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In Wennigsen rufen Landwirte zu Tisch

Der Egestorfer Milchviehbauer Kai-Henrik Struß ist im Gespräch mit Verbrauchern.

Wennigsen.

Eigentlich sollte die Aktion vor EDEKA LADAGE in Wennigsen von 13 bis 17 Uhr laufen. Aber weil der Andrang bei den Landwirten Montagnachmittag groß ist, wird erst um Viertel nach sechs abgebaut. Das Motto "Land schafft Verbindung, Land wir rufen zu Tisch!"

Der Argestorfer Schweinemäster Philip Noltemeyer fährt um kurz vor eins mit einem plakatierten Trecker auf den EDEKA-Parkplatz. Martktleiter Viktor Ortmann unterstützt die Aktion: "Die Landwirtschaft in Deutschland, die kleinen Höfe, die müssen überleben. Wir bieten das an regionalen Produkten an, was möglich ist. Aber die Auflagen sind hoch, für die Landwirte und für den Einzelhandel."

Um ins Gespräch mit den Verbrauchern zu kommen, verteilen Noltemeyer und der Egestorfer Milchviehbauer Kai-Henrik Struß die Blühmischung "Bienenfreund". "Gemeinsam für mehr Artenvielfalt" steht auf den Tütchen, die sie spontan tags zuvor noch abgepackt und mit dem Logo und Slogan der Bewegung bedruckt haben. Warum Saatgut für den Garten? "Damit die Verbraucher merken, dass sie auch etwas tun können", sagt Noltemeyer und erzählt von Schottergärten.

Der Jungbauer geht er mit einem der Tütchen auf zwei Frauen mit Einkaufswagen zu : "Wir machen heute Werbung für unsere regionale Landwirtschaft." Bei den Verbraucherinnen rennt er offene Türen ein, sie wollen mehr zu der Aktion wissen.

Währenddessen erzählt Kartoffelbauer Georg Wöltje aus Sorsum einem Passanten, wieviel CO2 in einer Kartoffeln aus Ägypten steckt. "Wenn die Mehrzahl der Verbraucher billig einkaufen will,  geht das nur über Masse", auch das sagen die Landwirte wieder und wieder. Und dass der Verbraucher über die Landwirtschaft an der Kasse entscheidet. "Wenn man fragt, wollen alle regionale Produkte, aber schauen Sie mal, was dann tatsächlich im Einkaufswagen landet." Oder: "Dann kaufen die Verbraucher Eier aus Freilandhaltung, gleichzeitig essen Sie  Fertigprodukte mit Ei und denken nicht darüber nach, woher diese Eier kommen."

Auch das Thema Nitratbelastung ist für viele im Gespräch komplizierter als auf den ersten Blick: Denn eine Grundwassermessstelle bildet nicht unbedingt die Einträge in ihrem direkten Umfeld ab, sie kann ein weiter entfernt liegendes Einzugsgebiet haben. "Für den Bauern bedeutet aber ein erhöhter Nitratwert in seiner Umgebung, dass er weniger düngen darf, also weniger Masse produzieren kann", erklärt Struß seiner Gesprächspartnerin. "Wir machen das doch nicht aus Hobby, wir leben davon und wollen den Hof auch wieder an die nachfolgende Generation weitergeben."

Mehrfach bieten die Landwirte Verbrauchern an, sich bei ihnen zu melden und dann vorbeizuschauen, Philip Noltemeyer hat damit schon gute Erfahrungen gemacht. "Kritiker werden nicht gleich zu Freunden der konventionellen Landwirtschaft, aber es geht um Toleranz." Denn so manche Kritik, insbesondere in den sozialen Medien, geht den Bauern laut eigenen Angaben an die Nieren.

Montagabend ziehen die Landwirte ein durchweg positives Fazit: Der bundesweite Aktionstag hat sich für sie in Wennigsen gelohnt, sie seien auf viel Verständnis gestoßen, wollen schon bald wieder etwas ähnliches veranstalten. Zwei Stunden pro Tag seien es schon, die er zusätzlich in die Bewegung stecke, sagt Struß. Aber die sind es ihm offensichtlich wert, vom Bauernverband fühlen sich die Jungbauern nicht ausreichend vertreten. 

 


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