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Eine Flucht aus Afghanistan

Barsinghausen.

Ende September fand von 10 bis 14 Uhr das Projekt „Eine Flucht aus Afghanistan“ im Gartenpavillon der Ökostation unter Corona-Hygienebdingungen mit elf  Barsinghäuser Kindern statt, die meisten waren zehn bis zwölf Jahre alt. 

Nach der Begrüßung durch das vierköpfige Team der Ökostation gab es zunächst eine Vorstellungsrunde und dann  Gruppenaufgaben zur Feinmotorik: Der bekannte Kugel-Labyrinth-Tisch (eine Eigenentwicklung der Ökostation) und der Seilbagger mussten beherrscht werden - bei voller Konzentration und mit erheblicher Aufregung. Die Vorbereitung auf den Vortrag fand in der Form statt, dass alle überlegten, was sie mitnehmen würden, wenn sie von Zuhause weggingen.

Bahare und Ali erzählten vom Leben in ihrer Heimatstadt Herat in Afghanistan. Die Teilnehmer erfuhren, wie sie gewohnt hatten und alle schauten sich die geographische Lage dieser Stadt über Googlemaps an.

Bahare und Ali durften nicht zur Schule gehen: Bahare, weil sie ein Mädchen ist und Ali, weil er von klein auf seinem Vater in der Tischlerei helfen musste. Dann entführten die Taliban im Jahre 2015 einen kleinen Bruder von Ali, der nur gegen Lösegeld wieder freigekauft werden konnte.  Danach wollten die Taliban noch eine kleine Schwester aus der Familie holen. Das war das Signal für die Vorbereitungen zur Flucht der Familie. Bahare und Ali hatten mittlerweile geheiratet mit dort üblichen 15 beziehungsweise 17 Jahren. Sie waren aber unter extremem Druck durch Bahares Vater, der es nicht zulassen wollte, dass sich seine Tochter als Sunnitin mit einem Shiiten verheiratete. Bahare wurde von ihrem Vater mit dem Tode bedroht.

Alis Familie ermöglichte daraufhin die Flucht der beiden in den Iran. Dort blieben sie zwei Jahre, immer wieder bedroht von Bahares Vater. Dann flohen sie von dort in die Türkei. Beim Übersetzen nach Griechenland in einem Gummiboot nit 60 Personen lief das Boot wegen der hohen Wellen mit Wasser voll, alles Gepäck musste über Bord geworfen werden und alle dachten, sie würden untergehen. Aber sie wurden gerettet und kamen zurück in die Türkei. Schließlich sind sie doch irgendwie später in Griechenland angekommen und in drei Wochen zu Fuß bis nach Deutschland gelaufen. Sie sind nun sehr froh, hier in Sicherheit zu sein. Sie lernen Deutsch, was für sie aber besonders schwierig ist, da sie nie in der Schule waren..

Die Kinder waren ergriffen bis schockiert von dieser Fluchtgeschichte, stellten viele Fragen und es wurde gemeinsam versucht, die Hintergründe für dieses schreckliche Geschehen irgendwie begreifbar zu machen.

Zum Ausgleich ging es dann in den Hindernisparcour mit seinen vielfältigen Bewegungsaufgaben.  Parallel wurde auch das afghanisch-vegetarische Reisgericht vorbereitet, das ließen sich alle schmecken. Zum Abschluss gab es süße Spezialitäten. 

Die Kinder bedankten sich ganz herzlich bei Bahare und Ali beim Verabschieden und wünschten ihnen alle Gute für ihr weiteres Leben.


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