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Es geht unter Tage – Ein Besuch im Klosterstollen

Grubenführer Wilfried Klatt (l.) und Geschäftsführer Hans-Werner Röth.

Barsinghausen. Zehn Jahre dauerte es, bis das Besucherbergwerk hergerichtet war. In diesem Jahr feiert es sein 25-jähriges Jubiläum. Tausende Besucher lassen sich jedes Jahr die Entstehungsgeschichte des Bergwerks Barsinghausen bei Einfahrten erklären. Auch Con-nect.de hat sich Grubenlampe und Helm geschnappt und ist mit Grubenführer Wilfried Klatt und Geschäftsführer Hans-Werner Röth unter Tage gewesen..

Die Einfahrt in den Klosterstollen beginnt stehts mit einer Sicherheitseinweisung und einem thematischen Rundgang durch das Museum. „Im Museum können wir die Besucher schön in das Thema holen, egal was im Alltag zuvor los war“, erklären der Geschäftsführer des gemeinnützigen Betriebs „Alte Zeche“, Hans-Werner Röth und der Grubenführer Wilfried Klatt. Neben einem Helm darf auch die Grubenlampe nicht fehlen. Ihr Licht erlischt, wenn der Sauerstoffgehalt eine kritische Untergrenze erreichen sollte und dient somit als Warnung. „Aktuell haben wir im Stollen 9°C und 95% Luftfeuchtigkeit“, so Klatt vor der Einfahrt, „Wasser ist unter Tage der größte Feind.“

Die Geschichte des Bergwerks beginnt 1856

Die Einfahrt mit der Grubenbahn in den Klosterstollen erfolgt nahezu ebenerdig, jedoch haben die Besucher nach den rund 1.000 Metern 150 Meter Deister über sich. Der Schacht IV in Eckerde, der ebenfalls zum Bergwerk Barsinghausen gehört, geht 800 Meter in die Erde. Dort kommt das Wasser mit 21°C an die Oberfläche. „Ein Stollen geht schräg in die Erde, ein Schacht senkrecht“, erklärt Röth. 1856 begannen die Arbeiten am Bergwerk Barsinghausen. Drei Jahre früher als geplant erreichten die Bergleute nach 12 Jahren die Kohle. „Leider hat sich der Deister nur wenige Jahre später bewegt und ist abgesackt, womit auch die Kohleader erst einmal weg war. Sie konnte jedoch wieder erschlossen werden“, so Klatt, „Zu Beginn wurde alles in Handarbeit gemacht und pro Tag kamen die Arbeiter nur wenige Zentimeter weit durch den Stein. Dynamit kam erst später zum Einsatz.“

1957 war mit dem Kohleabbau in Barsinghausen bereits wieder Schluss. Die Kohle aus dem Deister ist 130 Millionen Jahre alt und qualitativ nicht so hochwertig, dass sie mit der rund 300 Millionen Jahre alten und qualitativ besseren Kohle aus Nordrhein-Westfalen, die schneller und somit auch günstiger abgebaut werden konnte, mithalten konnte.  

Die Grubenbahn fährt elektrisch und poltert etwa 12 Minuten durch den schmalen Gang über die Gleise, immer tiefer in den Stollen hinein. Gut 6.000 Besucher hat das Besucherbergwerk jedes Jahr. 2024 feiert es sein 25-jähriges Jubiläum. „Um weiterhin als aktives Bergwerk zu gelten, müssen wir jedes Jahr eine bestimmte Menge Kohle abbauen“, erklärt der Geschäftsführer. „Tatsächlich verwenden Schmieden die Deisterkohle gerne, da sie sehr schnell, aber auch sehr heiß verbrennt“, ergänzt Klatt. 1.600 Meter Bahnstrecke gibt es in der Zeche und gut 10.000 Meter Stollen im gesamten Bergwerk Barsinghausen, viele Stollen sind jedoch eingestürzt, oder überflutet.

