Anzeige
Anzeige
Anzeige

ICE-Strecke Hannover – Bielefeld - Alle Varianten starten in Seelze und verlaufen bis Groß-Munzel

Symbolfoto. Quelle: pixabay.

Barsinghausen/Seelze/Region. Die Deutsche Bahn hat am Dienstag recht spontan 12 Varianten für den Verlauf des Trassenkorridors der geplanten ICE-Strecke Hannover-Bielefeld veröffentlicht. Dieses Vorgehen stößt nun in Politik und bei Bürgerinitiativen (BI) auf große Kritik. Auch die 12 Varianten, die die Bahn vorstellt, stoßen auf wenig Gegenliebe..

Von der Idee bis zum Bau durchläuft das Bahnprojekt Hannover–Bielefeld viele Schritte. Im Jahr 2020 beauftragte das Bundesverkehrsministerium die Bahn mit den Zielen: Zwei Gleise mehr. 31 Minuten Fahrzeit. Güterzug-tauglich. Die Bahn bestimmte nach eigenen Angaben zuerst den Suchraum und untersuchte die Bestandsstrecke. Ein Ausbau des Bestands erreichte die Projekt-Ziele nicht. Bahn und Region erörterten dann Raumwiderstände, die die Planer meiden sollen. Die Bahn entwickelte daraus Grob-Korridore. Im Jahr 2022 erörterten Bahn und Region gemeinsam 195 Kriterien für die Trassen-Bewertung. In 2023 entwickelte die Bahn Fahrzeit-Korridore und darin 1.000 Meter breite Trassen-Korridore.

„Ab August 2024 erörtert die Bahn die bewerteten Trassen-Korridore Ã¶ffentlich online und vor Ort. Anschließend planen wir die beste(n) Trasse(n) genauer. Am Ende steht in einigen Jahren die Baugenehmigung“, heißt es von der Bahn.

Die Verläufe aller Trassen-Korridore

Die Bahn beschreibt den Verlauf der Varianten von Ost nach West, also von Hannover nach Bielefeld. Von Hannover bis Seelze nutzen alle zwölf Varianten die vorhandenen Gleise. Ab Seelze verlegt die Deutsche Bahn dann neue Gleise. Der genaue Startpunkt wird erst in den nächsten Jahren bestimmt. Für den besseren Vergleich der Varianten nutzt die Bahn einheitlich die Anbindung Cargo-Werk Lohnde.

Alle Varianten verlaufen bis Groß-Munzel, bis kurz vor der Autobahn A2 ähnlich. Die neuen Gleise überqueren südlich vom Mittellandkanal den Lohnder Bach und verlaufen nahe entlang der Laubwälder.

Danach verlaufen die sechs Schaumburger-Börde-Varianten V1 bis V6 bestandsnah durch die Schaumburger Börde bis Bückeburg. Die drei Bückeberg-Varianten V7 bis V9 verlaufen durch den Bückeberg. Die drei Auetal-Varianten V10 bis V12 verlaufen durch das Auetal.

Ab Bad Eilsen verlaufen bei den Bückeberg-Varianten (V7, V8, V9) und Auetal-Varianten (V10, V11, V12) zusätzliche Gleise nach Bückeburg, um die Strecke mit Minden zu verbinden. Das Wesergebirge wird in Porta Westfalica durchfahren (V1 und V2) oder untertunnelt, und zwar in Nammen (V3 und V4), Kleinenbremen (V5 und V6) oder Rinteln (V7 bis V12). 

Die Varianten V1, V4, V6, V7, V11 verlaufen ab Herford-Nord nahe zum Bestand. Damit wir besser vergleichen können, verbinden wir alle Varianten bei Schildesche mit den bestehenden Gleisen. Wo die neuen Gleise an den Bestand in Bielefeld anbinden, untersuchen wir noch genauer. Das kann in Brake sein oder im Stadtteil Schildesche in Bielefeld.

