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Empfang zum Reformationsfest

Anna Harmsen (links) und Louisa Swinke bringen die Sicht der Jugend in die Diskussion ein. Foto: Privat.

Ronnenberg. Am Abend vor dem Reformationsfest versammeln sich beim Empfang des Kirchenkreises Ronnenberg schon traditionell Politiker aus den Kommunen, Vertreter von Verbänden und Organisationen, von Schule und Gesellschaft und aus den Kirchengemeinden in der Michaeliskirche in Ronnenberg, um in den Austausch über aktuelle Themen zu kommen. In diesem Jahr hörten die gut 90 Gäste in der Kirche fünf Impulse zur Frage der "Demokratieförderung als Aufgabe von Kirche und Gesellschaft"..

Das Thema sei so aktuell angesichts der „bedrückenden Zeit“, sagte Superintendentin Antje Marklein in ihrer Begrüßung. „Wie steht es mit dem Demokratievertrauen in Krisenzeiten? Werte der Demokratie stehen in Frage, ja werden mit Gewalt zerstört. Kirche und Gesellschaft sind herausgefordert, Position zu beziehen zu  Gewalt und Terror, zu Antisemitismus, zur Klima- und Migrationspolitik. Wir haben als gesellschaftlich engagierte Gruppen, als Vereine und Institutionen in diesem demokratischen Staat eine gewichtige Stimme. So sind wir zu diesem Thema heute gekommen“.

Der Wennigser Bürgermeister Ingo Klokemann sprach über das weit verbreitete Gefühl der politischen Ohnmacht und fehlendes Vertrauen in Institutionen. Zentral sei für ihn, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. "Politisch selbst aktiv zu sein, das nimmt auch das Gefühl der Ohnmacht. Leider hören wir oft 'was macht ihr da', obwohl wir als Ratsmitglieder ja ein Teil des ‚Wir‘ sind", meinte er. Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, wurde in Wennigsen das "Bündnis für Solidarität in Wennigsen" von Kirche, Parteien, der Schule und Jugendparlament gegründet. "Dieses Bündnis steht für Zusammenhalt. Bei allen Unterschieden machen wir deutlich, dass wir das Beste für unseren Ort, unser Land und für die Menschen, die darin leben, erreichen wollen", so der Bürgermeister. Angesichts von Klimakrise und auch der Biodiversitätskrise und einer Generationenungerechtigkeit für seine Schülerinnen und Schüler forderte Dr. Alexander Pleschka vom Hannah-Arendt-Gymnasium in Barsinghausen in seinem Beitrag mehr Demokratie. "Junge Menschen sind aufgrund des Wahlalters und auch des demografischen Wandels politisch unterrepräsentiert. Dies führt zu strukturellen Ungerechtigkeiten", meinte er und warb für politische Bildung, die Menschen ins Handeln bringe. An der Schule könnten Jugendlichen unter dem Nachhaltigkeitsgedanken kreativ neue Ideen entwickeln, die auch in die Familie, in die Gesellschaft hineinwirkten. Ãœber die Aufgaben von Vereinen in der Demokratie dachte der stellvertretende Vorsitzende des TSV Egestorf Karl-Heinz Tiemann in seinem Beitrag nach. Aufgrund dessen kurzfristigen Verhinderung verlas Burkhard Manke vom Kirchenkreisvorstand diesen Impuls. Vereine seien ein Spiegel der Gesellschaft, so dass auch "Rassismus und Diskriminierung im Sport wie in der Gesellschaft immer eine latente Gefahr bleiben werden und wir deshalb nie in unseren Bemühungen nachlassen dürfen, etwas dagegen zu unternehmen", so der Vereinsvertreter. Er warb für Schulungen, für Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit und auch für deutliche Positionierungen des Vereins in der öffentlichen Wertedarstellung und Durchsetzung von "Spielregeln".  Mit ihren Ausführungen beeindruckten Anna Harmsen und Louisa Swinke von der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis besonders das Publikum. Sie bezeichneten sich in ihrem Impuls als "privilegiert", weil sie in ihrem Alltag, im Studium, in der Schule, als Teamerinnen in der Evangelischen Jugend mitgestalten können. "Auch wir haben Ängste und Sorgen angesichts der ungewissen Zukunft und der unsicheren Gegenwart. Aber uns hilft die Gemeinschaft, die wir um uns haben. Und gleichzeitig sehen wir, wie viele Jugendliche sich abgehängt fühlen und frustriert sind", meinten beide und plädierten dafür, aktiv für die Gesellschaft einzutreten - egal in welchem Alter. Denn: "Das Vorbildsein beginnt bei mir selbst". Den fünften Impuls des Abends gaben Sybille Busse und Ingo Arlt von „Barsinghausen ist bunt e.V.“. Sie erinnerten an die Gründung des Bündnisses, als im Stadtgebiet die „Demokratiefeinde erkennbar waren und auch beim Namen genannt werden konnten“. So lud das Bündnis zu ersten Informationsveranstaltungen ein und rief zu Kundgebungen auf, als im Januar 2016 eine im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft brannte oder die AfD in Barsinghausen tagte. „Letztlich arbeiten wir so bis heute. Wir befassen uns mit den aktuellen Fragen zu Themen der Demokratie, organisieren Informationen und wenn es die Situation erfordert, gehen wir auf die Straße“, so Sybille Busse.

Der Kirchenkreiskantor Christian Windhorst an der Orgel und Gerald Pursche, Querflöte, setzen durch ihre Musik mehr als „nur“ Pausenimpulse, für die sie viel Beifall hörten. Der Abend klang aus bei Gesprächen und einem Imbiss im Gemeindehaus der Michaelisgemeinde.


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