Tisch für Integration am 30. September zu einem Hilfseinsatzbericht des Arztes Stephan Bethe in die Kulturfabrik Krawatte eingeladen. Er berichtete von seinen Erfahrungen vom medizinischen Hilfseinsatz mit der Hamburger Organisation „Medical Volunteers International e. V.“ (NGO). Dieser fand im Januar an der bosnisch-kroatischen Grenze statt. Wenige Tage vorher brannte dort das Flüchtlingscamp Lipa. .

Die NGO hat rund um die Stadt Velika Kladusa an der Grenze zu Kroatien Menschen versorgt, die nicht in Camps leben, sondern in Gruppen zusammen in Abbruchhäusern, Wäldern oder auf Feldern in Zelten. Aus Sicherheitsgründen waren die Hilfseinsätze nachts. Tagsüber trafen die Hilferufe ein, die Einsätze wurden vorbereitet und ab 17 Uhr bis Mitternacht wurden 8-10 Orte aufgesucht. Die Menschen leben in desolaten Umständen und schlechten Hygienebedingungen. Krankheiten wie Krätze, Läuse und Durchfall sind somit alltäglich. Die Geflüchteten werden nicht wahrgenommen, sie sind nicht gewollt und sie werden diskriminiert. Sie sind in eisiger Kälte sich selbst überlassen gewesen. Mit viel innerer Stärke müssen sie diese desolaten Zustände aushalten. Kleine Hilfsorganisationen versuchen vor Ort gegen das große Problem und die Resignation der Geflüchteten anzukämpfen. Es gibt dort Menschen, die seit fünf Jahren unterwegs und schon 17-mal an der Grenze zurückgestoßen worden sind.

Durch die illegalen „Pushbacks“ (Zurücktreiben der Menschen über die Grenze) kommt es oft zu Frakturen von Schlägen, die zu Arm-, Bein- und Knieverletzungen führen. Aber es gibt auch Gewalt untereinander, wie z. B. Diebstähle, wo es zu Messerstichwunden kommt.

In einem anderen Einsatz im April/Mai ist Stephan Bethe mit der Sea-Watch 4 im Mittelmeer unterwegs gewesen und hat in 48 Stunden in sechs Rettungsaktionen 455 Menschen aus Seenot gerettet. Die Libysche Küstenwache versuchte die Menschen in den Schlauchbooten nach Libyen zurück zu drängen und zu schleppen. Die Geretteten konnten im italienischen Hafen Trapani von Bord gehen und wurden in ein spezielles Aufnahmezentrum gebracht.

Bei all seinen Einsätzen hat Stephan Bethe viel Leid aber auch eine große Dankbarkeit erlebt.


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