Im Stollen angekommen, beginnen die Grubenführer ihre Führungen für die Besucher. Am Wetterschacht ist ein starker Luftzug zu spüren. Solange die Temperaturen im Schacht und draußen unterschiedlich sind, ist eine gute Luftzirkulation gegeben. Sind die Temperaturen nahezu gleich (Mattes Wetter) zirkuliert die Luft nicht. „Dann müssten wir die Ventilatoren tagelang laufen lassen, um genug Sauerstoff in den Stollen zu bringen. Die Stromkosten sind aber enorm. Wir arbeiten aber an Ideen, um das viele Wasser hier unten zur Stromgewinnung nutzbar zu machen.“ Auch wenn sich noch nie ein Besucher verletzt hat, steht eine umgebaute Grubenbahn immer einsatzbereit im Stollen, um eine verletzte Person auch liegend aus dem Stollen zu bringen.

Der Stollen wächst von unten zu

„Zehn Jahre hat es gedauert, um den Stollen zum Besucherbergwerk umzubauen“, blickt Röth zurück. An manchen Stellen erklärt Klatt auch die Unterschiede zum „originalen“ Stollen. „Die haben dann mit acht Personen hier drin gelegen, in nassen Klamotten und haben stundenlang mit Presslufthämmern die Kohle abgebaut.“ Die Presslufthämmer waren laut. Die Maschine für die Pressluft war laut. Die Maschinen, mit denen die Kohle befördert wurde, waren laut. Klatt schaltet einige Maschinen kurz ein. „Bevor die Pressluft Einzug erhielt, haben die Arbeiter mit Hammer und Meißel gearbeitet und Licht gab nur der „Harzer Frosch“, eine kleine Öllampe.“ Auch Grubenpferde gab es, die Loren gezogen haben. Mit 14 Jahren haben damals Jungen die Kohle aus den Gängen geholt. Die schmalen und flachen Gänge wurden für das Besucherbergwerk extra erweitert. Viel Lehm und Schlamm musste am Anfang aus den Gängen geholt werden. „Die Stollen sind von unten mit Lehm „zugewachsen“, da alles hochgedrückt wird“, so Klatt zu den Anfängen des Besucherbergwerks.

Biereinfahrten statt Schwerstarbeit

Anhand einer Kreidezeichnung am Gestein ist zu erkennen, wie wenig Kohle, wie viel Gestein und noch mehr Wasser aus dem Stollen geholt wurde – Schwerstarbeit. Da geht es heutzutage im Besucherbergwerk entspannter zu. Gerade in der Sprengkammer bietet der Veranstalter die Vorzüge des modernen Lebens an. „Wir bieten Biereinfahrten an. Dann wird nach einer Stollenführung in die Sprengkammer eingekehrt und es gibt Bier und Essen“, berichtet der Grubenführer, „Aufgrund der Sicherheitsbestimmung ist das alles im Rahmen, jedoch ist die Stimmung der Teilnehmer immer gut und es wird gerne angenommen.“

Das moderne Leben soll in Zukunft auch Einzug in das Museum erhalten. Modernere Schaukästen soll es geben. „Wir experimentieren auch mit Multimediatechnik, um Einfahrten per Video zu ermöglichen, oder Livebilder aus dem Stollen anzubieten. Die Feuchtigkeit macht uns da bislang die größte Sorge, aber uns fällt noch was ein“, so Klatt. Für den Geschäftsführer ist wichtig, dass das Gebäude der Zeche energetisch saniert wird und auch mit einer Solaranlage Strom erzeugt wird, um Kosten zu senken. Einnahmen generiert der gemeinnützige Betrieb „Alte Zeche“ durch Eintrittskarten, die Vermietung des Zechensaals und er erhält einen Zuschuss der Stadt Barsinghausen. Auch der Zechenpark soll in Zukunft noch schöner gestaltet werden.


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