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Gewalt gegen Frauen - Täglich geschieht es 48-mal in Niedersachsen

Symbolfoto. Quelle: pixabay.

Hannover.: Es passiert täglich mehrfach - Eine Frau erlebt häusliche Gewalt. Das belegt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2023. Es zeigt: Der gefährlichste Ort im Leben vieler Frauen ist das eigene Zuhause. Wie solchen gewaltsamen Übergriffen vorgebeugt werden kann, diskutierten am 6. Juni rund 120 Expertinnen und Experten interdisziplinär beim 15. LKA Symposium "Gewalt gegen Frauen - Schutz durch Prävention in Niedersachsen" im Alten Rathaus in Hannover..

Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, machte bereits zu Beginn der Veranstaltung deutlich: "Gewalt hat in unserer Gesellschaft rein gar nichts zu suchen! Die Bekämpfung von Gewalt ist eines der ganz zentralen Anliegen unserer Sicherheitsbehörden. Das Symposium des LKA Niedersachsen wirft in diesem Jahr einen besonderen Blick auf die Gewalt gegen Frauen. Gerade diese perfide Form der Gewalt, die sich im sozialen Nahraum abspielt, ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und geht uns alle an - Häusliche Gewalt ist keine Privatsache! Leider müssen wir aber immer wieder feststellen: Gewalt gegen Frauen ist Realität. Sie existiert in vielen Formen - unabhängig von Gesellschaftsschichten, Altersgruppen, Religionen und Kulturen.

Sie ist nicht nur eine Verletzung der persönlichen Integrität der betroffenen Frauen, sondern auch ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte von Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Respekt. Deshalb müssen wir alle aufmerksam in Bezug auf unsere Mitmenschen sein und Hilfsbereitschaft signalisieren."

Ein Appell, den auch Prof. Dr. Monika Schröttle in ihrem Vortrag "Historische Einbindung und aktuelle Auswirkungen" aufgriff.  Sie leitet seit 2014 am Institut für empirische Soziologie (IfeS) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg den Schwerpunkt Gender, Gewalt und Menschenrechte und hatte in einer Studie zur Lebenssituation von Frauen in Deutschland wissenschaftlich belegen können, dass Frauen zuerst und am häufigsten mit Personen aus ihrem unmittelbaren Umfeld über erlebte Gewalt sprechen. Dabei kann Gewalt in unterschiedlichen und oft auch schwer erkennbaren Formen auftreten. Dr. Susanne Kaiser, Journalistin und Beraterin, schilderte eindrücklich die neuen Dimensionen, die sich in digitalen Umgebungen, psychologischen Manipulationen und emotionalen Missbräuchen manifestieren können. Sie sind nicht weniger verheerend als physische Gewalt, jedoch oft weniger sichtbar.

"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Opfer von häuslicher Gewalt wissen, dass sie nicht allein sind und dass Unterstützung und Hilfe verfügbar sind. Gewalt in Partnerschaften ist keine Privatsache und durch nichts zu entschuldigen. Sie ist eine Straftat, die wir sehr ernst nehmen", sagt LKA-Präsident Friedo de Vries. "Die wissenschaftliche Herangehensweise des Symposiums ermöglicht es uns, häusliche Gewalt in ihren vielen Facetten zu betrachten und gemeinsam mit Kooperationspartnern über Möglichkeiten und Chancen zur Prävention und Hilfe zu diskutieren."

Mit der Stärkung von Prävention und Hilfe stemmt sich das LKA Niedersachsen gemeinsam mit anderen Akteuren dem Phänomen Femizide entgegen, die im Mittelpunkt des Vortrags von Regierungsoberrat Tim Juraske, Wissenschaftler im LKA Niedersachsen, stand. Die gezielte Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts durch ihren Partner ist oft begleitet von extremer Gewalt und Brutalität. Mit einem Blick nach Spanien, wo 2005 ein Gesetz in Kraft trat, das Prävention, Opferschutz und Strafverfolgung kombiniert, machte er den Zuhörenden Mut, für Veränderungen einzutreten. Denn die Initiative trug maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt zu schärfen und die Unterstützung für betroffene Frauen zu verbessern.

Einen Beitrag zur Sensibilisierung soll auch die Wanderausstellung "HerzSchlag - wenn aus Liebe Gewalt wird" des LKA Niedersachsen leisten, für die Daniela Behrens, Niedersachsens Ministerin für Inneres und Sport, die Schirmherrschaft übernommen hat. Sie zeigt Ausprägungen und Folgen von Partnerschaftsgewalt und lässt auch Betroffene zu Wort kommen. Ergänzt wird sie von einem interaktiven und informativen Angebot, das sich auf der Website des LKA befindet, Link www.herzschlag-kampagne.de. Die Ausstellung wurde heute erstmals öffentlich vorgestellt.

"Mit HerzSchlag wollen wir das Unsichtbare sichtbar machen, Mut zusprechen und Opfer unterstützen bzw. Opferwerdung verhindern. Dabei richtet sich die Ausstellung auch gerade an junge Frauen und soll sie stark machen, jegliche Form von Gewalt offen anzuklagen und nicht als Privatsache zu behandeln. Durch aufgezeigte Unterstützungsangebote soll der Kreis aus Angst, Scham und Verletzungen aufgebrochen werden und Frauen der Weg in ein Leben ohne Gewalt aufzeigen. Uns als Polizei ist es ein zentrales Anliegen, dass Menschen sich sicher fühlen - das gilt erst recht für das eigene Zuhause und in Paarbeziehungen", sagt de Vries. Die Ausstellung kann beim LKA Niedersachsen angefragt und ausgeliehen werden.

Das LKA-Symposium ist der Höhepunkt der "Woche gegen häusliche Gewalt" des LKA Niedersachsen, in der die Behörde auf ihren Social-Media-Kanälen Instagram und Facebook aus unterschiedlichen Perspektiven sensibilisiert. Sie endet morgen.


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