Kritik an der Kommunikation der Bahn

Nicht nur aus der Politik kommt Kritik zu der Art der Kommunikation der Deutschen Bahn. „Das Vertrauen ist verspielt“, „Dieses Verhalten ist ein schwerwiegender Fehler“, sagte beispielsweise die Landtagsabgeordnete Claudia Schüßler (SPD). Der Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban erklärte ebenfalls: "Diese 12 Varianten so zu veröffentlichen, sorgt doch jetzt in jeder Kommune und jedem möglicherweise betroffenen Ort für Panik. Das ist keine gelungene Kommunikation." 

Doch auch bei den Bürgerinitiativen ist der Ärger groß. Con-nect.de hat bei Gerald Schroth von der BI Munzel nachgefragt.

Alle Varianten verlaufen bis Groß-Munzel

„Die Bürgerinitiative Munzel hat die jüngste Ankündigung mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen. Unsere Bürgerinitiative zeigt sich enttäuscht über die Art und Weise, wie die Varianten veröffentlicht wurden. Zwar wurden über längere Zeiträume Konsultationen geführt, doch waren die konkreten Planungen der Bahn bisher nicht transparent genug, um eine fundierte Einschätzung abzugeben“, so Schroth, „Die Ankündigung hat bei vielen Mitgliedern unserer Initiative Besorgnis ausgelöst, da die Auswirkungen auf Barsinghausen und die umliegenden Gebiete erheblich sein könnten.“

Mit Bedauern stellte die BI nun fest, dass ihre konkreten Vorschläge und Bedenken offenbar nur unzureichend in die Planungen der Deutschen Bahn eingeflossen sind. Die Bürgerinitiative hatte wiederholt auf die besonderen geologischen, ökologischen und sozialen Bedingungen in der Region hingewiesen. „Doch scheint dies in den nun vorgestellten Varianten nur marginal Berücksichtigung gefunden zu haben.“

Obwohl die genaue Betroffenheit Barsinghausens von den unterschiedlichen Trassenverläufen noch detailliert untersucht werden müsse, sei bereits jetzt abzusehen, dass mehrere der vorgeschlagenen Varianten massive Eingriffe in die Landschaft und das Stadtbild mit sich bringen könnten. „Wir befürchten negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bewohner sowie auf die Natur und Umwelt unserer Region.“

Die BI will nun alle zur Verfügung stehenden rechtlichen und politischen Mittel ausschöpfen, um gegen die unvorteilhaften Varianten vorzugehen. Dazu stehe man auch in Kontakt mit anderen Bis entlang der geplanten Strecke.

In den kommenden Wochen wolle man die veröffentlichten Varianten im Detail analysieren und die daraus resultierenden Schritte planen. Dabei wird es auch öffentliche Informationsveranstaltungen geben, um die Bürger über den aktuellen Stand der Planungen und die möglichen Auswirkungen zu informieren. „Unser Ziel bleibt es, eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der Menschen in unserer Region gerecht wird, ohne die notwendigen Fortschritte in der Infrastruktur zu blockieren“, so Schroth.

Alle Varianten starten in Seelze

Die Stadt Seelze ist von der überraschenden Veröffentlichung der Trassenvarianten für das Bahnprojekt Hannover-Bielefeld durch die Deutsche Bahn tief irritiert. Bürgermeister Alexander Masthoff äußert sein Unverständnis über die Art und Weise der Informationspolitik der Deutschen Bahn, die für erhebliche Unruhe in den betroffenen Stadtteilen Lohnde und Dedensen gesorgt hat.

„Hier werden die Bürger völlig überrumpelt. Die Umsetzung des Projektes bedeutet Einschnitte in das Leben der Menschen vor Ort, die bis in die Ewigkeit wirken“, so Alexander Masthoff weiter. Vor dem Hintergrund, dass die Deutsche Bahn in den kommenden zehn Jahren 100 Milliarden Euro für die Instandsetzung eines maroden Schienennetzes investieren muss, stelle sich für die Stadt Seelze die Frage nach der Prioritätensetzung bei der aktuellen Planung. Die Sinnhaftigkeit der derzeitigen Priorisierung des Projekts Hannover-Bielefeld sei angesichts dieser finanziellen Herausforderungen schwer nachvollziehbar.


Anzeige